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Werke Augustinus von Hippo (354-430) Confessiones

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Bekenntnisse

6. Alles, was uns unter dem Scheine des Guten zum Bösen verlockt, ist trügerisch; bei Gott aber ist es wahrhaft und vollkommen gut.

Was habe also ich Elender an dir, Diebstahl, geliebt, du nächtlicher Frevel meines sechzehnten Lebensjahres? Schön warst du ja nicht, da du Diebstahl warst. Oder bist du überhaupt etwas, daß ich meine Worte an dich richte? Schön war wohl das Obst, das wir stahlen: denn du hattest es geschaffen, Schönster von allem, Schöpfer von allem, guter Gott, Gott mein höchstes und mein einziges Gut; schön war jenes Obst, aber meine elende Seele hat danach nicht begehrt, da ich besseres besaß; jenes habe ich nur abgepflückt, um zu stehlen. Denn was ich gepflückt hatte, warf ich weg; nur die Bosheit, an deren Genusse ich mich erfreute, aß ich in mich hinein. Wenn auch mein Mund etwas von jenen Früchten kostete, so war die Schandtat doch der Speise Würze. Und nun, Herr mein Gott, frage ich, was denn eigentlich an dem Diebstahle mich ergötzte. Siehe, Schönheit besaß er nicht; ich meine nicht die Schönheit, wie sie etwa Gerechtigkeit und Klugheit besitzen, nein, auch nicht die, die der Geist des Menschen, das Gedächtnis, die Sinne und das physische Leben aufweisen, noch auch die, die im Glanze der Gestirne sich zeigt und an Land und Meer, die erfüllt sind mit Lebewesen, die unaufhörlich einander folgen, ja nicht einmal jenen trügerischen, dunklen Reiz, mit dem die Sünden uns berücken.

Denn der Stolz äfft die Erhabenheit nach, während du, o Gott, allein über alle erhaben bist. Der Ehrgeiz trachtet nur nach Ehren und Ruhm, während dir allein vor allen Ehre und Ruhm in Ewigkeit gebührt. Gestrenge Machthaber wollen gefürchtet sein: wer aber ist zu fürchten außer Gott allein? Denn was oder wann oder wodurch oder von wem veranlaßt, könnte etwas sich seiner Macht entreißen oder entziehen? Wollüstige Menschen schmeicheln, um Liebe zu gewinnen: nichts aber ist einschmeichelnder als deine Liebe, keine Liebe ist beseligender als deine Wahrheit, die an Schönheit und Lichtfülle alles überstrahlt. Neugier sucht sich als Wissensdurst zu geben, während du alles am besten S. 35 weißt, Sogar Unwissenheit und Beschränktheit birgt sich unter dem Namen der Einfachheit und Unschuld, weil nichts Einfacheres zu finden ist als du; was aber ist unschuldiger als du, da den Bösen nur ihre eigenen Werke zum Schaden gereichen? Trägheit strebt nach dem Scheine der Ruhe: wo aber ist sichere Ruhe außer im Herrn? Schwelgerei will nur Sättigung und Überfluß heißen: doch nur du bist die Fülle und unerschöpfliche Schatzkammer unvergänglicher Süßigkeit. Verschwendung will als Freigebigkeit erscheinen: aber du bist der reichste Spender aller Güter. Habsucht will viel besitzen: und du besitzt alles, Neid streitet um der Vorrang: wer hätte den Vorrang vor dir? Zorn trachtet nach Rache: wer vergibt gerechter als du? Furcht, um die Sicherheit des Geliebten ängstlich besorgt, bebt zurück vor dem Ungewohnten und Plötzlichen, das ihm Gefahr bringt; was aber ist dir ungewohnt? was plötzlich? Oder wer scheidet von dir, was du liebst? Oder wer gewährt außer dir ruhige Sicherheit? Traurigkeit härmt sich ab über den Verlust von Gütern, woran die Begierde sich ergötzte; auch sie möchte keinen Verlust erdulden, aber nur dir kann nichts genommen werden.

So buhlt die Seele, wenn sie sich von dir abwendet und außer dir sucht, was sie rein und lauter nicht findet, sie kehrte denn zu dir zurück. Verkehrt ahmen dich die nach, die sich von dir entfernen und sich gegen dich erheben. Aber selbst dadurch, daß sie dich nachahmen, geben sie zu erkennen, daß du der Schöpfer der ganzen Natur bist und man sich deshalb nicht völlig von dir lossagen kann. Was also habe ich in jenem Diebstahl geliebt, und inwiefern habe ich selbst in lasterhafter und sündhafter Weise meinen Herrn nachgeahmt? Gelüstete es mich etwa, deinem Gesetze durch Trug zuwiderzuhandeln, weil ich es mit offener Gewalt nicht konnte, damit ich, ein finsteres Afterbild der Allmacht, ungestraft täte, was unerlaubt, und so, obwohl selbst ein Sklave, mich einer falschen Freiheit rühmte? Sieh den Knecht, der vor seinem Herrn flieht und einen Schatten erhascht! O Fäulnis, o abscheuliches Leben, o abgrundtiefer Tod! Was nicht erlaubt war, gefiel mir allein deshalb, weil es nicht erlaubt war. S. 36

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Confessiones (PL)

CAPUT VI. Omnia quae boni specie ad vitia invitant, in solo Deo esse vera et perfecta.

12. Quid ego miser in te amavi, o furtum meum, o facinus illud meum nocturnum sexti decimi anni aetatis meae? Non enim pulchrum eras, cum furtum esses; aut vero aliquid es, ut loquar ad te? Pulchra erant poma illa quae furati sumus, quoniam creatura tua erat, pulcherrime omnium, creator omnium, Deus bone, Deus summum bonum, et bonum verum meum: pulchra erant illa poma; sed non ipsa concupivit anima mea miserabilis. Erat enim mihi meliorum copia; illa autem decerpsi tantum ut furarer. Nam decerpta projeci, epulatus inde solam iniquitatem, qua laetabar fruens. Nam et si quid illorum pomorum intravit in os meum, condimentum ibi facinus erat. Et nunc, Domine Deus meus, quaero quid me in furto delectaverit, et ecce species nulla est: non dico sicut in aequitate atque prudentia; sed neque sicut in mente hominis atque memoria et sensibus et vegetante vita; neque sicut speciosa sunt sidera et decora locis suis et terra et mare plena fetibus, qui succedunt nascendo decedentibus; non saltem ut est quaedam defectiva species et umbratica vitiis fallentibus.

13. Nam et superbia celsitudinem imitatur; cum tu sis unus super omnia Deus excelsus. Et ambitio quid nisi honores quaerit et gloriam; cum tu sis prae cunctis honorandus unus et gloriosus in aeternum? Et saevitia potestatum timeri vult: quis autem timendus, nisi unus Deus? Cujus potestati eripi aut subtrahi quid potest? quando, aut ubi, aut quo, vel a quo potest? Et blanditiae lascivientium amari volunt; sed neque blandius est aliquid tua charitate, nec amatur quidquam salubrius, quam illa prae cunctis formosa et luminosa veritas tua. Et curiositas affectare videtur studium scientiae; cum tu omnia summe noveris. Ignorantia quoque ipsa atque stultitia, simplicitatis et innocentiae nomine tegitur; quia te simplicius quidquam non reperitur. Quid te autem innocentius, quandoquidem opera sua malis inimica sunt? Et ignavia quasi quietem appetit: quae vero quies certa praeter Dominum? Luxuria satietatem atque abundantiam se cupit vocari: tu autem es plenitudo et indeficiens copia incorruptibilis suavitatis. Effusio liberalitatis obtendit umbram: sed bonorum omnium largitor [Col. 0681] affluentissimus tu es. Avaritia multa possidere vult; et tu possides omnia. Invidentia de excellentia litigat: quid te excellentius? Ira vindictam quaerit: te justius quis vindicat? Timor insolita et repentina exhorrescit, rebus quae amantur adversantia, dum praecavet securitati: tibi enim quid insolitum? quid repentinum? aut quis a te separat quod diligis? aut ubi, nisi apud te, firma securitas? Tristitia rebus amissis contabescit, quibus se oblectabat cupiditas; quia ita sibi nollet, sicut tibi auferri nihil potest.

14. Ita fornicatur anima, cum avertitur abs te, et quaerit extra te ea quae pura et liquida non invenit, nisi cum redit ad te. Perverse te imitantur omnes qui longe se a te faciunt, et extollunt se adversum te. Sed etiam sic te imitando indicant creatorem te esse omnis naturae; et ideo non esse quo a te omni modo recedatur. Quid ergo in illo furto ego dilexi? et in quo Dominum meum vel vitiose atque perverse imitatus sum? An libuit facere contra legem saltem fallacia, quia potentatu non poteram, ut mancam libertatem captivus imitarer faciendo impune quod non liceret, tenebrosa omnipotentiae similitudine? Ecce est ille servus fugiens Dominum suum et consecutus umbram. O putredo, o monstrum vitae, et mortis profunditas! Potuitne libere quod non licebat, non ob aliud, nisi quia non licebat?

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Einleitung in die Confessiones
Prolegomena
The Opinion of St. Augustin Concerning His Confessions, as Embodied in His Retractations, II. 6
Translator's Preface - Confessions

Inhaltsangabe

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