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Werke Augustinus von Hippo (354-430) Epistulae (Auswahl) Ausgewählte Briefe (BKV)
Zweites Buch (Jahre 396—410).
XXIV. (Nr. 40.) An Hieronymus

6.

Paulus hatte also, was die Juden Schlimmes hatten, verworfen, besonders, daß sie „die Gerechtigkeit Gottes nicht kennend, ihre eigene Gerechtigkeit zur Geltung bringen wollten und sich der Gerechtigkeit Gottes nicht unterwarfen“1; ferner daß sie auch nach dem Leiden und der Auferstehung Christi, nachdem schon das Sakrament der Gnade „nach der Ordnung des Melchisedech“2 gegeben und geoffenbart war, noch die alten heiligen Gebräuche nicht als gewohnte Feierlichkeiten, sondern als Heilsnotwendigkeiten üben zu müssen glaubten. Wären sie nie notwendig gewesen, so hätten die Makkabäer3 nutzlos und vergeblich für sie den Martertod erlitten. Schließlich hatte der Apostel verworfen, daß die Juden die Prediger der christlichen Gnade als Feinde des Gesetzes verfolgten. Von diesen und ähnlichen Irrtümern sagt er „er habe sie als Verlust und Kot erachtet, um Christum zu gewinnen“4; doch setzt er nicht die Beobachtung des Gesetzes, wenn sie nach väterlicher Weise geschah, herab; übte er ja sie selbst, doch ohne an ihre Heilsnotwendigkeit zu glauben, wie die Juden taten, und ohne lügnerische Verstellung, die er an Petrus tadelte. Denn wenn er jene heiligen Gebräuche eingehalten hat, um sich dadurch als Juden auszugeben und so die Juden S. 144 zu gewinnen, warum hat er dann nicht auch mit den Heiden Götzenopfer gebracht, da er doch auch „für die Gesetzlosen gewissermaßen gesetzlos geworden ist“5, um auch sie zu gewinnen? Warum anders, als weil er jenes nur getan hat als geborener Jude? Dies alles aber hat Paulus gesagt, nicht um sich fälschlich für etwas auszugeben, was er nicht war, sondern weil er Mitleid fühlte und den Irrenden so zu Hilfe kommen wollte, als ob er selbst in jenem Irrtume befangen wäre. An derselben Stelle drückt er dies allgemein so aus: „Den Schwachen bin ich schwach geworden, um die Schwachen zu gewinnen“6. Aus dem folgenden Schlusse: „Allen bin ich alles geworden, um alle zu gewinnen“, sieht man, es sei dieser Satz so zu verstehen, daß er sich der Schwachheit eines jeden so erbarmen wolle, als ob er selbst mit ihr behaftet wäre.Gewiß wollte er auch sein Wort: „Wer ist schwach, und ich bin es nicht mit ihm?“7 nicht dahin verstanden haben, als wollte er die Schwachheit anderer verstellter Weise nachahmen und nicht vielmehr ihrer sich erbarmen.


  1. Röm. 10, 3. ↩

  2. Hebr. 6, 20. ↩

  3. 2 Makkab. 7. ↩

  4. Phil. 3.8. ↩

  5. 1 Kor. 9, 20 und 21. ↩

  6. Ebd. 9, 22. ↩

  7. 2 Kor. 11, 29. ↩

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