Edition
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Adversus Valentinianos
1
[1] Valentiniani, frequentissimum plane collegium inter haereticos, quia plurimum ex apostatis veritatis et ad fabulas facile est et disciplina non terretur, nihil magis curant quam occultare quod praedicant, si tamen praedicant qui occultant. custodiae officium conscientiae officium est. confusio praedicatur dum religio adserveratur. nam et illa Eleusinia, haeresis et ipsa Atticae superstitionis, quod tacent, pudor est. [2] idcirco et aditum prius cruciant diutius initiant quam consignant, cum epoptas ante quinquennium instituunt ut opinionem suspendio cognitionis aedificent atque ita tantam maiestatem exhibere videantur quantam praestruxerunt cupiditatem. sequitur silentii officium; [3] attente custoditur quod tarde invenitur, ceterum tota in adytis divinitas, tota suspira epoptarum, totum signaculum linguae: simulacrum membri virilis revelatur. sed naturae venerandum nomen allegorica dispositio praetendeus, patrocinio coactae figurae sacrilegium obscurat et convicium falsis simulacris excusat. proinde quos nunc destinamus haereticos sanctis nominibus et titulis et argumentis verae religionis vanissima atque turpissima figmenta configurantes — facili caritate ex divinae copiae occasione quia de multis multa succedere est — Eleusinia Valentiniana fecerunt lenocinia, sancta silentio magno, sola taciturnitate caelestia. [4] si bona fide quaeras, concreto vultu, suspenso supercilio “altum est” aiunt. si subtiliter temptes, per ambiguitates bilingues communem fidem adfirmat. si scire te subostendas, negant quicquid agnoscunt. si comminus certes astuta simplicitate suam caedem dispergunt. ne discipulis quidem propriis ante commitunt quam suos fecerint. habent artificium quo prius persuadeant quam edocent. veritas autem docendo persuadet non suadendo docet.
Übersetzung
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Gegen die Valentinianer. (BKV)
1. Cap. Charakterisierung der Valentinianer im allgemeinen; ihre Methode und Kunst, Proselyten zu machen.
S. 103 Die Valentinianer, unter den häretischen Genossenschaften jedenfalls die zahlreichste, weil sie sich zumeist aus Apostaten vom wahren Christentum zusammensetzt, es mit Fabeln leicht nimmt und ihre Sittenzucht niemanden abschreckt, kennen keine angelegentlichere Sorge, als den Gegenstand ihrer Predigt zu verheimlichen, wenn man das Geheimhalten eine Predigt nennen darf. Die Pflicht der Geheimhaltung ist eine Pflicht des Schuldbewusstseins. Wo man mit seiner Religion zurückhält,1 da ist der Gegenstand der Predigt beschämender Natur.
Auch das z. B., was in den bekannten Eleusinien, einer Art Häresie im Aberglauben der Athener, verschwiegen wird, ist schamloser Natur. Darum macht man auch den Eintritt in dieselben schwierig und hat langdauernde Einweihungsgebräuche, bevor2 das Siegel erteilt wird, indem die Einzuweihenden fünf Jahre lang unterrichtet werden, um ihnen durch Aufschieben der Belehrung eine hohe Meinung davon beizubringen und die Vorstellung von der Erhabenheit des Dargebotenen nach Verhältnis zu der vorher danach erweckten Begierde zu steigern. Dann folgt sofort die Verpflichtung zum Stillschweigen. Was man erst nach vielem Suchen gefunden hat, wird sorgfältiger gehütet. Im übrigen aber besteht die ganze Gottheit, die sie in ihren unzugänglichen Heiligtümern bewahren, in nichts weiter als dem enthüllten Bilde des männlichen Gliedes, darauf zielen alle Seufzer der Aufzunehmenden, dafür geschieht die ganze Versiegelung des Mundes. Allein das sinnbildliche Verfahren, welches sich eine mit Scheu zu behandelnde Natureinrichtung zum Aushängeschild nimmt, versteckt unter dem Mantel einer gezwungenen Symbolik nur ein Sakrilegium und wehrt den Vorwurf der Täuschung durch ein Götzenbild ab.
In ähnlicher Weise haben die Häretiker, welche wir jetzt aufs Korn nehmen, die Valentinianer, die heiligen Namen, Bezeichnungen und Gegenstände der wahren Religion zu Hilfe genommen, um ihre thörichten und schändlichen Faseleien mit einer leicht fasslichen Klarheit zu umgeben und — dank der Gelegenheit, die ihnen der Reichtum Gottes bietet, indem aus vielem vieles folgen muss — eine Art eleusinischer Buhlerei hergestellt, die heilig ist nur durch ihre tiefe Verschwiegenheit, himmlisch allein durch ihre Stille. Wenn einer im guten Glauben forscht, so sagen sie mit ernster Miene und in die Höhe gezogenen Augenbrauen: „Es ist etwas Hohes.“ Wenn ihnen einer mit scharfsinnigen Fragen kommt, so vertreten sie unter Zweideutigkeiten und Doppelzüngigkeiten nur die gemeinschaftliche Glaubenslehre. Wenn aber einer verrät, dass er etwas mehr weiss, so verleugnen sie ihre Ansichten. Wenn du ihnen scharf zu Leibe gehst, so machen sie deine Geradheit durch einen Selbstmord illusorisch.3 S. 104 Sie vertrauen nicht einmal ihren eigenen Schülern, bevor sie sich derselben versichert haben. Sie verstehen die Kunst, die Leute zu bereden, ohne sie zu belehren. Die Wahrheit hingegen überredet durch Belehrung, aber sie belehrt nicht durch Überredung.