39.
S. 253 Darum, Geliebtester, lies dieses, lies auch anderes, doch lerne stets so, daß du der Wahrheit des Ausspruches eingedenk seiest: „Die Wissenschaft bläht auf“1, „die Liebe aber ist nicht eifersüchtig und macht nicht aufgeblasen“2. So soll also die Wissenschaft gleichsam als das Gerüst dienen, an dem sich das Gebäude der Liebe zur Höhe erhebt, um dann zu bleiben, auch wenn „die Erkenntnis vergehen wird“3. Verwendet man sie aber für die Liebe, so ist sie sehr nützlich, an sich selbst aber, ohne diesen Zweck, erweist sie sich nicht bloß als überflüssig, sondern auch als verderblich. Ich weiß aber, wie sehr dich deine heilige Gesinnung bewahrt „unter dem Schatten der Flügel“4 des Herrn, unseres Gottes. Deshalb aber wollte ich an all das — wenn auch in Kürze — erinnern, weil ich weiß, daß gerade diese deine Liebe, „die nicht eifert“, diesen Brief vielen mitteilen und vorlesen wird.