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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In epistulam ii ad Corinthios argumentum et homiliae 1-30 Homilien über den zweiten Brief an die Korinther (BKV)
Eilfte Homilie.

I.

11. Indem wir nun die Furcht des Herrn inne haben, so suchen wir Menschen zu überzeugen, Gott aber sind wir offenbar; ich hoffe aber auch in euren Gewissen offenbar zu sein.

Indem wir nun Das inne haben, die Furcht vor jenem schauerlichen Gerichte, so thun wir Alles, um jede Blöße, jeden Anstoß zu vermeiden, um jedem falschen Verdachte einer schlechten Handlung zu entgehen. Siehst du die Achtsamkeit des Wandels und den Eifer einer sorgsamen Seele? Wir unterliegen eben, sagt Paulus, nicht bloß dann dem Tadel, wenn wir wirklich Böses thun; wenn wir es auch nicht thun und sich nur die Vermuthung erhebt, und wir im Stande sind, den Verdacht abzuwehren, aber es verschmähen, so sind wir schon der Strafe verfallen.

S. 195 12. Wir empfehlen uns nicht wieder selbst, sondern wollen nur euch die Möglichkeit geben, euch unser zu rühmen.

Siehe das fortwährende Bestreben des Apostels, der Vermuthung zu begegnen, als wolle er sein eigenes Lob verkünden! Denn Nichts ist ja dem Ohre so empfindlich, als wenn Einer von sich selbst Großes und Wunderbares rühmt. Nachdem nun Paulus sich gezwungen sah, diesem Gegenstand zu berühren, so thut er es mit den gehörigen Vorkehrungen, indem er sagt: Dieses thun wir zu eurem, nicht zu unserem Besten, damit ihr im Stande seid, euch zu rühmen, nicht wir; und auch Das nicht ohne Grund, sondern einzig wegen der falschen Lehrer. Darum heißt es weiter: „Gegenüber Denen, die im Angesicht sich rühmen und nicht im Herzen.“ Siehst du, wie er sie von den falschen Lehrern loszumachen und an sich zu ziehen weiß, indem er anerkennet, daß auch sie selbst nach einem Anhalt verlangen, um zu Gunsten des Apostels sprechen und ihn gegen die Vorwürfe vertheidigen zu können? Wir sagen Das nicht, versichert er, um uns selbst zu rühmen; wir wollen nur euch es ermöglichen, für uns mit Zuversicht zu sprechen — und damit gibt er ihnen das Zeugniß einer großen Liebe — und auch Das nicht, damit ihr einfach euch rühmet, sondern damit ihr euch nicht irre führen lasset. Doch spricht Paulus Das nicht so bestimmt aus, sondern mit einer anderen milderen Wendung und ohne sie zu verwunden, sagt er: „Damit ihr im Stande seid, euch zu rühmen gegenüber Denen, die im Angesicht sich rühmen und nicht im Herzen.“ Aber auch Das sollten sie nicht ohne Veranlassung thun, sondern nur, wenn Jene sich überheben würden. Denn zu Allem verlangt der Apostel die rechte Zeit. So ist es denn hier nicht seine Absicht, sich selbst als glänzend hinzustellen, sondern nur dem ungebührlichen, aus den Schaden der Seinigen berechneten Prahlen jener Lehrer ein Ziel zu setzen. Was heißt denn: „Im Angesichte“? In den Dingen, S. 196 die man sieht die man des Scheines wegen thut. Denn so machten es jene falschen Lehrer; bei innerer Leerheit war die eigene Ehre in Allem, was sie thaten, ihr einziges Ziel; nach aussen wußten sie sich ein frommes Ansehen und einen ehrwürdigen Schein zu geben, aber gute Werke suchte man umsonst an ihnen.

13. Denn mögen wir ausser Vernunft sein, so ist es für Gott; oder sind wir vernünftig, so ist es für euch.

Mögen wir, will er sagen, eine hohe Sprache führen — denn Das nennt er „ausser Vernunft sein“, wie er es anderswo „Unverstand“ nennt — so thun wir es Gott zu Liebe, damit nicht etwa ihr eine geringe Meinung von uns habet und zum eigenen Verderben uns verachtet; oder reden wir bescheiden und demüthig, so ist es aus Liebe zu euch, damit ihr Demuth lernet. Man kann aber die Worte auch so verstehen: Glaubt Jemand, wir seien von Verstand, so flehen wir zu Gott, er möge es uns lohnen, weil wir aus Liebe zu ihm in solchen Ruf kommen; hält man uns aber für vernünftig, so möge man sich unsere Vernünftigkeit zu Nutzen machen! Oder wiederum anders in dem Sinne: Für ausser Vernunft gibt man uns aus? Es ist aus Liebe zu Gott, daß wir uns in solcher Weise benehmen. Darum heißt es auch weiter:

14. Denn die Liebe Christi drängt uns, wenn wir erwägen.

Nicht bloß die Furcht vor den künftigen Dingen, sondern auch die Rücksicht auf das schon Geschehene läßt uns nicht sorglos und schläfrig werden, sondern weckt und treibt uns zu den Arbeiten für euch. Und was ist das „bereits Geschehene?“ „Daß, wenn Einer für Alle gestorben ist, demnach Alle gestorben sind.“ Somit will der Apostel sagen, daß Alle verloren waren. Denn S. 197 waren nicht Alle gestorben, so wäre Christus nicht für Alle gestorben. — Hier auf Erden sind nämlich die Gelegenheiten zum Heile, dort nicht mehr. Darum sagt Paulus: „Es drängt uns die Liebe Gottes“ und läßt uns nicht müssig sein. Denn es wäre doch über die Maßen beklagenswerth und schlimmer denn die Hölle selbst, wenn nach einer so großartigen That Christi sich noch Menschen fänden, die aus seiner so großen Fürsorge keine Frucht gewännen. Denn Beweis einer großen, ja einer überschwenglichen Liebe ist es, zu sterben für eine so große, für eine so sündhafte Welt.

15. Damit Die, welche leben, nicht mehr sich leben, sondern Dem, der für sie gestorben ist und auferweckt wurde.

Dürfen wir demnach nicht mehr für uns leben, so laßt euch, ermahnt der Apostel, nicht in Unruhe und Verwirrung setzen, wenn Gefahren und Tod an euch herantreten. Und er gebraucht einen unwiderleglichen Schluß, um zu zeigen, daß es sich hier um eine Schuldigkeit handle. Wenn wir nämlich durch Den leben, der für uns gestorben ist, so sind wir auch schuldig, für Den zu leben, dem wir das Leben verdanken. Anscheinend nun liegt in dem Gesagten nur ein Gedanke; betrachtet man aber die Sache näher, so treten uns zwei Umstände entgegen, einmal daß wir Christus das Leben verdanken, und dann, daß er selbst unsertwegen gestorben ist. Davon wäre Jedes für sich schon hinreichend genug, uns zu Schuldnern zu machen; wenn aber erst Beides zusammentrifft, wie groß muß dann nicht unsere Verpflichtung sein! Ja noch ein Drittes kommt hinzu. Denn auch den Erstling hat Gott deinetwegen auferweckt und zum Himmel erhoben. Darum heißt es: „Der für uns gestorben und auferweckt worden.“

S. 198 16. Daher kennen wir fortan Niemand dem Fleische nach.

Wenn Alle gestorben und Alle auferstanden sind, wenn sie den Tod gestorben sind, zu dem die Herrschaft der Sünde sie verurtheilte, und auferstanden durch das Bad der Wiedergeburt und der Erneuerung im heiligen Geiste so sagt der Apostel mit Recht: „Wir kennen Niemand dem Fleische nach“ von den Gläubigen. Denn was hat es zu bedeuten, wenn sie im Fleische wandeln? Jenes fleischliche Leben ist ja vergangen, wir sind von neuem geboren im Geiste, wir kennen einen anderen Wandel, einen anderen Weg, ein anderes Leben, einen Zustand der Dinge, wie er im Himmel ist. Und von all Diesem ist wieder Christus der Urheber; darum sagt Paulus weiter: „Wenn wir aber auch Christus dem Fleische nach gekannt haben, so kennen wir ihn jetzt nicht mehr.“

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