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Werke Augustinus von Hippo (354-430) Epistulae (Auswahl) Ausgewählte Briefe (BKV)
Zweites Buch (Jahre 396—410).
XXXII. (Nr. 54.) Antwort auf die Fragen des Januarius. Erstes Buch.

III. 4.

So könnte einer sagen, man solle nicht alle Tage die heilige Eucharistie empfangen. Du fragst: „Warum?“ „Weil“, antwortet er, „man jene Tage auswählen muß, an denen ein Mensch mit größerer Reinheit und Enthaltsamkeit lebt, um sich würdig einem so großen Sakramente zu nähern; ,denn wer unwürdig ißt, der ißt und trinkt sich das Gericht’.“1 Der andere erwidert hierauf: „Freilich, wenn die Sündenwunde so tief und der Krankheitszustand so schwer ist, daß dieses Heilmittel verschoben werden muß, so muß sich ein solcher auf Befehl des Bischofs vom Altare fernhalten, um Buße zu tun und durch den Bischof Vergebung zu erlangen. Denn unter unwürdigem Empfange ist zu verstehen, daß man zu einer Zeit kommuniziert, zu der man Buße tun sollte; niemand aber soll nach eigenem Gutdünken von der Kommunion wegbleiben oder zu ihr hinzutreten. Sind übrigens die Sünden nicht so groß, daß jemand sich dadurch der Exkommunikation schuldig macht, so soll er sich nicht von dem täglichen Heilmittel des Leibes unseres Herrn fernhalten“2. Am nächsten würde man vielleicht der Wahrheit kommen, wenn der, der diesen Streit schlichten wollte, darauf hinwiese, man müsse vor allem im Frieden Christi bleiben; jeder solle also tun, was er nach seinem Gewissen und zum Heile seiner S. 212 Seele tun zu sollen glaubt. Wollen doch beide nicht den Leib und das Blut des Herrn entehren, sondern beide bestreben sich um die Wette, das gnadenreichste Sakrament zu ehren. Auch Zachäus und jener Hauptmann haben nicht miteinander gestritten, noch dachte einer besser von sich, obwohl der eine den Herrn „mit Freuden in sein Haus aufnahm“3, der andere aber sprach: „Ich bin nicht würdig, daß Du eingehest unter mein Dach“4. Beide ehrten den Heiland, obwohl auf verschiedene, gewissermaßen entgegengesetzte Weise: beide fühlten das Elend der Sünde, beide erlangten Barmherzigkeit. Hierher gehört aus dem Alten Bunde, daß das Manna für jeden aus dem Volke den Geschmack hatte, der seiner Gesinnung entsprach5; so verhält es sich auch mit dem Sakramente, das die Welt besiegt hat. Der eine wagt aus Ehrfurcht nicht, es täglich zu empfangen; der andere wagt aus Ehrfurcht nicht, den Empfang auch nur einen Tag zu unterlassen. Nur die Geringschätzung ist mit dieser Speise unverträglich, wie Überdruß mit dem Manna. Darum sagt der Apostel, daß diejenigen sie unwürdig empfangen, die sie nicht durch eine ihr allein gebührende Ehrfurcht von den anderen Speisen unterscheiden. Sogleich nach den Worten: „Er ißt und trinkt sich das Gericht“ fügt er bei: „indem er den Leib des Herrn nicht unterscheidet“6. Es geht dies indessen hinreichend aus der ganzen Stelle im ersten Korintherbrief hervor, wenn man sie aufmerksam betrachtet.


  1. 1 Kor. 11, 29. ↩

  2. Vgl. das Dekret Pius’ X. vom 14. Februar 1908. ↩

  3. Luk. 19, 6. ↩

  4. Matth. 8, 8. ↩

  5. Der heilige Augustinus beruft sich, in den Retractationes II 20 hierfür auf das Buch der Weisheit 16, 20. Dort aber heißt es nur, daß das Manna alle Lieblichkeit und jeglichen Geschmackes Süßigkeit in sich enthalten habe ↩

  6. 1 Kor. 11, 29. ↩

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