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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In epistulam ad Philippenses Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Philipper (BKV)
Achte (Siebte) Homilie. *Phil. II, 5—11.*

4.

Nachdem er aber seine Menschwerdung berührt hat, führt er nunmehr unbedenklich alles Erniedrigende an in der festen Zuversicht, daß die Erwähnung dieser Erniedrigung seiner Gottheit keinen Eintrag tue, da nur seine Menschheit dieselbe auf sich nahm.— „Darum hat ihn auch Gott erhöht und ihm einen Namen gegeben, der über jeden Namen erhaben ist, auf daß im Namen Jesu jedes Knie sich beuge derer, die im Himmel, auf Erden und unter der Erde sind, und jede Zunge bekenne, daß Herr ist Jesus Christus zur Ehre Gottes des Vaters.“ Laßt uns den Häretikern entgegenhalten: Wenn dieses von dem nicht fleischgewordenen, wenn es von dem Worte Gottes ausgesagt wird, wie konnte dann Gott ihn erhöhen? Verlieh er ihm etwas, was er zuvor nicht besessen? Dann war er folgerichtig in diesem Punkte unvollkommen und ist erst durch uns vollkommen geworden. Denn wäre er nicht unser Wohltäter geworden, so hätte er diese Ehre nicht erlangt — „Und er hat ihm einen Namen gegeben (ἐχαρίσατο).“ heißt es. Sieh, nicht einmal einen Namen hatte er nach eurer Auffassung! Wenn er ihn aber als etwas ihm Gebührendes empfing, wie lesen wir dann an unserer Stelle, daß er ihn als eine Gnade (χάριτι) und als ein Geschenk erhielt, und zwar „einen S. 111 Namen, der über jeden Namen erhaben ist“? — Laßt uns aber auch sehen, was das für ein Name ist! Der Apostel sagt: „auf daß im Namen Jesu jedes Knie sich beuge“. Unter Name verstehen die Häretiker die Herrlichkeit. Diese Art Herrlichkeit also wäre über jede Herrlichkeit erhaben? Aber ist es denn überhaupt eine Herrlichkeit, wenn man ihn anbetet? Ihr seid von der Größe Gottes himmelweit entfernt, die ihr euch einbildet, Gott zu kennen, wie er sich selbst kennt. Schon hieraus kann man ersehen, wie sehr euch jeder richtige Begriff von Gott abgeht; das ergibt sich aber auch aus folgender Erwägung: Das also ist seine Herrlichkeit, sag an? Mithin war er, bevor es Menschen, bevor es Engel, bevor es Erzengel gab, nicht im Besitze dieser Herrlichkeit? Denn wenn darin die Herrlichkeit besteht, die über jede Herrlichkeit erhaben ist, — das sollen ja die Worte „über jeden Namen erhaben“ besagen — so mußte er, selbst wenn er eine Herrlichkeit besaß, jedenfalls eine geringere als diese besessen haben. Also hat er dazu und deswegen die Welt erschaffen, damit er in den Besitz der Herrlichkeit komme, nicht mehr aus reiner Güte, sondern aus Verlangen nach unserer Verherrlichung. Seht ihr den Unverstand? Seht ihr die Gottlosigkeit? — Wenn nun aber der Apostel dieses von dem Fleischgewordenen aussagte, so hatte das einen vernünftigen Sinn; denn das Wort Gottes verträgt eine solche Sprache über seine menschliche Natur; dadurch wird nämlich sein göttliches Wesen nicht berührt, sondern das Ganze bezieht sich auf die Heilsökonomie. — Was aber bedeuten die Worte: „derer, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind?“ Damit ist die ganze Welt gemeint, Engel, Menschen und Dämonen; oder auch die Gerechten (im Himmel), die Lebenden (auf Erden), die Sünder (in der Hölle). — „Und (damit) jede Zunge bekenne, daß Herr ist Jesus Christus zur Ehre Gottes des Vaters.“ Das heißt, damit alle dies bekennen; dies aber gereicht dem Vater zur Ehre. Siehst du, wie überall, wo der Sohn verherrlicht wird, auch der Vater verherrlicht wird? Ebenso wird auch, wenn der Sohn verunehrt wird, der Vater verunehrt. Denn trifft dies schon bei uns zu, wo doch zwi- S. 112 schen Vätern und Söhnen ein großer Unterschied besteht so geht bei Gott, wo ein Unterschied nicht besteht, in noch weit höherem Maße Ehre sowohl als Schimpf des Sohnes auf den Vater über. Der Apostel will sagen: Wenn die ganze Welt sich dem Sohne unterwirft, so gereicht dies dem Vater zur Ehre. Also auch wenn wir sagen; der Sohn ist vollkommen, es fehlt ihm nichts, er steht nicht hinter dem Vater zurück, auch das gereicht dem Vater zur Ehre, weil er einen solchen Sohn gezeugt hat. Das ist ein großartiges Zeugnis für seine Macht und Güte und Weisheit, daß er einen zeugte, der ihm in nichts nachsteht, weder an Weisheit noch an Güte. Wenn ich sage, er sei weise wie der Vater und stehe ihm (hierin) durchaus nicht nach, so ist dies ein Zeugnis für die große Weisheit des Vaters. Wenn ich sage, er sei mächtig wie der Vater, so ist dies ein Zeugnis für seine Macht. Wenn ich sage, er sei gut wie der Vater, so ist dies der größte Beweis seiner Güte, daß er einen solchen Sohn gezeugt hat, der in keiner Beziehung hinter ihm zurückbleibt oder zurücksteht. Wenn ich sage, er sei dem Wesen nach nicht geringer, sondern gleich, noch auch wesensverschieden, so bewundere ich auch hierin wieder Gott, seine Macht, Güte und Weisheit, daß er aus sich heraus einen andern uns gezeugt hat, der ihm vollkommen gleicht, nur daß er nicht Vater ist. Was ich also immer Großes vom Sohne sage, das geht auf den Vater über. Denn wenn schon dieses Geringe und Unbedeutende — denn in bezug auf die Herrlichkeit Gottes ist es etwas Geringes, daß die ganze Welt (den Sohn) anbetet — zur Verherrlichung Gottes (des Vaters) gereicht: um wieviel mehr alles andere!

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