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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In epistulam ad Colossenses commentarius Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Kolosser (BKV)
Fünfte Homilie. *Kol. I, 26 bis Kol. II, 5.*

2.

Dieses alles gehörte zu jenem Geheimnisse. Und mit einem Lobpreis setzt er hinzu: „welcher ist Christus unter euch“. Wenn er aber unter euch ist, warum verlangt ihr nach den Engeln? — „Dieses Geheimnisses.“ Denn es gibt noch manch anderes Geheimnis. Aber dieses ist wirklich ein Geheimnis in des Wortes vollster Bedeutung, von dem niemand Kenntnis hat, das wunderbar ist, das die allgemeine Erwartung übersteigt, das bisher verborgen war. — „... welcher ist Christus unter euch,“ heißt es, „die Hoffnung der Herrlichkeit, den wir verkündigen“, indem wir ihn vom Himmel her bringen. — „Den wir verkündigen“, nicht die Engel, „belehrend und zurechtweisend“, nicht gebieterisch noch mit Zwang. Denn auch darin liegt ein Beweis für die Menschenfreundlichkeit Gottes, daß er nicht mit tyranni- S. 302 scher Gewalt an sich zieht. — Weil das Wort „belehrend“ für sich allein etwas zu strenge klang, darum fügte er bei: „zurechtweisend“, was eher auf einen Vater als auf einen Lehrer paßte, — „Den wir verkündigen“, sagt er, „zurechtweisend jeden Menschen und belehrend jeden Menschen in aller Weisheit.“ Es bedarf demnach aller Weisheit. D. h. indem wir alles mit Weisheit vortragen. Denn die Fähigkeit, solche Lehren zu verstehen, eignet nicht dem ersten besten. — „Damit wir jeden Menschen vollkommen in Christus Jesus darstellen.“ Was sagst du? „Jeden Menschen“? Ja, antwortet er, darauf geht unser Bestreben. Wie denn aber, wenn dieses nicht gelingt? So gab sich der heilige Paulus doch alle Mühe. — „Vollkommen.“ Dieses also ist Vollkommenheit, jenes dagegen ist unvollkommen. Wenn daher jemand nicht alle Weisheit besitzt, so ist er unvollkommen. — „Vollkommen in Christus Jesus“, nicht durch das Gesetz, noch durch die Engel; denn dieses wäre nicht vollkommen. — „In Christus“, d. h. in der Erkenntnis Christi. Wer weiß, was Christus getan hat, der besitzt eine höhere Einsicht als die Engel. — „In Christus Jesus, wofür ich auch mich abmühe, ringend ...“ Ich bestrebe mich nicht schlechthin, sagt er, noch wie es sich gleichsam von selber gibt; nein, „ich mühe mich ab, ringend“, mit allem Eifer, mit aller Wachsamkeit. Wenn ich zu eurem Besten so wachsam bin, so müßt ihr es noch weit mehr sein. — Um sodann wieder den göttlichen Einfluß zu zeigen, fährt er fort: „... vermöge seiner Wirksamkeit, die er in mir wirkt in Kraft“. Er zeigt, daß das Gottes Werk ist. Derjenige also, der mir zu diesem Werke die nötige Stärke verleiht, muß dasselbe offenbar auch wollen. Darum sagt er schon im Eingange: „durch den Willen Gottes1“. Er hat also diese Wendung nicht allein aus Bescheidenheit gebraucht, sondern es ist ihm damit auch buchstäblich Ernst. — „Ringend.“ Mit diesem Worte gibt er zu verstehen, daß viele gegen ihn ankämpfen. — Darauf folgt eine Kundgebung seiner großen Zärtlichkeit:

S. 303 Kap. II, V. 1: „Denn ich will, daß ihr wisset, welch große Sorge ich habe um euch und die in Laodizea...“

Sodann reiht er, um nicht den Schein zu erwecken, als sei seine Sorge durch ihre Schwäche hervorgerufen, auch andere an, ohne noch den geringsten Tadel auszusprechen. Sondern warum2? „... und alle, die mein Angesicht im Fleische nicht gesehen haben.“ Vortrefflich deutet er damit an: Ich sah sie beständig im Geiste. — Er stellt ihnen aber das Zeugnis großer Liebe aus:

V. 2: „Damit ihre Herzen getröstet werden, zusammengefügt in Liebe und zu allem Reichtum der Fülle der Einsicht, zur Erkenntnis des Geheimnisses Gottes des Vaters und Christi3,“

V. 3: „in welchem alle Schätze der Weisheit und der Wissenschaft verborgen sind.“

Nunmehr drängt und treibt es ihn schon, auf das Dogma zu kommen, wobei er weder Vorwürfe erhebt, noch sie von jedem Tadel freispricht. — „Ich habe Sorge“, sagt er. Warum? Damit sie zusammengefügt werden. Der Sinn seiner Worte ist: Damit sie im Glauben unerschütterlich feststehen. Allein er spricht das nicht so geradehin aus, sondern unterläßt jede Bemerkung, die wie ein Vorwurf klingen könnte. Das ist die Bedeutung des Satzes: Damit sie geeinigt werden mit Liebe; nicht mit Zwang noch mit Gewalt. Denn wie ich bereits erwähnte, erteilt er ihnen seine Mahnungen stets, ohne sie zu kränken; und deshalb sagt er: Ich bin besorgt, weil ich wünsche, daß es mit Liebe und freiwillig geschehe. Meiner Absicht nach soll nicht bloß mit dem Munde, nicht bloß überhaupt die Vereinigung zustande kommen, sondern „damit ihre Herzen getröstet werden“. — „Zusammengefügt in Liebe zu allem Reichtum der Fülle der Einsicht.“ D. h. damit sie über nichts mehr Zweifel hegen, damit sie über alles volle Gewißheit haben. Unter „Fülle“ aber verstehe ich die durch den Glauben; denn es gibt auch eine Fülle, nämlich jene auf Grund der Vernunfttätigkeit; allein diese kommt hier S. 304 gar nicht in Betracht. Ich weiß, will er sagen, daß ihr glaubet; aber ich wünsche euch eine vollkommene Überzeugung, nicht nur zum Reichtum, sondern „zu allem Reichtum“, damit ihr in allem und entschieden der vollsten Gewißheit euch erfreuet. — Und betrachte die Einsicht dieses Heiligen! Er sagte nicht in vorwurfsvollem Tone: Es ist unrecht von euch, daß ihr keine vollkommene Überzeugung habt; sondern: Ihr wißt nicht, wie sehr mir am Herzen liegt, daß ihr nicht bloß volle Gewißheit erlangt, sondern mit Einsicht. Nachdem er nämlich auf den Glauben hingewiesen, betont er ausdrücklich: Glaubet ja nicht, daß es mit einem bloßen Hinnehmen ohne weiters getan sei; nein, es muß mit Einsicht, mit Liebe geschehen. — „Zur Erkenntnis des Geheimnisses Gottes des Vaters und Christi.“ Dies ist also das Geheimnis Gottes, daß wir durch den Sohn zu ihm hingeführt werden.— „Und Christi, in welchem alle Schätze der Weisheit und Wissenschaft verborgen sind.“ Wenn sie aber wirklich in ihm sind, so muß es folgerichtig auch weise sein, daß er erst jetzt erschienen ist. Weshalb also finden gewisse unvernünftige Menschen etwas daran auszusetzen? Sieh, wie er zu den schlichten Seelen redet! — „In welchem alle Schätze sind.“ Er weiß alles. — „Verborgen.“ Denn bildet euch ja nicht ein, bereits alles zu wissen! Sie sind auch vor den Engeln verborgen, nicht nur vor euch. Daher muß man alles von ihm erbitten; er verleiht Weisheit und Wissenschaft. Mit dem Ausdruck „Schätze“ nun bezeichnet Paulus deren großen Umfang; mit „alle“ aber deutet er an, daß es nichts gebe, wovon Christus keine Kenntnis habe; mit „verborgen“ aber, daß er allein es wisse.

V. 4: „Dieses aber sage ich, damit niemand euch betrüge durch verführerische Reden.“


  1. Kol. 1, 1. ↩

  2. Nämlich: habe ich große Sorge. ↩

  3. Vulgata: „Christi Jesu.“ ↩

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