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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In epistulam ii ad Corinthios argumentum et homiliae 1-30 Homilien über den zweiten Brief an die Korinther (BKV)
Neunundzwanzigste Homilie.

III.

Denn die draussen sind, Diese wird der Herr zur Rechenschaft ziehen am Tage des Gerichtes; euch aber auch jetzt, um euch die künftige Bestrafung zu ersparen. Aber wenn Dieses auch von väterlicher Fürsorge zeugt und aus Liebe geschieht, so siehe doch, wie ernst und drohend der Apostel darauf hinweist, wenn er sagt: „Der nicht schwach ist in Bezug auf euch, sondern mächtig unter euch. Denn ward er auch gekreuzigt aus Schwachheit, so lebt er aus Kraft Gottes.“ Wenn es ihm auch gefiel, Etwas auf sich zu nehmen, was man als Schwachheit betrachten konnte, so zerstört Das durchaus nicht seine Macht; denn diese bleibt unbezwinglich; und ihr that eine Sache, die Ausfluß der Schwachheit zu sein S. 460 schien, nicht den geringsten Eintrag; vielmehr ist gerade Das der größte Beweis für seine Stärke, daß er etwas Derartiges ohne Beeinträchtigung seiner Macht auf sich nehmen konnte. So möge dich demnach das Wort Schwachheit nicht beunruhigen; denn auch anderswo sagt Paulus: „Das Thörichte Gottes ist weiser als die Menschen, und das Schwache Gottes ist stärker als die Menschen;“1 und doch ist in Gott nichts Thörichtes und nichts Schwaches; vielmehr nennt Paulus so das Kreuz, um die Vorstellung der Ungläubigen damit auszudrücken. Höre nur, wie er sich selbst erklärt! „Denn das Wort vom Kreuze ist zwar Denen, die verloren gehen, Thorheit, Denen aber, die gerettet werden, Macht Gottes;“2 und wiederum: „Wir aber verkündigen Gott den Gekreuzigten, den Juden ein Ärgerniß und den Heiden eine Thorheit, Denen aber, die berufen sind, Juden wie Heiden, Christus, Gottes Macht und Gottes Weisheit;“ und wiederum: „Der sinnliche Mensch faßt nicht, was des Geistes ist; denn es ist ihm Thorheit.“3

Siehe, wie hier Paulus überall von der Vorstellung der Ungläubigen ausgeht, denen das Kreuz für Thorheit und Schwachheit galt. So meint er denn auch hier nicht die wirkliche Schwachheit, sondern die vermeintliche in den Augen der Ungläubigen. Er will also nicht Das sagen, daß Christus aus wirklicher Schwachheit gekreuzigt wurde; durchaus nicht. Denn daß es bei Christus stand, sich nicht kreuzigen zu lassen, Das hat er in Allem gezeigt, so, als ein Wort von ihm die Gegner rücklings zu Boden warf, als er die Sonne verfinsterte, als er den Feigenbaum verdorren ließ, als er Die, welche Hand an ihn legten, mit Blindheit schlug und unzähliges Andere vollbrachte. Was ist es nun eigentlich, was Paulus mit dem Worte S. 461 „Schwachheit“ sagen will? Wenn Christus auch gekreuzigt wurde, wenn er der Gefahr und Nachstellung sich willig zum Opfer bot, — wir haben ja gezeigt, daß das Erleiden von Gefahr und Nachstellung Schwachheit genannt werde, so that ihm Das gleichwohl nicht den mindesten Eintrag. Dieses sagt aber Paulus, um auf sich selbst die Anwendung zu machen. Denn da man allgemein sah, wie die Apostel verfolgt, bedrängt und verachtet wurden, ohne sich dagegen zu wehren oder dafür zu strafen, so will er zeigen, daß auch bei ihnen nicht Mangel an Kraft oder das Unvermögen der Abwehr die Ursache sei; und darum hat er die Rede auf den Herrn gelenkt; denn auch Christus, sagt er, ließ sich kreuzigen und binden und hat Unendliches gelitten, ohne sich dagegen zu wehren; vielmehr harrte er geduldig aus und ließ Alles über sich ergehen, was der Schwachheit eigen zu sein scheint; und er zeigte gerade dadurch erst recht seine Macht, daß er, ohne Widerstand oder Abwehr zu leisten, ganz und gar keinen Schaden nahm. Denn das Kreuz konnte ja nicht sein Leben vernichten noch seine Auferstehung hindern, sondern er ist auferstanden und lebt. Wenn du aber von Kreuz und Leben hörst, so nimm es im Sinne der Lehre von der Erlösung; denn von dieser ist hier die Rede. Wenn aber Paulus sagt: „Aus Macht Gottes,“ so meint er damit nicht, daß Christus nicht Macht habe, das Fleisch lebendig zu machen, sondern es macht dem Apostel keinen Unterschied, ob er aus Macht des Vaters oder des Sohnes sagt. Wenn er darum spricht: „Aus Macht Gottes,“ so denkt er an Christi eigene Macht. Denn daß auch Christus das Fleisch auferweckt habe und mächtig sei, dafür höre nur seine eigenen Worte: „Zerstöret diesen Tempel, und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten.“4 Wenn aber Paulus Das, was Christus zukommt, dem Vater zuschreibt, so möge dich Das nicht S. 462 irre machen! „Denn Alles, was der Vater hat, ist mein,“5 sagt Christus; und wiederum: „Alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist, ist mein.“6 Wie nun Christus, der Gekreuzigte, keinen Schaden nahm, so auch wir nicht, wenn wir auch verfolgt und bekämpft werden. Darum fährt Paulus auch fort: „Denn auch wir sind schwach in ihm, aber wir werden leben in ihm aus Macht Gottes.“

Was heißt: „Wir sind schwach in ihm“? Wir leiden Verfolgung, Bedrängniß und das äusserste Ungemach. Doch was heißt: „in ihm“? Wir dulden um der Predigt willen und des Glaubens an ihn. Wenn wir aber das Bittere und Schwere auf uns nehmen um seinetwillen, so wartet unser offenbar auch das Frohe. Darum hat Paulus beigefügt: „Aber wir werden in ihm gerettet aus Macht Gottes.“

5. 6. Prüfet euch selbst, ob ihr im Glauben seid, erprobt euch selbst! Oder erkennt ihr euch nicht, daß Christus in euch ist, wenn ihr anders nicht unbewährt seid? Ich hoffe aber, ihr werdet erkennen, daß wir nicht unbewährt seien.

Nachdem Paulus im Vorhergehenden gezeigt hat, daß der Mangel an Strenge nicht darin seinen Grund habe, weil er Christus nicht in sich habe, sondern weil er Christi Langmuth nachahme, der, ohne Widerstand zu leisten, sich kreuzigen ließ, so führt er nun diesen Beweis zum Überflusse noch auf anderem Wege, und zwar ausgehend von den eigenen Schülern. Was soll ich von mir, dem Lehrer, sprechen, will er sagen, dem so große Sorge obliegt, dem die ganze Welt anvertraut ist, der solche Zeichen ge- S. 463 wirkt hat? Wollt ihr euch nur selbst prüfen, die ihr doch Schüler seid, so werdet ihr sehen, daß auch in euch Christus ist; wenn aber in euch, dann um so mehr im Lehrer. Denn wenn ihr den Glauben habt, so ist auch Christus in euch. Und von den Glaubenden ist ja gesagt, daß sie Wunder wirken; denn die damaligen Gläubigen hatten die Gabe der Wunder. Darum hat Paulus beigefügt: „Prüfet euch selbst, erprobt euch selbst, ob ihr im Glauben seid! Oder erkennt ihr euch nicht, daß Christus in euch ist, wenn ihr anders nicht unbewährt seid?“ Wenn aber in euch, dann um so mehr im Lehrer. Mir aber scheint hier der Apostel unter Glauben den Glauben zu verstehen, der wunderthätig ist. Denn habt ihr diesen Glauben, spricht er, so ist Christus in euch, „wenn ihr anders nicht unbewährt seid.“


  1. I. Kor. 1, 25. ↩

  2. I. Kor. 1, 18. 23. ↩

  3. I. Kor. 2, 14. ↩

  4. Joh. 2, 19. ↩

  5. Joh. 16, 15. ↩

  6. Joh. 17, 10. ↩

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