15. Von Fredegundens Bosheit
Da aber die Königin Fredegunde noch in der Hauptkirche von Paris sich aufhielt, kam zu ihr Leunardus, der S. 206 vordem Haushofmeister war(1); der war damals von der Stadt Toulouse angekommen und begann ihr zu erzählen, wie ihre Tochter daselbst Schimpf und Schande erlitten habe(2). „Nach deinem Gebot", sprach er, „zog ich mit der Prinzessin Rigunthe dorthin und habe ihre Erniedrigung gesehen und wie sie ihrer Schätze und aller ihrer Habe beraubt wurde, doch bin ich glücklich durch die Flucht von dort entkommen und hierher geeilt, um meiner Königin zu erzählen, was sich zugetragen hat." Da sie solches hörte, geriet sie in Wut, ließ ihm in der Kirche selbst seine ehrliche Gewandung abnehmen(3) nahm ihm die Kleider und das Wehrgehäng, das er von König Chilperich zum Geschenk hatte, und hieß ihn aus ihren Augen gehen. Auch die Köche und Bäcker oder andere Leute, von denen sie hörte, daß sie von dieser Reise zurückgekehrt seien, ließ sie geißeln, ausziehen(4) und verstümmeln(5) Auch suchte sie den Nectarius, den Bruder des Bischofs Baudegisil(6), beim Könige durch abscheuliche Beschuldigungen zu verderben, und behauptete, er habe vieles vom Schatze des verstorbenen Königs beiseite geschafft, auch Speck(7) und viel Wein aus den Vorratskammern fortgeschleppt, und wollte, daß er gefesselt und in das Dunkel des Kerkers gestoßen würde. Aber die Langmut des Königs und die Fürsprache seines Bruders ließen es nicht dazu kommen. S. 207 Viel Gottloses tat sie daselbst und scheute Gott nicht, in dessen Kirche sie doch ihre Zuflucht gesucht hatte. Sie hatte dazumal bei sich den Richter Audo, der ihr schon bei des Königs Lebzeiten zu vielen bösen Dingen die Hand geboten hatte. Denn mit dem Präfekten Mummolus(1) hatte er viele Franken, die zu der Zeit König Childeberts I. freie Männer gewesen waren, den öffentlichen Abgaben unterworfen(2). Nach dem Tode des Königs war er aber von diesen Franken seiner Habe und seines Gutes beraubt worden, so daß ihm nichts blieb, als was er am Leibe hatte. Auch seine Häuser hatten sie ihm in Brand gesteckt und würden ihm sicherlich auch das Leben genommen haben, wenn er nicht mit der Königin nach der Kirche geflohen wäre.