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Bibliothek der Kirchenväter
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Werke Augustinus von Hippo (354-430) Epistulae (Auswahl) Ausgewählte Briefe (BKV)
Zweites Buch (Jahre 396—410).
XIX. (Nr. 33.) An Proculeianus

3.

S. 95 Zwar habe ich gehört, du habest dich über den erwähnten Bruder beklagt, weil er dir irgendeine beleidigende Antwort gegeben habe. Fasse aber das bitte nicht als Beleidigung auf. Ich bin überzeugt, daß es nicht aus Übermut geschehen ist — ich kenne ja meinen Bruder —; hat er aber in der Tat aus Eifer für seinen Glauben und aus Liebe zur Kirche ein heftiges Wort, das deine Würde verletzen konnte, fallen lassen, so verdient das nicht den Namen Bosheit, sondern Kühnheit. Er wollte eben Sachwalter und Streiter seiner Partei, nicht aber Kriecher und Schmeichler sein. Denn das ist das Sünderöl, mit dem der Prophet sein Haupt nicht salben lassen will, wenn er spricht: „Der Gerechte soll mich zurechtweisen in Barmherzigkeit und mich rügen, aber des Sünders Öl soll mein Haupt nicht salben“1. Er will also lieber von einem Gerechten mit strenger Milde getadelt als mit schleimiger Schmeichelei gelobt werden. Daher sagt auch der Prophet: „Die euch glücklich preisen, führen euch in Irrtum“2. Deshalb sagt man auch allgemein und mit Recht von einem Menschen, den lügnerische Schmeicheleien anmaßend gemacht haben: ,Der Kopf ist ihm gewachsen'3. Er ist nämlich mit Sünderöl gesalbt, das heißt nicht mit scharfer, strafender Weisheit, sondern mit schmeichelnder, lobender Lüge. Aber das darfst du wiederum nicht so verstehen, als wollte ich sagen, in Bruder Evodius habe dich ein Gerechter zurechtgewiesen. Sonst könntest du ja befürchten, auch ich rede schimpflich von dir, und das möchte ich aus allen meinen Kräften verhüten. Gerecht ist nur der, der gesagt hat: „Ich bin die Wahrheit“4. Bekommen wir also aus dem Munde irgendeines Menschen eine unangenehme Wahrheit zu hören, so werden wir nicht von dem betreffenden Menschen, der vielleicht ein Sünder ist, sondern von der Wahrheit selbst, das heißt von Christus, dem Gesalbten, zurechtgewiesen, damit nicht die Salbung glatter, aber verderblicher Schmeichelei, das ist S. 96 das Sünderöl, unser Haupt berühre. Sollte indessen Bruder Evodius in der Tat etwas gar zu heftig seine Kirchengemeinschaft verteidigt und in der Aufregung etwas zu kühn gesprochen haben, so müßte man es dem Alter des Mannes und der Wichtigkeit des Streitfalles zugute halten.


  1. Ps. 140, 5. ↩

  2. Jes. 3, 12. ↩

  3. Crevit caput, wie unser: ,Der Kamm ist ihm geschwollen'. ↩

  4. Joh.14, 6. ↩

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