XXVIII. Kapitel: Von einer großen Zahl von Märtyrern, die den Tod erlitten, weil sie einen Ziegenkopf nicht anbeten wollten
Als zur selben Zeit die Langobarden ungefähr S. 159 vierhundert Gefangene gemacht hatten, opferten sie nach ihrer Sitte dem Teufel einen Ziegenkopf; sie liefen dabei um ihn im Kreise herum und sangen ein abscheuliches Lied. Zuerst beteten sie selbst mit gesenktem Haupte den Kopf an, dann wollten sie auch die Gefangenen zur Anbetung nötigen. Aber der größte Teil der Gefangenen wollte lieber durch den Tod zum unsterblichen Leben eingehen, als durch diese Anbetung das sterbliche Leben erhalten; sie weigerten sich, dem gottesräuberischen Befehle zu gehorchen, und verschmähten es, den Nacken, den sie stets vor dem Schöpfer gebeugt hatten, vor einem Geschöpfe zu neigen. So kam es, daß die Feinde, die sie gefangengenommen hatten, voll des heftigsten Zornes alle mit dem Schwerte niedermachten, weil sie ihre Verirrung nicht mitmachen wollten. Muß man sich also wundern, daß bei Ausbruch einer Verfolgungszeit jene hätten Märtyrer werden können, die selbst im Frieden der Kirche durch beständige Abtötung ihrer selbst den engen Weg des Martyriums wandelten, wenn im Augenblick der Verfolgung sogar solche die Palme des Martyriums sich verdienten, die im Frieden der Kirche den breiten Weg dieser Welt zu gehen schienen? Jedoch dürfen wir das, was wir von diesen auserwählten Männern gesagt haben, nicht gleichsam als feste Regel für alle annehmen. Denn wie beim offenen Ausbruch einer Verfolgung viele das Martyrium bestehen können, von denen man vielleicht in Friedenszeiten der Kirche nicht viel halten mag, so können zuweilen gar manche einer schwächlichen Furcht erliegen, von denen man in Friedenszeiten vermeinte, sie stünden fest. Daß aber jene Männer, von denen wir sprachen, Märtyrer geworden wären, das sprechen wir zuversichtlich aus, weil wir dieses schon aus ihrem Lebensende schließen. Denn diejenigen konnten auch in einer offenen Verfolgung unmöglich unterliegen, die bekanntermaßen bis zu ihrem Hinscheiden in verborgener Seelenstärke treu aushielten.
Petrus. Ja, so ist es, wie du sagst; aber ich S. 160 bewundere die Fürsorge der göttlichen Barmherzigkeit für uns Unwürdige; sie weiß nämlich die Wut der Langobarden so zu lenken, daß sie ihren sakrilegischen Priestern, die doch als Sieger über die Gläubigen erscheinen, keineswegs gestattet, den orthodoxen Glauben zu verfolgen.