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Werke Augustinus von Hippo (354-430) Confessiones Bekenntnisse
Neuntes Buch

3. Verecundus überläßt ihm sein Landgut.

Verecundus aber ward bei unserem Glücke von ängstlicher Besorgnis verzehrt, weil er sah, wie ihn die Bande, die ihn so fest hielten, von unserer Gesellschaft ausschließen sollten. Er war noch nicht Christ, doch war seine Gattin gläubig, und gerade sie war für ihn das größte Hindernis auf dem Wege, den wir eingeschlagen hatten: er wollte, so sagte er, auf keine andere Weise Christ sein als auf die, in welcher er es nun einmal nicht sein konnte. Mit vieler Güte bot er uns für die Zeit unseres dortigen Aufenthaltes sein Landgut an. Du wirst es ihm vergelten, o Herr, wenn du den Gerechten ihren Lohn auszahlst, ein glückliches Ende hast du ihm ja schon verliehen. Als wir nämlich nicht mehr bei ihm, sondern bereits in Rom waren, fiel er in eine schwere Krankheit, an der er auch starb, nachdem er ein gläubiger Christ geworden war. So hast du dich nicht nur S. 190 seiner, sondern auch unser erbarmt; hätte doch unerträglicher Schmerz uns quälen müssen, wenn wir bei dem Gedanken an die ungemeine Güte unseres Freundes uns gegenüber ihn deiner Herde nicht hätten zuzählen können. Dank dir also, unser Gott, wir sind die Deinen; deine Mahnungen und deine Tröstungen bezeugen es. Du, getreu in deinen Verheißungen, schenkst jetzt dem Verecundus für sein Landgut Cassiciacum, wo wir vom Gewühl der Welt in dir ausruhen durften, zur Vergeltung die Lieblichkeit ewig dauernder paradiesischer Tugend; denn auf Erden hast du ihm seine Sünden nachgelassen „auf dem fruchtbaren Berge, auf deinem Berge, auf dem reichen Berge“1.

Verecundus also war damals von Besorgnis erfüllt, Nebridius aber freute sich mit uns. Wenn er auch, bevor er Christ wurde, in den Abgrund des verderblichsten Irrtums gestürzt war, daß er den Leib deines Sohnes, der doch die Wahrheit ist, nur für einen Scheinleib hielt, so entwand er sich ihm doch, und so stand es mit ihm, daß er, ohne mit Sakramenten an deine Kirche gefesselt zu sein, aufs eifrigste nach der Wahrheit forschte. Auch ihn hast du nicht lange nach unserer Bekehrung und Wiedergeburt durch die Taufe, da er als treuer Katholik in vollendeter Keuschheit und Enthaltsamkeit dir in Afrika bei seinen Landsleuten diente, vom Leibe befreit, nachdem noch durch ihn seine ganze Familie christlich geworden war. Nun lebt er „im Schoße Abrahams“2. Was immer wir uns unter diesem Schoße vorstellen mögen, dort lebt mein Nebridius, mein süßer Freund, des Freigelassenen Sohn, den du aber, o Herr, an Kindesstatt angenommen hast; dort lebt er. Denn welch anderen Ort sollte es für eine solche Seele geben? Er lebt an jenem Orte, über den er mich armes, unwissendes Menschenkind soviel gefragt hat. Nun legt er nicht mehr sein Ohr an meinen Mund, aber seinen geistigen Mund an deine Quelle und trinkt daraus Weisheit nach Herzenslust, soviel er vermag, ohne Ende glückselig. Doch wird er davon wohl nicht so berauscht, daß er mein S. 191 vergäße, da du, o Herr, den er in sich hinein trinkt, unser eingedenk bist. So stand es also damals: wir trösteten den Verecundus, der, unbeschadet unserer Freundschaft, doch damals über diese unsere Bekehrung traurig war, und ermahnten ihn zur Treue in seinem Stande, nämlich im Ehestande, auf den Nebridius aber warteten wir, wann er uns wohl folgen werde. Denn er war schon ganz nahe daran, ja stand unmittelbar davor, bis endlich auch für ihn die Tage vorüber gingen. Denn lang und zahlreich erschienen sie uns in unserem Verlangen nach jener ungestörten Freiheit, in der wir dir dann aus dem Grunde unseres Herzens singen könnten: „Zu dir hat mein Herz gesagt: dein Antlitz habe ich gesucht, o Herr, und dein Antlitz will ich suchen“3.


  1. Ps.67,16. ↩

  2. Luk. 16,22. ↩

  3. Ps. 26,8. ↩

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