10. Von dem Einwande, was Gott vor der Schöpfung getan habe.
Sind nicht ihrer alten Irrtümer noch voll, die zu uns sprechen: „Was tat Gott, bevor er Himmel und Erde schuf? Denn wenn er bis dahin ruhte und nichts wirkte, warum ist er nicht für alle Zeit in derselben Untätigkeit verblieben, in der er vor der Schöpfung verharrt hatte?“ Wenn nämlich in Gott irgendeine neue Bewegung entstanden wäre und ein neuer Wille, ein Geschöpf ins Dasein zu rufen, das er zuvor noch nicht geschaffen hatte, könnte man da überhaupt noch von wahrer Ewigkeit sprechen, in der ein Wille entsteht, der vorher nicht da war? Denn der Wille Gottes ist kein Geschöpf, sondern er ist früher denn das Geschöpf, weil nichts geschaffen werden könnte, wenn nicht der Wille des Schöpfers vorhanden wäre. „Gottes Wille gehört also zur Wesenheit Gottes selbst. Wenn also etwas in der Wesenheit Gottes entstand, was vorher nicht da war, so kann man in Wahrheit jene Wesenheit nicht ewig nennen; wenn aber der Wille Gottes, daß es eine Kreatur gebe, von Ewigkeit her war, warum ist dann nicht auch die Schöpfung ewig?“