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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In epistulam i ad Thessalonicenses homiliae 1-11 Homilien über den I. Thessalonicher-Brief (BKV)
Sechste Homilie.

5.

Ich will das an einem Beispiele erklären. Angenommen, du habest einen Mann, der dir Alles thut, was er dir nur an den Augen absehen kann, der in hohem Ansehen steht und auch dir überall Ansehen verschafft, der dich nicht beleidigen läßt, der allgemein als ein verständiger, weiser Mann gilt, der dich liebt, wegen dessen Besitz man dich glücklich preist; angenommen ferner, du bringst ihm einen Sohn zur Welt, und dieser Sohn stirbt in jungen Jahren, wirst du dich nun darüber gar sehr grämen? Mit nichten; denn dein Gemahl, der von dir mehr geliebt wird, stellt diesen in Schatten. Wenn du also Gott mehr liebst als deinen Gemahl, so wird er dir diesen wohl nicht so bald entziehen; thut er es aber dennoch, so würde er dich den Verlust desselben nicht allzu sehr fühlen lassen. Darum wurde auch der selige Job nicht zu sehr gebeugt, als S. 639 ihm der plötzliche und gleichzeitige Tod seiner Söhne gemeldet wurde, weil er eben Gott mehr liebte, als diese. Da Derjenige, welchen er (über Alles) liebte, noch lebte, so konnten jene Unfälle ihm keinen übermäßigen Schmerz bereiten.

Was willst du aber, o Frau, damit sagen, daß du hervorhebst, du hättest an deinem Gatten, an deinem Sohne deinen Beschützer verloren? Wird Gott dich ungeschützt lassen? Wer hat dir denn deinen Gatten gegeben? Ist nicht Gott es gewesen? Wer hat denn dich selbst erschaffen? Ist nicht er es gewesen? Und Derjenige, welcher dich aus dem Nichts ins Dasein gerufen, der dir eine Seele eingehaucht hat, der dir Vernunft verliehen und in seiner Gnade dir die Erkenntniß seines Wesens geschenkt hat, der deinetwegen seines eingebornen Sohnes nicht geschont hat, der soll dich nicht schützen, während einer deiner Mitknechte dir beistehen soll? Sind das nicht Reden, die den Zorn Gottes herausfordern müssen? Was für Wohlthaten hast du je von deinem Gatten empfangen, die mit den göttlichen Wohlthaten verglichen werden können? Du wirst wohl keine zu nennen wissen. Denn wenn er Dir auch immerhin manch Gutes erwiesen hat, so hat er dieses gethan, nachdem er auch von dir schon manche Wohlthat empfangen. Von Gott aber kann Niemand Solches behaupten. Denn Gott hat uns keine Wohlthat erwiesen, nachdem er zuvor eine solche von uns empfangen hätte, denn er bedarf keines geschaffenen Wesens und beglückt das Menschengeschlecht aus lauterer, uneigennütziger Liebe. Er hat dir das Himmelreich versprochen, hat dir Unsterblichkeit verliehen, hat dir den Namen und die Rechte eines Bruders und Kindes gegeben, hat dich zum Miterben seines eingebornen Sohnes gemacht. Und nach Erlangung so vieler und so großer Wohlthaten denkst du immer noch nur an deinen Mann? Was hat er dir denn gegeben, das mit jenen Wohlthaten Gottes zu vergleichen wäre? Gott ist es, der seine Sonne über dich aufgehen läßt, der frucht- S. 640 baren Regen schickt und dich ernährt Jahr für Jahr. Wehe uns wegen unserer Undankbarkeit! Gott hat dir deinen Gatten genommen, damit du nicht immer nur ihn suchest, du aber denkst immer nur an den Abgeschiedenen, an Gott aber denkst du gar nicht, obwohl du ihm fortwährend danken, dich ihm ganz hingeben solltest. Was hast du denn empfangen von deinem Manne? Geburtswehen, Mühsale und Beleidigungen, gar oft Schmähungen, Beschimpfungen, Lästerungen. Oder müssen sich nicht die Frauen Solches von ihren Männern gefallen lassen? Ja wohl, sagst du, aber sie empfangen doch auch wieder manches Gute von ihnen. Und das wäre? Mein Gemahl hat mich mit schönen, kostbaren Gewändern geschmückt, hat meine Stirne mit Goldreifen geziert, hat mir Ehre und Ansehen bei Allen verschafft. Aber, wenn du nur willst, so wird dich Gott nach dem Tode deines Gemahls noch viel herrlicher schmücken, denn viel bewunderungswürdiger als Gold und Juwelen macht dich die Tugend. Gott ist ein König, der dir zwar nicht solche goldene Gewänder, wohl aber noch viel kostbarere anbietet. Mit diesen kannst du, wenn du nur willst, dich zieren. — Was sind das für Gewänder? O es sind außerordentlich kostbare Geländer mit golddurchwirktem Saume! Mit diesen schmücke doch, ich bitte dich, deine Seele!

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Homilien über den I. Thessalonicher-Brief (BKV)

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