2.
Ihr bildet euch ein, daß schon vor der Erntezeit das mit dem Weizen vermischte Unkraut sich entfernen werde, weil ihr unvermischtes Unkraut seid. Denn wäret ihr Weizen, so würdet ihr die Beimischung von Unkraut ertragen und euch nicht von der Saat Christi lostrennen. Vom Unkraut heißt es nämlich: „Weil die Ungerechtigkeit im Übermaße vorhanden ist, wird die Liebe vieler S. 276 erkalten“1. Vom Weizen aber ist gesagt: „Wer ausharret bis ans Ende, wird gerettet werden“2. Warum glaubt ihr, das Unkraut sei gewachsen und habe die Welt erfüllt, der Weizen aber habe abgenommen und sei nur in Afrika verblieben? Ihr nennt euch Christen und widersprechet Christo. Er hat gesagt: „Lasset beides miteinander wachsen bis zur Zeit der Ernte“3, nicht etwa: „Das Unkraut wachse, das Getreide aber nehme ab.“ Er hat gesagt: „Der Acker ist diese Welt“4, nicht etwa: „Der Acker ist Afrika.“ Er hat gesagt: „Die Ernte ist das Ende der Welt“5, nicht etwa: „Die Ernte ist die Zeit des Donatus.“ Er hat gesagt: „Die Schnitter sind die Engel“6, nicht etwa: „Die Schnitter sind die Anführer der Circumcellionen“7. Da ihr aber statt des Unkrautes den Weizen anklagt, so beweiset ihr dadurch, daß ihr das Unkraut seid und euch, was noch ärger ist, vor der Zeit vom Weizen losgetrennt habt. Von euren Vorfahren, in deren frevelhaftem Schisma ihr verharret, haben einige laut amtlicher Aufzeichnung die heiligen Bücher und Geräte der Kirche den Verfolgern ausgeliefert, einige haben die dieser Schuld Geständigen freigesprochen und mit ihnen Kirchengemeinschaft gehalten, beide Parteien sind in rasender Parteileidenschaft in Karthago zusammengekommen, haben ohne Verhör verabredeter Weise andere wegen der Auslieferung jener Gegenstände verurteilt, Bischof gegen Bischof aufgestellt und Altar gegen Altar errichtet. Sodann haben sie sich brieflich an den Kaiser Konstantin gewandt, damit die Bischöfe jenseits des Meeres über die Afrikaner urteilen sollten. Als diese ihnen zu Richtern bestellt waren und zu Rom ihr Urteil fällten, fügten sie sich dem Urteile nicht und verklagten die Bischöfe beim Kaiser, als hätten sie ein ungerechtes Urteil gefällt. Neue Bischöfe wurden nach Arles gesandt; wieder ergriffen sie die Berufung an den Kaiser. Von ihm selbst verhört, wurden sie als Verleumder erfunden, blieben aber bei ihrer Verleumdung. Wachet auf um eures Heiles willen, S. 277 liebet den Frieden, kehret zur Einheit zurück! Wie dies alles vorgegangen ist, das wollen wir euch, wenn ihr es wünscht, vorlesen.