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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In epistula ad Romanos commentarius Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer (BKV)
ACHTE HOMILIE: Kap. III, V. 9—31.

4.

Sieh, auch den Glauben nennt der Apostel „Gesetz“. Er behält dieselben Namen bei, um den Schein der Neuheit zu vermeiden. Was ist das für ein Gesetz, das des Glaubens? Gerettet werden durch Gnade. Hier legt er den Finger auf die Macht Gottes, der nicht bloß rettet, sondern auch rechtfertigt und verherrlicht, und das ohne Werke (unsererseits) dazu nötig zu haben, sondern er verlangt nur Glauben. Das sagt er aber, um den zum Glauben gekommenen Juden bescheiden zu machen, und um den noch nicht zum Glauben gekommenen niederzudrücken und ihn so zum Kommen zu bewegen. Denn sollte der Jude, welcher bereits Rettung (durch den Glauben) erlangt hat, sich noch immer etwas einbilden auf sein Gesetz, so muß er nun hören, daß eben dieses Gesetz ihm den Mund schließt, daß es ihn anklagt, daß es ihm die Rettung abspricht und das Rühmen ausschließt. Der andere aber, der noch nicht zum Glauben gekommen ist, wird eben dadurch gedemütigt und wird leichter sich zum Glauben bekehren lassen. Siehst du da das Wesen des Glaubens? Wie er ein Aufgeben der früheren Heilshoffnung (auf Grund der guten Werke) ist und nicht einmal mehr ein Rühmen damit gestattet?

V. 28: „Wir halten also dafür, daß der Mensch durch S. b112 den Glauben gerechtfertigt werde ohne Werke des Gesetzes.“

Nachdem der Apostel dargelegt hat, daß die Heiden, wenn sie den Glauben angenommen haben, den Juden sogar über sind, spricht er mit aller Offenheit weiter über den Glauben und berichtigt einige Vorstellungen, welche die Juden beunruhigten. Zwei Dinge waren es besonders, welche die Juden verwirrten: Erstens, wieso es möglich sein solle, ohne Werke (des alttestamentlichen Gesetzes) Rettung zu finden, da doch sie mitsamt ihren Werken keine hatten finden können; und zweitens, ob es gerecht sei, daß die Unbeschnittenen ihnen gleichgestellt werden sollten, die sie doch so lange Zeit die Führung durch das Gesetz genossen hatten. Das zweite verwirrte sie noch mehr als das erste. Darum wendet er sich diesem Punkte besonders zu, nachdem er den ersten erledigt hat. So verwirrend war jenes zweite für die Juden, daß sie sogar später noch, als sie den Glauben schon angenommen hatten, dem Petrus Vorstellungen machten wegen des (heidnischen Hauptmanns) Kornelius und dem, was damit im Zusammenhange stand. Er sagt also: „Wir halten also dafür, daß der Mensch durch den Glauben gerechtfertigt werde ohne Werke des Gesetzes.“ Er sagt nicht: „Der Jude“ oder „der, welcher unter dem Gesetze steht“, sondern er wählt ein Wort von weitem Umfange und öffnet angelweit die Tore zum ewigen Heil. Er wendet nämlich das Wort an, welches die Natur bezeichnet und sagt: „Der Mensch“.

Hierauf nimmt er von da aus Gelegenheit, einen Einwand zu lösen, der ihm eigentlich nicht gemacht wird. Es lag aber doch nahe, daß die Juden, wenn sie hörten, der Glaube mache alle Menschen gerecht, sich darüber aufhielten und daran Anstoß nähmen; darum fährt er fort:

V. 29: „Ist er denn bloß ein Gott der Juden?“

Er will damit etwa sagen: Warum kommt es dir denn ungehörig vor, daß alle Menschen Rettung finden sollen? Ist denn Gott beschränkt auf einen Teil (der Menschheit)? Er will so dartun, daß sie in ihrem Be- S. b113 streben, die Heiden beiseite zu schieben, eigentlich eher die Ehre Gottes schmälern, wenn sie nämlich nicht zugeben wollen, daß er der Gott aller sei. Ist er aber der Gott aller, dann trägt er auch Vorsorge für alle; trägt er aber Vorsorge für alle, dann muß er auch alle in gleicher Weise Rettung finden lassen durch den Glauben. Darum sagt der Apostel: „Ist er denn bloß ein Gott der Juden,

nicht auch der Heiden? Ja, auch der Heiden.“

— Er ist nicht beschränkt auf einen Teil (der Menschheit), wie (die Götter) in den Fabeln der Griechen, sondern er ist allen gemeinschaftlich und einer. Darum fährt er fort:

V. 30: „Weil ja Gott einer ist.“

D. h. er ist ein und derselbe Herr über diese wie über jene. Und sprichst du mir von der alten Zeit, so (sage ich) auch damals gab es eine göttliche Leitung aller, wenn auch die Art und Weise verschieden war. Dir (dem Juden) war das geschriebene Gesetz gegeben, jenem (dem Heiden) das natürliche Gesetz. Diese, die Heiden, waren darum nicht schlechter daran, ja sie konnten sogar, wenn sie wollten, den Juden über sein. Dies deutet der Apostel an, wenn er fortfährt:

„(Gott), welcher sowohl die Beschneidung aus dem Glauben rechtfertigt wie auch die Unbeschnittenheit durch den Glauben.“

Damit bringt er ihnen das in Erinnerung, was er früher über Unbeschnittenheit und Beschneidung gesagt hat; er hatte ihnen nämlich klar gemacht, daß zwischen beiden kein Unterschied bestanden habe. Wenn aber früher keiner bestanden hat, um wieviel mehr werden sie jetzt gleich sein? Diesen Gedanken will er nun noch klarer herausarbeiten; er zeigt nämlich, wie beide in gleicher Weise des Glaubens bedürfen.

V. 31: „Tun wir also das Gesetz ab“,

fährt er fort,

„durch den Glauben? Das sei ferne! Im Gegenteil wir machen es fest.“

S. b114 Siehst du da des Apostels Klugheit, die auf so Verschiedenes bedacht ist, daß man es kaum sagen kann? Durch den Ausdruck „wir machen es (das Gesetz) fest“ zeigt er an, daß es nicht feststand, sondern in Auflösung begriffen war. Beachte dabei auch die überragende Geisteskraft des Paulus und mit welcher Geschicklichkeit er sein Ziel zu erreichen weiß! Hier tut er nämlich dar, daß der Glaube dem Gesetze nicht bloß nicht zum Untergange gereiche, sondern daß er ihm sogar eine Stütze sei, wie andererseits das Gesetz dem Glauben als Vorläufer diente. Denn jenes gab im voraus Zeugnis von diesem — „er war bezeugt durch das Gesetz und die Propheten“, heißt es ja — und dieser — der Glaube — machte jenes — das Gesetz — fest, da es im Wanken war. Wieso machte er es fest? fragt man. Nun, was war die Aufgabe des Gesetzes, und weswegen geschah alles (unter seiner Herrschaft)? Um den Menschen gerecht zu machen. Aber das brachte das Gesetz nicht zustande. Denn „wir waren Sünder allzumal“, heißt es. Der Glaube kam und vollbrachte es; denn wie einer glaubte, wurde er auch gerecht. Damit war des Gesetzes Zweck erreicht. Worauf alles im Gesetze hinauslief, das brachte der Glaube zur Erfüllung. Er hat es also nicht abgetan, sondern zur Vollendung geführt. — Drei Dinge hat also der Apostel hier dargetan: (Erstens,) daß es möglich ist, auch ohne Gesetz gerechtfertigt zu werden; zweitens, daß das Gesetz die Rechtfertigung nicht zuwege brachte, und drittens, daß der Glaube nicht im Widerspruch steht mit dem Gesetze. Weil gerade das letztere die Juden besonders beängstigte — der vermeintliche Gegensatz zwischen Glauben und Gesetz —, darum zeigt er mehr, als es der Jude wünschen kann, daß nicht nur kein Gegensatz bestehe, sondern daß beide — Glaube und Gesetz — einträchtig auf dasselbe Ziel hinarbeiten. Das hörten ja die Juden gerade gerne.

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