XVII. Kapitel: Der Mann Gottes sagt die Zerstörung seines Klosters voraus
Gregorius. Ein vornehmer Mann, namens Theoprobus, war auf die Ermahnung des Vaters Benedikt ins Kloster eingetreten und erfreute sich wegen seines verdienstvollen Wandels des vertrautesten Umganges mit ihm. Als er eines Tages Benedikts Zelle betrat, traf er ihn, wie er bitterlich weinte. Er blieb lange stehen und sah, daß die Tränen kein Ende nahmen; auch weinte der Mann Gottes nicht, wie es sonst geschah, im Gebete, sondern von Trauer übermannt; darum fragte er nach der Ursache solch großer Betrübnis. Darauf erwiderte ihm der Mann Gottes: „Dieses ganze Kloster und alles, was ich für die Brüder eingerichtet habe, ist nach dem Gericht des allmächtigen Gottes den Kriegsvölkern übergeben. Kaum habe ich es erlangen können, daß mir das Leben der Bewohner dieses Ortes geschenkt wurde.” Theoprobus hörte damals diesen Ausspruch; wir aber sehen ihn erfüllt; denn wir wissen, daß sein Kloster kürzlich durch das Volk der Langobarden zerstört wurde. Zur Nachtzeit nämlich, als die Brüder schliefen, brachen vor kurzem1 dort die Langobarden ein und plünderten alles, konnten aber keines einzigen Menschen habhaft werden; so erfüllte der allmächtige Gott, was er seinem treuen Diener Benedikt versprochen hatte, daß er nämlich die Menschen erhalten wolle, wenn er auch ihr Eigentum den Kriegsvölkern übergab. Hierin, sehe ich, erging es Benedikt wie dem Paulus, dem zu seinem Trost das Leben aller seiner Begleiter geschenkt wurde, während das Schiff alles verlor. S. 80
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um das Jahr 580 ↩