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Werke Zenon von Verona (300-371) Sermones seu Tractatus Predigten und Ansprachen (BKV)
Buch 1
Traktat II. Hoffnung, Glaube und Liebe.

9.

Wir müssen nun sehen, woher die wahre Liebe kommt, wo sie weilt, wem sie hauptsächlich gilt. Vornehmlich demjenigen, der den Menschen geschaffen hat; der ihm als Geschenk seiner ewigen Liebe sein eigenes Bild verlieh; der ihm den Erdkreis einräumte; der alle Elemente der Welt mitsamt den Lebewesen seiner Herrschaft unterstellte; der die Jahre, die Jahreszeiten, die Monate, die Nächte, die Tage, die zwei helleuchtenden Wagen der königlichen Kreise mit ihrem wohltätigen und angenehmen Wechsel in seinen Dienst gestellt;1 der ihn, als er durch das unglückselig süße Gift der vorher geschilderten Liebe dem Tode und dem Sitz der Unterwelt verfallen war, durch das Sakrament seiner Majestät wieder ins Leben rief und noch dazu reich machte durch die Anteilnahme am himmlischen Reich 10 Liebe, wie gütig bist du! Wie reich! Wie mächtig! Nichts hat, wer dich nicht hat! Du vermochtest Gott in einen Menschen zu wandeln. Du bestimmtest ihn, sich zu erniedrigen und eine Zeitlang fern von seiner unermeßlichen Majestät zu pilgern. Du S. 79 hast ihn neun Monate in den Kerker des jungfräulichen Schoßes eingeschlossen. Du hast Eva in Maria wiederhergestellt. Du hast Adam in Christus erneuert. Du hast das heilige Kreuz für die Welt, die bereits verloren war, in Bereitschaft gebracht. Du hast den Tod seiner Macht beraubt, indem du Gott sterben lehrtest. Dein Werk ist es, daß, trotzdem Gott, der Sohn des allmächtigen Gottes, von den Menschen getötet wird, keiner von beiden ihnen zürnt. Du erhältst dem für den Himmel bestimmten Volk das Leben, wenn du Frieden gewährest, den Glauben behütest, die Unschuld schützest, die Wahrheit förderst, die Geduld liebst, die Hoffnung vor Augen hältst. Du schaffst aus Menschen, die in ihrem Charakter, ihrem Lebensalter, ihrem Untertanenverhältnis verschieden sind, nur die eine Natur ihr eigen nennen, auch einen Geist, einen Leib. Du duldest es nicht, daß die glorreichen Märtyrer sich von dem Bekenntnis des christlichen Namens abbringen lassen, nicht durch Folterqualen, nicht durch neue Todesarten, nicht durch Belohnungen, nicht durch freundschaftliche Beziehungen, nicht durch Gefühle kindlicher Liebe, die in ihrem beißenden Schmerz noch schlimmer sind als jeder Folterknecht. Du gibst dich zufrieden, nackt zu sein, um Nackte bekleiden zu können. Für dich wird der Hunger zur Sättigung, wenn dein Brot ein hungriger Armer ißt. Deine Vermögensanlage besteht darin, daß das, was du hast, ganz der Barmherzigkeit gehört. Du allein weißt nicht, was es heißt, sich bitten zu lassen. Du reichst den Unterdrückten oder in irgendeiner Not sich Befindlichen, auch mit Opfern für dich selbst, die rettende Hand. Du bist das Auge der Blinden. Du bist der Fuß der Lahmen. Du bist der verlässigste Schild der Witwen. Du vertrittst an Waisen die Stelle der Eltern, besser als diese selbst. Deine Augen werden niemals trocken, weil entweder Barmherzigkeit oder Freude es nicht zulassen. Du liebst auch deine Feinde in einer Art, daß niemand unterscheiden kann, was für dich noch für ein Unterschied besteht S. 80 zwischen ihnen und deinen Freunden. Du verbindest himmlische Geheimnisse mit menschlichen Dingen, menschliche Geheimnisse mit himmlischen Dingen. Du bewahrst das Göttliche. Du herrschest im Vater. Du gehorchest im Sohn. Du freust dich im Heiligen Geiste. Du bist in den drei Personen eine und kannst unmöglich getrennt werden; die Verleumdung menschlicher Klügelei berührt dich nicht. Von der Quelle des Vaters ausgehend, bist du ganz im Sohne ausgegossen. Und obwohl du ausgegossen bist, bist du doch vom Vater nicht gewichen. Mit Recht wirst du Gott genannt, weil du allein die Macht der Dreifaltigkeit lenkst.


  1. Sonne und Mond, die nach den Vorstellungen der Mythologie auf Wagen ihren Kreislauf vollenden. ↩

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Übersetzungen dieses Werks
Predigten und Ansprachen (BKV)

Inhaltsangabe

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