14. Vom Ende des Diakonen Theudulf

Es lebte zu dieser Zeit ein Diakon in der Stadt Paris, mit Namen Theudulf, der sich dünkte in vielen Stücken etwas rechtes zu wissen und deshalb öfters Zänkereien anfing. Dieser entfernte sich von Paris und begab sich nach Angers und stellte sich dort unter den Schutz des Bischofs Audovech,¹ da sie alte Freunde waren von der Zeit her, da sie miteinander in Paris lebten. Theudulf wurde deshalb von Ragnemod² dem Bischof der Stadt, wiederholentlich von der Kirchengemeinschaft ausgeschlossen, weil er nicht zu der Kirche zurückkehren wollte, in der er zum Diakon eingesetzt war. Er schloß sich so eng und vertraulich an den genannten Bischof der Stadt Angers an, daß dieser sich seiner Zudringlichkeit nicht erwehren konnte, denn er war ein Mann von feiner und liebevoller Art. Danach aber erbaute er sich auf den Mauern der Stadt einen Söller, und, als er einst von diesem nach beendetem Mahle Herabstieg, stützte er seine Hand auf jenen Diakon. Der war aber so betrunken, daß er S. 117 kaum den Fuß fest aufsetzen konnte, und da er gegen den Diener, der mit dem Lichte voranging, ich weiß nicht weshalb, in Zorn geriet, traf er ihn mit der Faust in das Genick. Mit diesem Stoß stürzte er, da er nicht feststehen konnte, durch die Bewegung von der Mauer herab und griff im Fall nach dem Schweißtuch des Bischofs, das diesem vom Gürtel herabhing. Der Bischof selbst wäre beinahe mit heruntergestürzt, wenn nicht der Abt³ schnell seine Füße umfaßt hätte. Der Diakon fiel aber auf einen Stein, zerschlug sich die Knochen und die Rippen, spie Blut und Galle aus und gab seinen Geist auf. Er war dem Trunke und den Ausschweifungen ergeben.