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Werke Augustinus von Hippo (354-430) Confessiones

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Bekenntnisse

5. Weitere Erörterung der Frage nach dem Bösen und seinem Ursprunge.

Ich forschte, woher denn das Böse komme, und forschte böse und sah in meiner Forschung selbst das Böse nicht. Vor den Blick meines Geistes stellte ich mir die ganze Schöpfung: alles was wir in ihr nur wahrnehmen können, wie Erde, Meer, Luft, Sterne, Bäume und die sterblichen Lebewesen, und dazu das, was wir nicht sehen können, wie die Feste des Himmels und dazu alle Engel und die gesamte Geisterwelt, freilich als ob sie Körper seien, von Raum zu Raum geordnet, wie es meine Einbildung verlangte. Aus deiner Schöpfung machte ich eine einzige große Masse, in der die Körper, mochten sie nun wirklich Körper sein oder erst in meinen Gedanken aus abstrakten Dingen zu Körpern geworden sein, nach ihren einzelnen Formen unterschieden waren; diese Masse dachte ich mir groß, nicht nach ihrem tatsächlichen Umfange, denn den konnte ich nicht wissen, sondern S. 136 nach meinem Belieben, jedoch nach allen Seiten hin begrenzt. Du aber, o Herr, so dachte ich, umgibst und durchdringst sie, bist überall, aber nach allen Richtungen unbegrenzt. So wie wenn das Meer überall und nach allen Seiten ins Unermeßliche hin nur ein einziges Meer wäre, in sich aber einen zwar beliebig großen doch endlich begrenzten Schwamm enthielte, und wenn nun dieser Schwamm vollständig und in jedem seiner Teile von dem unermeßlichen Meere angefüllt wäre, so dachte ich mir deine endliche Schöpfung erfüllt von deiner Unendlichkeit und sprach: "Siehe da Gott und siehe da, was Gott geschaffen, und gut ist Gott und bei weitem vorzüglicher als seine Schöpfung. Dennoch aber hat er, der Gute, nur Gutes geschaffen, und siehe, wie er alles umgibt und erfüllt! Wo ist also das Böse, woher stammt es, und auf welchem Wege hat es sich hier eingeschlichen? Was ist seine Wurzel und welches sein Same? Oder aber existiert es überhaupt nicht? Wenn es aber nicht existiert, warum fürchten und hüten wir uns vor ihm? Oder wenn wir ohne Grund fürchten, so ist doch diese Furcht ein Übel, das unser Herz vergeblich stachelt und peinigt, und das Übel ist desto größer, je weniger Grund zur Furcht wir haben und doch fürchten. Entweder existiert also ein Übel, das wir fürchten, oder unsere Furcht selbst ist das Übel. Woher stammt also das Böse, da Gott in seiner Güte die ganze Schöpfung gut erschaffen hat? Das höhere und höchste Gut hat zwar geschaffen, was in geringerem Grade gut ist, aber Schöpfer und Geschaffenes sind beide gut. Woher ist das Übel? War etwa ein böser Urstoff vorhanden, aus dem er schuf, und hat er ihn gebildet und geordnet, aber doch etwas zurückgelassen, was er nicht in Gutes umwandelte? Und warum hat er nun dies getan? Stand es trotz seiner Allmacht nicht in seiner Macht, den Urstoff ganz zu ändern und umzuwandeln, so daß nichts Böses zurückblieb? Warum endlich hat er etwas aus ihm machen wollen und nicht vielmehr ihn kraft seiner Allmacht gänzlich vernichtet? Konnte er gar gegen seinen Willen existieren? Oder wenn der Urstoff ewig war, warum ließ ihn Gott solange in den unendlichen Zeiträumen der Vergangenheit bestehen und hat erst so viel S. 136 später beschlossen, etwas aus ihm zu machen? Oder wenn er etwas plötzlich wirken wollte, warum bewirkte der Allmächtige nicht lieber, daß jener Urstoff aufhöre und er selbst allein das ganze, wahre, höchste und unbegrenzte Gut sei? Oder wenn es nicht gut gewesen wäre, daß der Gute selbst noch etwas Gutes schaffe und bilde, warum hob er den bösen Urstoff nicht auf und vernichtete ihn, um einen guten, aus dem er alles schüfe, dafür einzusetzen? Denn er wäre nicht allmächtig, hätte er nichts Gutes schaffen können außer mit Hilfe des Urstoffes, den er nicht geschaffen". Derlei Gedanken beschäftigten mein armseliges Herz, das von den nagendsten Sorgen und von Todesfurcht gepeinigt wurde, aber trotzdem nicht die Wahrheit finden konnte. Fest jedoch haftete in meinem Herzen der Glaube der katholischen Kirche an deinen Sohn Christus, unseren Herrn und Erlöser, zwar noch mannigfach entstellt und über die Richtschnur der wahren Liebe sich hinwegsetzend; aber meine Seele gab ihn nicht mehr auf, sondern sog ihn von Tag zu Tag mehr ein.

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The Confessions of St. Augustin In Thirteen Books

Chapter V.--Questions Concerning the Origin of Evil in Regard to God, Who, Since He is the Chief Good, Cannot Be the Cause of Evil.

7. And I sought "whence is evil?" And sought in an evil way; nor saw I the evil in my very search. And I set in order before the view of my spirit the whole creation, and whatever we can discern in it, such as earth, sea, air, stars, trees, living creatures; yea, and whatever in it we do not see, as the firmament of heaven, all the angels, too, and all the spiritual inhabitants thereof. But these very beings, as though they were bodies, did my fancy dispose in such and such places, and I made one huge mass of all Thy creatures, distinguished according to the kinds of bodies,--some of them being real bodies, some what I myself had feigned for spirits. And this mass I made huge,--not as it was, which I could not know, but as large as I thought well, yet every way finite. But Thee, O Lord, I imagined on every part environing and penetrating it, though every way infinite; as if there were a sea everywhere, and on every side through immensity nothing but an infinite sea; and it contained within itself some sponge, huge, though finite, so that the sponge would in all its parts be filled from the immeasurable sea. So conceived I Thy Creation to be itself finite, and filled by Thee, the Infinite. And I said, Behold God, and behold what God hath created; and God is good, yea, most mightily and incomparably better than all these; but yet He, who is good, hath created them good, and behold how He encircleth and filleth them. Where, then, is evil, and whence, and how crept it in hither? What is its root, and what its seed? Or hath it no being at all? Why, then, do we fear and shun that which hath no being? Or if we fear it needlessly, then surely is that fear evil whereby the heart is unnecessarily pricked and tormented,--and so much a greater evil, as we have naught to fear, and yet do fear. Therefore either that is evil which we fear, or the act of fearing is in itself evil. Whence, therefore, is it, seeing that God, who is good, hath made all these things good? He, indeed, the greatest and chiefest Good, hath created these lesser goods; but both Creator and created are all good. Whence is evil? Or was there some evil matter of which He made and formed and ordered it, but left something in it which He did not convert into good? But why was this? Was He powerless to change the whole lump, so that no evil should remain in it, seeing that He is omnipotent? Lastly, why would He make anything at all of it, and not rather by the same omnipotency cause it not to be at all? Or could it indeed exist contrary to His will? Or if it were from eternity, why did He permit it so to be for infinite spaces of times in the past, and was pleased so long after to make something out of it? Or if He wished now all of a sudden to do something, this rather should the Omnipotent have accomplished, that this evil matter should not be at all, and that He only should be the whole, true, chief, and infinite Good. Or if it were not good that He, who was good, should not also be the framer and creator of what was good, then that matter which was evil being removed, and brought to nothing, He might form good matter, whereof He might create all things. For He would not be omnipotent were He not able to create something good without being assisted by that matter which had not been created by Himself. 1 Such like things did I revolve in my miserable breast, overwhelmed with most gnawing cares lest I should die ere I discovered the truth; yet was the faith of Thy Christ, our Lord and Saviour, as held in the Catholic Church, fixed firmly in my heart, unformed, indeed, as yet upon many points, and diverging from doctrinal rules, but yet my mind did not utterly leave it, but every day rather drank in more and more of it.


  1. See xi. sec. 7, note, below. ↩

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Kommentare zu diesem Werk
Einleitung in die Confessiones
Prolegomena
The Opinion of St. Augustin Concerning His Confessions, as Embodied in His Retractations, II. 6
Translator's Preface - Confessions

Inhaltsangabe

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