3.
Einige behaupten, die Bitte hier sei an seine Frau gerichtet. Allein das ist nicht der Fall, sondern er wendet sich damit an irgendeine Frau, oder auch den Mann einer der beiden Frauen1. — „Nimm dich ihrer an,“ fährt er fort, „die mit mir für das Evangelium gerungen haben, zugleich mit Klemens und meinen übrigen Mitarbeitern, deren Namen im Buche des Lebens stehen.“ Siehst du, welch großartiges Zeugnis er ihrer Tugend ausstellt? Was Christus zu den Aposteln sagte: „Nicht darüber freut euch, daß die bösen Geister euch gehorchen, sondern vielmehr darüber, daß eure Namen eingeschrieben sind im Buche des Lebens2“, dasselbe bezeugt der Apostel hier auch ihnen mit den Worten: „deren Namen im Buche des Lebens stehen“. — Diese Frauen scheinen mir die Hauptpersonen der dortigen Gemeinde zu sein, und er empfiehlt sie einem gleich ausgezeichneten Manne, den er auch seinen „Genossen“ nennt, dem er vielleicht als einem Mitarbeiter, Mitstreiter, Teilnehmer und Bruder (auch sonst) zu empfehlen pflegte. Ebenso macht er es auch im Briefe an die Römer, wenn er sagt: „Ich empfehle euch Phöbe, unsere Schwester, die im Dienste der Gemeinde zu Kenchreä steht3.“ — „Mein Genosse.“ So nennt er entweder einen Bruder derselben oder auch ihren Mann; als wenn S. 198 er hätte sagen wollen: Jetzt bist du ein echter Bruder, jetzt ein echter Mann, weil du ein Glied4 geworden bist. — „Die mit mir für das Evangelium gerungen haben.“ Aus dir selber hast du dein Ansehen, nicht durch die Freundschaft, sondern durch deine eigenen Verdienste. — „Die mit mir gerungen haben.“ Was sagst du? Frauen haben dich im Kampfe unterstützt? Ja, antwortet er. Nicht wenig haben auch diese mit beigetragen. Obschon Paulus zahlreiche Mitarbeiter hatte, so halfen unter den vielen doch auch diese redlich mit. Es herrschte also damals in den Gemeinden ein erfreuliches Zusammenwirken. Dadurch nämlich, daß die sich rühmlich auszeichnenden Mitglieder, gleichviel ob Männer oder Frauen, bei den übrigen so großes Ansehen genossen, kam viel Gutes zustande. Erstens wurden die übrigen zu gleichem Eifer angespornt; zweitens gewannen auch sie durch die (jenen bewiesene) Ehre; drittens bestärkten sie jene noch mehr in ihrer Begeisterung und Opferwilligkeit. Das ist der Grund, warum Paulus, wie du beobachten kannst, überall darauf Rücksicht nimmt und solche empfiehlt; wie er denn auch im Briefe an die Korinther sagt: „Welche die Erstlinge von Achaia sind5.“ — Einige aber halten das Wort Σύζυγος für einen Eigennamen. Indes mag es diese oder die obige Bedeutung haben, wir brauchen darüber keine haarspaltende Untersuchung anzustellen; sondern (beachten wir nur), daß der Apostel ersucht, sich angelegentlichst der Frauen anzunehmen.