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Werke Augustinus von Hippo (354-430) Epistulae (Auswahl) Ausgewählte Briefe (BKV)
Zweites Buch (Jahre 396—410).
XXXIX. (Nr. 78.) An den Klerus, die Ältesten und das ganze Volk der Kirche von Hippo

8.

Ich höre, daß einige von euch über diese Sache sich mehr betrübt haben als über den Fall jener beiden Diakonen, die von der Partei des Donatus zu uns gekommen waren: gleichsam als hätten sie der Schule des Proculeianus1 Schande gemacht und als dürfe man sich unser rühmen, weil unter den Geistlichen aus unserer S. 287 Schule nichts Derartiges vorgekommen sei. Wer immer solche Redensarten hat fallen lassen, ich sage euch offen, er hat nicht gut getan. Sehet, Gott hat euch gelehrt, „es solle, wer sich rühmt, sich im Herrn rühmen“2. Auch sollt ihr den Irrgläubigen nichts anderes vorwerfen als dies, daß sie nicht katholisch sind. Seid ihnen nicht gleich, da sie keine Gründe haben, ihr Schisma zu verteidigen, und sich deshalb nur Mühe geben, eine Sammlung von menschlichen Verbrechen anzulegen, ja noch mehr vielleicht ohne jede Unterlage in die Welt hinauszuposaunen. Weil sie die Wahrhaftigkeit der göttlichen Schrift selbst, durch die die überall verbreitete Kirche Christi anerkannt wird, nicht verdächtigen und verdunkeln können, so möchten sie die Menschen, durch die sie gepredigt wird, dem Hasse preisgeben; von ihnen können sie ja auch erdichten, was ihnen nur immer in den Sinn kommt. „Ihr aber habt Christus nicht in solcher Weise kennen gelernt, wofern ihr überhaupt von ihm gehört habt und über ihn unterrichtet worden seid“3. Er hat ja seinen Gläubigen eine sichere Stellung gegeben auch gegenüber schlechten Ausspendern, die ihre bösen Werke tun, mit den Lippen aber die von ihm überlieferten Wahrheilen predigen, indem er sprach: „Was sie sagen, das tuet; was sie aber tun, das tut nicht; denn sie sagen nur, tun aber nicht“4. Betet jedenfalls für mich, „damit ich nicht, nachdem ich anderen gepredigt habe, selbst verworfen werde“5; wenn ihr euch aber rühmt, so rühmt euch nicht in mir, sondern im Herrn! Wie wachsam auch die Ordnung in meinem Haushalte sein mag, ich bin ein Mensch und lebe unter Menschen und darf nicht so anmaßend sein, mein Haus für besser zu halten als die Arche Noës, in der sich doch auch unter acht Menschen ein Verworfener befand6, oder für besser als das Haus Abrahams, dem gesagt wurde: „Jage die Magd hinaus samt ihrem Sohne“7, oder für besser S. 288 als Isaaks Haus, von dessen beiden Zwillingssöhnen gesagt wurde: „Den Jakob habe ich geliebt, den Esau aber gehaßt“8, oder für besser als das Haus eben dieses Jakobs, in dem der Sohn im Ehebette des Vaters Blutschande getrieben9, oder für besser als das Haus Davids, von dem ein Sohn mit seiner Schwester geschlechtlichen Umgang pflog, ein anderer Sohn aber gegen den heiligen und sanftmütigen Vater sich empörte10, oder für besser als die Umgebung des Apostels Paulus, der, wenn er nur mit Guten zu tun gehabt hätte, gewiß nicht gesagt hätte, was ich vorher anführte: „Von außen Kampf, von innen Kummer“11. Er hätte dann auch nicht, als er von der Heiligkeit und dem Glauben des Timotheus sprach, beigefügt: „Ich habe niemanden, der aufrichtig für euch besorgt ist. Denn alle suchen das Ihrige, nicht die Sache Jesu Christi“12. Auch ist mein Haus nicht besser als die Gesellschaft unseres Herrn Christi selbst, in der elf Gute einen Verräter und Dieb ertragen haben, nicht besser endlich als der Himmel, aus dem Engel gefallen sind.


  1. Donatistischer Bischof von Hippo. ↩

  2. 1 Kor. 1, 31 ; 2 Kor. 10, 17. ↩

  3. Eph. 4, 20 und 21. ↩

  4. Matth. 23, 3. ↩

  5. 1 Kor. 9, 27. ↩

  6. Gen. 7, 13 und 9, 22—27. ↩

  7. Ebd. 21, 10. ↩

  8. Mal. 1, 2. ↩

  9. Gen. 49, 4. ↩

  10. 2 Kön. 13, 14 und 15, 12. ↩

  11. 2 Kor. 7, 5. ↩

  12. Phil. 2, 20 und 21. ↩

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