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Werke Dionysius Areopagita, ps. (520) De ecclesiastica hierarchia

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Kirchliche Hierarchie (Edith Stein)

§ 6.

Es ist also der hohepriesterliche oder bischöfliche Stand (pontificatus seu episcopatus), der – von vollendender Kraft erfüllt – die vollendenden Amtshandlungen des heiligen Standes ausschließlich vollzieht und die Lehre von den heiligen Geheimnissen erklärend weitergibt und lehrt, welche heiligen Fähigkeiten und Kräfte ihnen zukommen.

Der Priesterstand aber, dem es zukommt zu erleuchten, führt in Unterordnung unter den Stand der göttlichen Bischöfe die Eingeweihten zum Anblick der heiligen Geheimnisse, vollzieht mit jenem zusammen die ihm zustehenden heiligen Handlungen; und die göttlichen Werke, die jener vollbringt, zeigt er durch die heiligsten Sinnbilder und macht so die Hinzutretenden zu Zuschauern und gewährt ihnen den Zugang zur Gemeinschaft der heiligen Geheimnisse; die aber Belehrung über die Geheimnisse verlangen, die sendet er dem Bischof zu.

Der Stand der Diener oder Diakone hat die Aufgabe zu reinigen und Unpassendes auszuscheiden; vor dem Hinzutreten zu den Heiligungen durch die Priester reinigt er die Ankommenden, befreit sie von Entgegenstehendem und macht sie würdig zum Schauen der heiligen Geheimnisse und zur Aufnahme in ihre Gemeinschaft. So ziehen die Diakone bei der heiligen Wiedergeburt dem Hinzutretenden das alte Kleid und die Schuhe aus, stellen ihn zum Widersagen nach Westen hin auf und führen ihn wiederum nach Osten (denn ihr Stand und ihre Kraft ist es zu reinigen); sie ermahnen die Hinzutretenden, die Kleider ihres früheren Lebens völlig abzulegen, zeigen ihnen die Finsternis ihres früheren Lebens, lehren sie, die Dinge der Finsternis abzuweisen und sich zu den erleuchtenden {{Dingen}} hinzuwenden. Der Stand der Diakone ist also der entsühnende, der die Entsühnten zu den herrlichen Heiligungen durch die Priester hinführt; und die Entsühnten bildet er heran durch die erleuchtenden Lehren der Heiligen Schrift; außerdem hält er die noch Unreinen von den Priestern fern. Darum stellt ihn auch die hierarchische Gesetzgebung an die heiligen Türen, um anzudeuten, daß die zum Heiligtum Hinzutretenden durch Erleuchtung aller Art gereinigt werden müssen, da das Amt, zum Anblick und zur Gemeinschaft des Heiligtums einzuführen, reinigenden Kräften anvertraut ist, von denen andere, bereits von allen Flecken Gereinigte zugelassen werden.

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Kirchliche Hierarchie (BKV)

§ 6.

1) Gegenüber dem Bischof, in welchem die höchste sakramentale und lehrende Gewalt ruht, hat der „erleuchtende“ Stand der Priester die Obliegenheit, bei den bischöflichen Funktionen mitzuhelfen und die Taufkandidaten und die bereits Getauften über die heiligen Sakramente im Anschluß an den sichtbaren Ritus zu unterrichten. 2) Der Stand der Diakone, seinem Berufe nach „reinigend und ausscheidend“, besorgt die entferntere und mehr äußerliche Vorbereitung zur Taufe (Entkleidung, Anleitung zur Abschwörung und Angelobung, Überweisung an die Priester). Ihm ist auch der Türdienst anvertraut, dem der mystische Sinn zu Grunde liegt, daß dem Zutritt zur Taufe Reinigung und Absonderung vorausgehen muß.

Der Stand der Hierarchen ist also mit der Vollendungsgewalt erfüllt, er vollzieht in bevorzugter Weise die Funktionen, welche die Krone der übrigen bilden, er führt mit aufklärender Predigt in die Wissenschaft der Heilsordnung ein und belehrt über deren entsprechende Stände und Gewalten. Der erleuchtende Stand der Priester leitet in Unterordnung unter den Stand der gotterfüllten Hierarchen die Täuflinge zum göttlichen S. 170 Anblick der Sakramente an und verrichtet im Verein mit ihm die ihm zustehenden Kulthandlungen. In dem Bereich seines eigenen Wirkungskreises zeigt er vermittels der heiligsten Symbole die göttlichen Gnadenwirkungen und bildet die Kandidaten für die Betrachtung und die Teilnahme an den heiligen Sakramenten aus, weist jedoch diejenigen, welche nach einer tieferen Erkenntnis der betrachteten Kultakte begehren, an den Hierarchen.

Der Stand der „Liturgen“ (Diakone), der die Aufgabe hat, zu reinigen und von dem Ungleichartigen auszusondern, reinigt die Kandidaten vor der Überweisung an die heiligen Funktionen der Priester, indem er sie von aller Berührung mit dem Bösen befreit und für den Anblick und die Gemeinschaft der sakramentalen Handlungen vorbereitet. Deshalb nehmen die Diakone bei der heiligen Geburt aus Gott dem Taufkandidaten die alten Kleider ab, lösen ihm die Schuhe von den Füßen, stellen ihn zum Zwecke der Abschwörung gegen Westen und führen ihn dann hinwieder gegen Osten, (wie ja ihrem Stand und ihrer Gewalt die Reinigung eigentümlich ist). Sie befehlen den Täuflingen, das Gewand des früheren Lebens vollständig abzulegen, zeigen ihnen die Finsternis des vorigen Wandels und belehren sie, daß sie nach der Absage an die Dunkelheit in das Reich des Lichtes versetzt worden1. Der Stand der Liturgen ist also ein reinigender Stand und führt die Gereinigten zu den strahlenden Ritushandlungen der Priester empor, indem er die Ungetauften reinigt und durch seine reinigenden Erleuchtungen und Belehrungen aus den heiligen Schriften Hebammendienste (bei ihrer geistlichen Wiedergeburt) leistet und endlich auch die Unheiligen (Ungläubigen) von den Heiligen (Gemeindegliedern) unnahbar ausschließt. Aus diesem Grunde beordert auch die Gesetzgebung der Hierarchie die Liturgen an die Türen des Tempels2. Damit deutet sie an, daß der Zutritt der S. 171 Kandidaten zum Heiligen durch vollständige Reinigung bedingt ist; das Hinführen zu heiligem Schauen und Anteilnehmen an den Sakramenten aber gibt sie der Gewalt des reinigenden Standes anheim und nimmt durch dessen Mitglieder die Täuflinge von Flecken gereinigt auf.


  1. Vgl. oben II, 2, 2 ff. ↩

  2. Den Titel für dieses Amt, πυλωροί, ignoriert D., obwohl er zu jener Zeit schon üblich war. Übrigens verordnen auch die Const. Apost. 8, 7: „Die Diakone sollen sich an die Türen für die Männer, die Subdiakone an die für die Frauen stellen.“ ↩

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