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Werke Augustinus von Hippo (354-430) Confessiones Bekenntnisse
Sechstes Buch

16. Niemals verläßt ihn die Furcht vor Tod und Gericht.

Preis dir und Ehre, Quell der Barmherzigkeit! Elender ward ich, aber du kamst mir näher. Schon war deine Rechte nahe, um mich dem Schlamm zu entreißen und mich abzuwaschen, und ich wußte es nicht. Noch tiefer in den Abgrund fleischlicher Lüste zu versinken, hielt mich nur die Furcht vor dem Tode und deinem kommenden Gerichte ab; wie auch meine Meinungen S. 129 wechseln mochten, sie wich niemals aus meiner Brust. Und wenn ich mit meinen Freunden Alypius und Nebridius die Frage nach dem höchsten Gut und dem höchsten Übel1 aufwarf, so hätte nach meiner Meinung wohl Epikur2 die Palme erhalten, wenn ich nicht entgegen Epikurs Lehre an das Fortleben der Seele nach dem Tode und an jenseitige Vergeltung geglaubt hätte. Ich stellte die Frage: Wenn wir unsterblich wären und in stetem körperlichen Wohlbefinden ohne die Furcht, es zu verlieren, dahinlebten, warum sollten wir dann nicht glücklich sein oder was noch weiter suchen? Ich Tor wußte nicht, daß das gerade die Größe meines Elends ausmache, daß ich in meiner Versunkenheit und Blindheit nicht imstande war, den Glanz der Tugend und einer um ihrer selbst willen zu liebenden Schönheit zu denken, die nicht vom Auge des Fleisches gesehen, sondern nur in der Tiefe der Seele geschaut wird. In meinem Elende bedachte ich nicht, aus welcher Quelle es mir fließe, daß ich über so schimpfliche Gegenstände mich. mit meinen Freunden so angenehm unterhalten, daß ich ohne Freunde selbst bei meiner damaligen Gesinnung und dem Überfluß an allen sinnlichen Vergnügungen nicht glücklich sein konnte. Und doch liebte ich diese Freunde ohne Selbstsucht und wußte, daß ich von ihnen auch ohne Selbstsucht geliebt wurde. Was für gewundene Pfade! Wehe meiner übermütigen Seele, die da hoffte, wenn sie dich verlasse, werde es ihr besser ergehen Ich wandte mich hin und her, auf den Rücken, zur Seite, auf den Bauch, aber überall fand ich es hart; du allein bist die Ruhe. Und siehe, du kommst und befreist uns aus jammervollem Irrtume, du führest uns auf deinen Weg, tröstest uns und sprichst: "Laufet, ich will euch tragen, ich will euch führen und euch ans Ziel führen". S. 130


  1. Anspielung auf den Titel der Schrift des M. Tullius Cicero ”De finibus bonorum et malorum". ↩

  2. der bekannte Stifter der epikureischen Schule, 341-270 v. Chr. ↩

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