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Werke Leo der Grosse (400-461) Sermones Sämtliche Sermonen (BKV)
Sermo XII-XX
Sermo XVII. 6. Predigt über das Fasten im Dezember.

1.

S. 60Geliebteste! Die Gebote des Evangeliums haben eine starke Stütze an der Lehre des Gesetzes, indem so manches aus dem Alten Testamente auch jetzt noch Geltung hat. Gerade die in die Kirche aufgenommenen frommen Bräuche beweisen, „daß der Herr Jesus Christus nicht gekommen ist, um das Gesetz aufzulösen, sondern es zu erfüllen“1 . Wenn auch die Zeichen aufhören, durch welche die Ankunft unseres Erlösers verkündet wurde, wenn auch die Vorbilder vorbei sind, welchen die Ewige Wahrheit durch ihr Erscheinen ein Ende setzte, so leben doch die Bestimmungen, welche einsichtvolle Frömmigkeit für die Regelung der Sitten oder für eine aus dem Herzen kommende Verehrung Gottes getroffen hat, bei uns noch ebenso fort, wie sie eingeführt wurden. Was für beide Testamente geeignet war, das wurde in keiner Weise verändert oder umgestaltet. Zu solchen Anordnungen gehört auch das feierliche Fasten im Dezember, dem wir uns jetzt nach jährlich wiederkehrendem Brauche in feierlicher Weise zu unterziehen haben. Nur eine wohlberechtigte Forderung der Billigkeit und Frömmigkeit ist es, der göttlichen Güte für die Ernte zu danken, welche die Erde zum Unterhalte der Menschen nach dem Willen der allerhöchsten Vorsehung heranreifen ließ. Um zu zeigen, daß wir dieser Pflicht bereitwillig nachkommen, müssen wir nicht allein die Enthaltsamkeit des Fastens, sondern auch eifriges Almosengeben auf uns nehmen, damit auch aus dem Boden unseres Herzens der Keim der Gerechtigkeit und die Frucht der christlichen Liebe hervorsprießt und wir der Barmherzigkeit Gottes durch Mitleid mit seinen Armen würdig werden. Mit größter Zuversicht darf jene Bitte auf Erhörung bei Gott hoffen, die durch fromme Werke gestützt wird, da S. 61jeder, der sein Herz nicht vor dem Dürftigen verschließt2 , sich rasch des Herrn Ohr geneigt macht nach dessen eigenen Worten: „Barmherzig sollt ihr sein, wie auch euer Vater barmherzig ist!“3 . „Vergebet, so wird auch euch vergeben werden!“4 . Wo gäbe es etwas Gütigeres als jene Gerechtigkeit, wo etwas Milderes als jene Vergeltung, bei der der Spruch des Richters in der Macht dessen liegt, der gerichtet werden soll? „Gebet“, „und es wird euch gegeben werden!“5 . Wie schnell machen solche Worte aller kleinmütigen Sorge und allem zögerndem Geize ein Ende, auf daß wir Menschen getrost spenden, was uns die ewige Wahrheit zu vergelten verspricht!


  1. Mt 5,17 ↩

  2. vgl.Tob 4,7 ↩

  3. Lk 6,36 ↩

  4. ebd 37 ↩

  5. ebd 38 ↩

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