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Werke Leo der Grosse (400-461) Sermones Sämtliche Sermonen (BKV)
Sermo LII-LXX
Sermo LVII. 6. Predigt über das Leiden des Herrn.

1.

Geliebteste! Eingedenk unseres gegebenen Wortes, kommen wir dem nach, was wir euerer Frömmigkeit schulden, indem wir dabei auf den gnädigen Beistand Gottes hoffen, damit der den richtigen Eifer in uns wecke, durch den wir zu jenem Versprechen veranlaßt wurden. Als Christus, der Herr, von den Scharen ergriffen worden war, welche die Hohenpriester und Schriftgelehrten gegen ihn bewaffnet hatten, hielt er seine Macht zurück, um den göttlichen Ratschluß zu verwirklichen. Und dem seligen Apostel Petrus, der sich von seiner menschlichen Leidenschaft gegen die Angreifer fortreißen ließ, verbot er, sein Schwert noch weiterhin zu gebrauchen1 . Wäre es doch unangebracht gewesen, wenn der die Verteidigung und den Widerstand eines einzigen Jüngers gewünscht hätte, der es verschmähte, Legionen von Engeln zu Hilfe zu rufen2 . Mochte also auch der wilde Haufe seine Absicht erfüllt sehen und über das Gelingen seines Frevels frohlocken, so erreichte der S. 293Gefangene doch mehr als jene, die ihn gefangen hatten; denn die verblendeten Juden stürzten sich durch ihre gottlose Tat nur selbst ins Verderben, während es eine Folge der Geduld Christi war, daß durch sein Leiden alle gerettet wurden.


  1. Mt 26,51 f.u.a. ↩

  2. vgl.Mt 26,53 ↩

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