• Start
  • Werke
  • Einführung Anleitung Mitarbeit Sponsoren / Mitarbeiter Copyrights Kontakt Impressum
Bibliothek der Kirchenväter
Suche
DE EN FR
Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In epistulam ii ad Corinthios argumentum et homiliae 1-30 Homilien über den zweiten Brief an die Korinther (BKV)
Sechsundzwanzigeste Homilie.

III.

8. Ob dessen habe ich dreimal den Herrn gebeten; d. h. oftmals.

Auch Das ist ein Beweis der tiefen Demuth des Apostels, daß er es nicht verschweigt, wie schwer ihm diese Angriffe fielen, wie er sich ermattet fühlte, wie es der Bitte um Befreiung bedurfte.

9. Und er sprach zu mir: Es genügt dir meine Gnade; denn meine Macht vollendet sich in der Schwachheit.

Mit anderen Worten: Es genügt dir, daß du Todte erweckst, daß du Blinde heilst, daß du Aussätzige reinigst, daß du sonstige Wunder wirkst; verlange nicht auch noch, es ohne Gefahr und Furcht zu thun und ohne Hindernisse das Evangelium zu verkünden! Aber du fühlst es schmerzlich und willst verzagen? Halte Das mir nicht für ein Zeichen meiner Schwäche, daß es so Viele gibt, die dir nachstellen, die dich mißhandeln und verfolgen und mit S. 417 Ruthen peitschen; gerade Das dient zur Offenbarung meiner Macht. „Denn meine Macht,“ heißt es, „vollendet sich in der Schwachheit;“ nämlich wenn ihr als Verfolgte über die Verfolger obsiegt, wenn ihr als Bedrängte die Dränger überwindet, wenn ihr als Gebundene die Bindenden verjagt. So verlange denn nicht nach dem Überflüssigen! Siehst du, wie Paulus etwas Anderes als Grund anführt und etwas Anderes Gott der Herr? Denn der Apostel selbst sagt: „Damit ich mich nicht überhebe, wurde mir ein Pfahl für das Fleisch gegeben; Gott aber läßt er sagen: Um meine Macht zu zeigen, lasse ich Dieses zu. Demnach verlangst du nicht bloß Überflüssiges, sondern auch Etwas, was den Glanz meiner Macht verdunkelt. Denn in dem Worte: „Es genügt dir“ liegt enthalten, daß nichts Weiteres hinzuzukommen braucht, daß schon Alles seine Vollendung hat. So ist denn auch daraus klar, daß es sich nicht um Kopfschmerz handelt. Denn als krank hätte ja Paulas nicht predigen können; — wie hätte er es auch in der Schwäche vermocht?— er will vielmehr sagen, daß er durch Ertragung von Bedrängniß und Verfolgung über Alle obsiegt habe. Nachdem ich nun Dieß gehört, spricht er, so will ich nun gerne mich in meinen Schwachheiten rühmen. Damit nämlich die Korinther nicht den Muth sinken ließen, wenn die falschen Apostel sich der Ruhe rühmten, während die ächten aus den Verfolgungen gar nicht herauskamen, so zeigt Paulus, daß Dieses sogar seinen Glanz erhöhe, daß so Gottes Macht heller strahle, und daß seine widrigen Begegnisse ein würdiger Gegenstand des Rühmens seien. Darum sagt er: „Sehr gerne nun will ich mich rühmen.“ Nicht im Gefühle des Schmerzes sprach ich Das, was ich früher aufgezählt, oder was ich jetzt gesagt habe, daß „mir nämlich ein Pfahl gegeben wurde,“ sondern in freudiger Erhebung und im Bewußtsein, daß ich um so mehr die göttliche Macht auf mich herabziehe. Darum fährt er auch fort: „Damit in mich sich einsenke die Macht Christi.“ Hiemit deutet er noch etwas Anderes an, daß nämlich mit S. 418 der Steigerung der Bedrängnisse auch die Gnade sich mehrte und dauernder wurde.

10. Darum bin ich’s wohl zufrieden in vielen Schwachheiten.

In welchen? sage mir! „In Schmähungen, in Verfolgungen, in Nöthen, in Bedrängnissen.“ Siehst du, wie es Paulus nun hier klar und deutlich enthüllt? Denn indem er die Art der Schwachheit angibt, nennt er nicht etwa Fieber oder irgend ein häufig wiederkehrendes Übel oder ein sonstiges leibliches Übelbefinden, sondern Schmähungen, Verfolgungen, Bedrängnisse. Siehst du seine völlige Ergebenheit? Er sehnte sich nach Befreiung vom Ungemach; nachdem er aber von Gott gehört hat, daß Dieses nicht geschehen könne, so betrübt er sich nicht über das Vergebliche seiner Bitte, sondern freut sich vielmehr. Darum spricht er: „Ich bin es wohl zufrieden,“ ich freue mich, ich verlange nach Schmähung, Verfolgung, Bedrängniß um Christi willen. Dieses sagt er den Gegnern zur Beschämung, den Seinigen zur Ermuthigung, damit sie sich der Leiden des Paulus nicht schämten. Denn dieser Umstand genüge allein schon, ihm vor Allen den Vorzug zu verschaffen. Sodann führt er noch einen anderen Grund an, indem er sagt: „Denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.“ Was wunderst du dich, wenn Gottes Macht im Leiden sich offenbart? Auch ich bin dann stark. Denn im Leiden floß ihm der Strom der Gnade am reichlichsten zu.

Gleichwie nämlich Christi Leiden in uns überströmen, so strömt auch über unser Trost. Wo Drangsal, da ist auch Trost; und wo Trost, da ist auch Gnade. So sehen wir es an Paulus. Damals als er in’s Gefängniß geworfen wurde, da vollbrachte er jene Wunderdinge; als er Schiffbruch gelitten und auf unbekanntes Land geschleudert wurde, da strahlte sein Ruhm am hellsten. Als er gebun- S. 419 den vor dem Richterstuhle stand, da hat er auch den Richter überwunden.

So finden wir es auch im alten Bunde. In den Drangsalen strahlten die Gerechten; so die drei Jünglinge, so Daniel und Moses und Joseph; alle verdankten den Trübsalen ihren Ruhm und ihre herrlichen Kronen. Denn dann wird auch die Seele geläutert, wenn sie um Gottes willen Bedrängniß leidet; dann erfreut sie sich größeren Beistandes, weil sie mehr der Hilfe bedarf und größerer Gnade würdig ist. Und selbst vor dem von Gott bestimmten Lohne gewinnt die Seele aus dem Leiden große Güter, indem sie weise und tugendhaft wird. Denn die Drangsal beugt den Hochmuth, vertreibt die Schlaffheit, stärkt zur Ausdauer, enthüllt die Nichtigkeit aller irdischen Dinge, ist mit einem Worte die Lehrerin der Weisheit. Vor der Trübsal weichen die Leidenschaften alle, so Mißgunst, Eiferfucht und Begierlichkeit, Herrschsucht, Liebe zu Reichthum und Schönheit, Prahlsucht, Hochmuth und Zorn und der ganze sonstige Schwarm dieser Gebrechen. Und willst du es an wirklichen Beispielen sehen, so kann ich dir einen einzelnen Mann und ein gesammtes Volk zeigen, die abwechselnd in Drangsal und in Ruhe lebten; und ich kann nachweisen, was aus der Drangsal für ein Gewinn, und was aus der Ruhe für eine Zügellosigkeit erwachsen ist.

pattern
  Drucken   Fehler melden
  • Text anzeigen
  • Bibliographische Angabe
  • Scans dieser Version
Download
  • docxDOCX (357.48 kB)
  • epubEPUB (306.33 kB)
  • pdfPDF (1.21 MB)
  • rtfRTF (0.97 MB)
Übersetzungen dieses Werks
Commentaire sur la deuxième épitre aux Corinthiens vergleichen
Homilien über den zweiten Brief an die Korinther (BKV)

Inhaltsangabe

Theologische Fakultät, Patristik und Geschichte der alten Kirche
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Impressum
Datenschutzerklärung