Sermo VI. 1. Predigt über die Kollekten.
S. 22 Viele Zeugnisse der göttlichen Schriften belehren uns eingehend über die Verdienstlichkeit des Almosens S. 23und die ihm innewohnende Kraft1 . Erweist doch sicherlich ein jeder von uns seiner eigenen Seele einen Dienst, sooft er sich fremder Not erbarmt. Darum muß auch, Geliebteste, unsere Mildtätigkeit rasch und bereitwillig sein, wenn wir überzeugt sind, daß die Gabe, mit der wir einen Bedürftigen bedenken, stets dem Spender selbst zugute kommt. Hinterlegt doch der einen Schatz im Himmel2 , der Christus in einem Armen Speise reicht. Erkenne also im Almosen eine gütige Einrichtung der göttlichen Liebe! Hat sie ja nur deshalb deinen Überfluß gewollt, damit ein anderer durch deine Unterstützung nicht darbe, nur deshalb, um durch deine werktätige Hilfe den Armen aus bitterer Not und dich von deinen vielen Sünden zu befreien. Wie wunderbar ist doch die Fürsorge und Güte Gottes, nach dessen Willen die Tat eines einzelnen zweien frommen soll! Der kommende Sonntag wird den Almosenopfern gewidmet sein. Wir ermahnen euch daher dringend, S. 24fromme Zuhörer, aller Notleidenden und euer selbst zu gedenken und, soweit es in euerer Macht steht, in den Dürftigen Jesus zu sehen, der uns die Armen so sehr ans Herz gelegt hat. Ist doch e r es, der in ihnen bekleidet, beherbergt, und gespeist wird. So bezeugt es Christus, unser Herr, selber3 , der mit dem Vater und dem Heiligen Geiste lebt und waltet in Ewigkeit. Amen.