• Start
  • Werke
  • Einführung Anleitung Mitarbeit Sponsoren / Mitarbeiter Copyrights Kontakt Impressum
Bibliothek der Kirchenväter
Suche
DE EN FR
Werke Dionysius Areopagita, ps. (520) De ecclesiastica hierarchia

Übersetzung ausblenden
Kirchliche Hierarchie (Edith Stein)

§ 5.

Die heilige Verkündigung der Weihen und der Geweihten ruft der Bischof laut aus, womit das Geheimnis erklärt wird, daß der Freund Gottes, der die heilige Würde verleiht, die göttliche Erwählung verkündet, und daß er nicht aus persönlicher Gunst die zu Weihenden zum heiligen Stand befördert, sondern bei allen hierarchischen Weihen vom Geist Gottes gelenkt werde.

So hat Moses, der die gesetzlichen heiligen Handlungen vollzog, seinen Bruder Aaron, so teuer er Gott war und so würdig des Priestertums, doch nicht eher zum Priesterstand befördert, als Gott ihn dazu antrieb und er unter Gottes, des höchsten Weihegebenden, Leitung die Priesterweihe nach Art eines Bischofs vollzog. Ja, selbst jener göttliche erste Weihespender unseres Standes (denn dieses Amt hat Jesus in Seiner Güte uns zulieb angenommen) hat nicht sich selbst verherrlicht, wie die Schrift bezeugt, sondern jener, der zu ihm sprach: Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedechs. So hat er auch bei der Erhebung der Jünger zum Priesterstand, obwohl er als Gott Urheber der Weihe war, doch das vorzügliche Amt der hochheiligen Weihe zugleich auf den Allerheiligsten Vater und den Fürstengeist Gottes bezogen, da Er, nach dem Zeugnis der Schrift, den Jüngern befahl, sie sollten von Jerusalem nicht weggehen, sondern die Verheißung des Vaters erwarten, die ihr (sagte Er) aus meinem Mund gehört habt: Denn ihr werdet getauft werden mit dem Heiligen Geist. Ja, auch der Apostelfürst, als er sich mit seinen zehn Mitbischöfen versammelte, um die heilige Zwölfzahl der Jünger vollzumachen, räumte ehrfürchtig das Amt der Auswahl der höchsten Gottheit ein, da er sagte: Zeige, wen Du wählst; und den das göttliche Los bezeichnet hatte, den nahm er in die heilige Zwölfzahl auf. Da aber jenes göttliche Los, das nach Gottes Willen auf Matthias fiel, von Verschiedenen verschieden ausgelegt wurde, nach meinem Urteil aber nicht mit Recht, will ich meine eigene Ansicht darlegen. Mir scheint nämlich, daß die Heilige Schrift als Los jene göttliche Gabe bezeichnet, wodurch der hierarchischen Schar gezeigt wurde, wem Gott seine Stimme gegeben hatte: Denn der heilige Bischof darf keineswegs nach eigenem Antrieb die heiligen Weihen spenden, sondern muß sie auf Gottes Eingebung, wie es sich ziemt, auf göttliche Weise vollziehen.

Übersetzung ausblenden
Kirchliche Hierarchie (BKV)

§ 5.

*1) Das Ausrufen des Namens und der Weihe des betreffenden Kandidaten erscheint als ein Sinnbild der göttlichen Berufung, denn der Bischof handelt als Organ der von Gott getroffenen Wahl, wenn er jemand weiht. 2) Ein vierfaches Beispiel für diesen Satz wird angeführt:

  • a) Moses weihte den Aaron nicht mit Rücksicht S. 175 darauf, daß er sein Bruder war, sondern auf den Befehl Gottes hin.
  • b) Jesus nahm sich nicht selbst die Ehre des Priestertums, sondern empfing sie von Gott.
  • c) Jesus gab seinen Aposteln nicht selbst die hieratische Weihe, sondern überließ dieselbe dem Vater und dem heiligen Geiste.
  • d) Petrus vertraute bei der Ergänzung des Apostelkollegiums die Auswahl dem heiligen Geiste an. 3) Die herkömmliche Auffassung von Act. 1, 26 lehnt D. ab; er will, daß dem Matthias irgend ein Charisma zu Teil geworden sei, das ihn als gotterwählten Apostel bezeichnete. 4) Also darf der Bischof nicht nach eigenem Gutdünken die Weihen erteilen, sondern muß unter der Einwirkung Gottes handeln. *

Die Ausrufung der Weihen und (der Namen) der Weihekandidaten nimmt der Hierarch mit lauter Stimme vor. Das Mysterium (dieser Zeremonie) lehrt, daß der gottgeliebte Weihespender die göttliche Auswahl nur offenbart, denn nicht er selbst läßt aus eigener Gnade die Kandidaten zur priesterlichen Weihe hinzu, sondern insofern, als er von Gott zu allen Weiheakten des hierarchischen Amtes bewegt wird1.

So nimmt Moses, der Weihespender des Gesetzes, nicht einmal seinen eigenen Bruder Aaron zur priesterlichen Würde, obwohl er dafür hielt, daß er gottgeliebt und priesterlichen Sinnes sei2, bis er von Gott hiezu bewegt, in Unterwürfigkeit gegen Gott, den Urquell der Weihegewalt, ihm die priesterliche Weihe als Hierarch erteilte3. Aber auch unser urgöttlicher und erster Weihespender (denn auch dies ist der menschenfreundlichste Jesus unsertwegen geworden) hat nicht sich selbst verherrlicht, wie die Schrift sagt, sondern der Vater, der zu ihm sprach: „Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung des Melchisedech“4. Deshalb hat S. 176 er auch selbst, als er seine Jünger zur priesterlichen Weihe erhob, obgleich er als Gott Urgrund der Weihen ist, dennoch seinem allheiligsten Vater und dem urgöttlichen Geist die vom Urquell der Weihen ausgehende Weihevollziehung hierarchisch überlassen, da er nach dem Berichte der Schrift den Aposteln gebot, „von Jerusalem nicht wegzugehen, sondern die Verheißung des Vaters abzuwarten, die ihr von mir gehört habt, daß ihr nämlich im heiligen Geiste werdet getauft werden“5. Und selbst das Oberhaupt der Jünger gab im Verein mit der Schar der Zehn, die gleichen hierarchischen Rang mit ihm hatten, als er zur hieratischen Weihe des zwölften der Apostel schritt, die Auswahl gottesfürchtig der Urgottheit anheim. „Zeige denjenigen“ sagte er, „den du erwählt hast“, und nahm dann den vom göttlichen Lose Bezeichneten in das hierarchische Kollegium der heiligen Zwölfe auf6.

Über das göttliche Los, welches nach Gottes Fügung auf Matthias fiel, haben die einen diese, die anderen andere Ansichten ausgesprochen, aber wie mir scheint nicht korrekten Sinnes; ich will auch meine Auffassung geben. Es scheint mir, daß die Schrift mit dem Worte κλῆρος (Los) irgend ein Geschenk (Charisma) der Urgottheit bezeichnen will, welches jenem hierarchischen Kollegium den von der göttlichen Auswahl Bestimmten zu erkennen gab7. Denn es darf der göttliche Hierarch nicht auf eigenen Antrieb die priesterlichen Weihen erteilen, sondern muß sie vielmehr unter S. 177 der Einwirkung Gottes stehend im Geiste der Hierarchie und nach dem Wohlgefallen des Himmels vollziehen8.


  1. Lehrreich für das Verständnis dieser Stelle ist Ign. v. Ant. ad Phil n. 1: „Von diesem Bischofe habe ich erkannt, daß er nicht aus sich, nicht durch Menschen, sondern durch die Liebe Gottes des Vaters und des Herrn Jesus Christus das Hirtenamt erlangt hat.“ ↩

  2. Exod. 33, 17; Deut 33, 8. ↩

  3. Lev. 8, 1—12. ↩

  4. Ps. 109, 4. ↩

  5. Act. 1, 4; vgl Luk. 24, 46. 49; Joh. 15, 26. ↩

  6. Act. 1, 23—25. ↩

  7. Die abweichende Erklärung, welche D. gibt, erscheint doch nicht so ganz originell, wenn man Constit. Apost. 8, 26 vergleicht, wo gesagt ist: Der Exorzist wird nicht ordiniert (χειροτονεῖται); denn dieser Siegeslohn ist Sache des freien Wohlwollens und Gnadenerweises Gottes in der Herabkunft des heiligen Geistes durch Christus. Denn wer das Charisma der Krankenheilung empfängt, wird durch eine Offenbarung von Gott (für das Amt) bezeichnet, da allen die ihm innewohnende Gnadengabe offenkundig ist. Vgl. die Zusammenstellung ὁ ἀπὸ τοῦ πατρὸς κλῆρος … ἡ ἄνωθεν ἐσομένη ψῆφος bei Marinus, vita Procli (Cousin 17). ↩

  8. Vgl. zu 1. Clem. Rom. 44 Zeitschr. f. kath. Theol. II (Innsbr. 1878) S. 405: „Die Apostel setzten die ersten „Bischöfe“ und Diakonen auf Grund unmittelbarer Erleuchtung durch den heiligen Geist ein…“ ↩

  Drucken   Fehler melden
  • Text anzeigen
  • Bibliographische Angabe
  • Scans dieser Version
Übersetzungen dieses Werks
Kirchliche Hierarchie (BKV)
Kirchliche Hierarchie (Edith Stein)
Traité de la Hiérarchie Ecclesiastique vergleichen
Kommentare zu diesem Werk
Einleitung zur Himmlischen und Kirchlichen Hierarchie

Inhaltsangabe

Theologische Fakultät, Patristik und Geschichte der alten Kirche
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Impressum
Datenschutzerklärung