6. Wie Chlodomer umkam
Darauf sprach die Königin Chrodichilde zu Chlodomer und ihren andren Söhnen also: »Laßt es mich nicht gereuen, meine teuren Söhne, daß ich mit Liebe euch erzogen habe. Denket daher, ich bitte euch, voll Ingrimm an jenen Schimpf, den ich erlitten, und rächet tatkräftig den Tod meines Vaters und meiner Mutter1.« Da die Söhne dies hörten, brachen sie auf nach Burgund und wandten sich gegen Sigimund und seinen Bruder Godomar. Als aber das Heer derselben geschlagen war, entkam Godomar; Sigimund aber, da er zu den heiligen Männern von Agaun fliehen wollte, wurde mit seiner Gemahlin und seinen Söhnen von Chlodomer gefangen, fortgeführt, im Gebiet der 523 Stadt Orlöans eingekerkert und dort festgehalten. Nachdem die Frankenkönige darauf zurückgegangen waren, schöpfte Godomar wieder frischen Mut, sammelte die Burgunder und gewann das Reich wieder. Da beschloß Chlodomer, abermals gegen ihn auszuziehen, zuvor aber Sigimund zu töten. Aber der heilige Abt Avitus2, ein großer Priester jener Zeit, sprach zu ihm: »Wenn du Gott fürchtest, deinen Willen besserst und nicht diese Menschen S. 138 töten läßt, so wird Gott mit dir sein; du wirst ausziehn und den Sieg gewinnen. Wenn du sie aber tötest, wirst du selbst den Händen deiner Feinde überliefert werden und umkommen gleich ihnen. Es wird dir und deiner Gemahlin und deinen Kindern widerfahren, was du Sigimund, seinem Weibe nnd seinen Kindern getan hast« Aber jener verschmähte es, auf solchen Rat zu hören und sprach: »Töricht wäre es, Feinde daheim zu lassen, wenn ich gegen andre zu Feld ziehe; so würden die einen im Rücken, die andern von vorn sich gegen mich ekheben, und ich in die Mitte zweier feindlicher Heere geraten. Besser und leichter erlange ich den Sieg, wenn ich den einen vom andern trenne. Töte ich den einen, so wird auch der andere leicht dem Tode geweiht werden können« Und sogleich ließ er Sigimund, sein Weib und seine Kinder töten. Bei Colomna, einem Dorfe im Gebiet von Orleans, ließ er sie in einen Brunnen werfen3, dann zog er gegen Burgund und rief auch König Theuderich zur Hilfe. Dieser versprach auch zu kommen, denn er dachte nicht daran, den Tod seines Schwiegervaters4 zu rächen. Und als sie sich bei Be'zeronce5 vereinigt hatten, einer Ortschaft im Gebiet von Vienne, kam es zur Schlacht mit Godomar. Als aber Godomar mit seinem Heere den Rücken gewandt hatte, und Chlodomer ihn verfolgte und eine beträchtliche Strecke von den Seinigen entfernt war, machten die Burgunder sein Feldgeschrei nach und riefen ihm zu: »Hierher, S. 139 hierher wende Dich. Deine Leute sind hier.« Er glaubte es, kam und geriet mitten in die Scharen der Feinde. Da hieben sie ihm das Haupt ab, steckten es auf eine Stange und erhoben es in die Lüfte. Die Franken aber, als sie dies sahen und den Tod Chlodomers erfuhren, fammelten aufs neue ihre Kräfte, schlugen Godomar in die Flucht, besiegten die Burgunder und brachten das Land in ihre Gewalt. Und sogleich nahm Ehlothar Guntheuka, das Weib seines gefallnen Bruders, zur Ehe; die Söhne desselben aber nahm die Königin Ehrodichilde, als die
Tage der Trauer vorüber, zu sich und behielt sie. Der eine von ihnen hieß Theudobald, der andere Gunthar und der dritte Ehlodovald6 Godomar erhielt abermals sein Reich wieder7.
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Vgl. B. III, Zum. W. ↩
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WOhl VOII Saintsilltesiniispdeällticy unweit von Orl6ans. ↩
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Seinem gewaltsamen Ende verdankt wohl Sigimund, trotz seiner zum Teil wenig christlichen Taten, wie so mancher Große der Merovingerzeih die Verehrung als Heiliger, die et schon zu Gregors Lebzeiten genoß (vgl. Gregors Buch Zum Ruhm der Märtyrer, Katz. 74). Seine Fürbitte sollte besonders gegen das Fieber wirksam sein. Selbst eine Miso-i s. Sigismundi regt« ist wohl noch im S. Jahrhundert entstanden, die für Fieberkranke gelesen wurde. Der Ort seines Martyriums ist wahrscheinlich swpöravy la Oolombe im Dåpartement Loiretz in der Nähe befand sich ein Brunnen, der schon im 10. Jahrhundert als Sigmundsbrunnen bezeichnet wird und dessen Wasser als heilkräftig galt. ↩
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Vgl. Rats. 5 am Ende. ↩
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An der Rhone unweit Vienne ↩
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Daß diese das Reich des Vaters als Erbe behielten, geht unten aus Kap. 18 hervor. Die Vormundschaft scheinen die Oheime geführt zu haben. ↩
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Die Ostgothen hatten jedoch den sränkischen Angriff benutzt, um den südlichen Teil des burgundischen Reichs in ihre Gewalt zu bringen. Vgl. L. M. Zwar-tmann, Gesch. Italiens im Mittelalter 1, 220. ↩