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Werke Augustinus von Hippo (354-430) Epistulae (Auswahl) Ausgewählte Briefe (BKV)
Drittes Buch (Jahre 411—430).
II. (Nr. 130.) An Proba

26.

Bei diesen Trübsalen also, die sowohl nützen als schaden können, „wissen wir nicht, worum wir beten sollen, wie es erforderlich ist“. Und doch, da diese Dinge hart und beschwerlich sind, beten wir gemäß der allgemeinen menschlichen Willensrichtung, daß sie von uns hinweggenommen werden möchten. Soviel Ergebenheit aber schulden wir dem Herrn, unserem Gott, daß wir nicht glauben, von ihm vernachlässigt zu werden, wenn er sie nicht hinwegnimmt, sondern vielmehr in frommer Ertragung des Leidens auf größere Güter hoffen. Denn so „wird die Kraft in der Schwachheit vervollkommnet“. Bisweilen hat Gott der Herr Ungeduldigen im Zorne gewährt, worum sie baten, wie er es hingegen dem Apostel huldvoll verweigert hat. So lesen wir auch von den Israeliten, worum und wie sie gebeten und wie sie es empfangen haben; als aber ihre Begierlichkeit gestillt war, wurde ihre Ungeduld schwer gezüchtigt. Er gab ihnen auch, als sie darum baten, einen König, aber, wie geschrieben steht1, nach ihrem, nicht nach seinem Herzen. Er gab auch zu, was der Teufel S. 517 verlangte, daß sein Diener versucht werden durfte, um sich zu bewähren2. Er erhörte auch die Bitte der unreinen Geister, daß eine Legion böser Geister in eine Schweineherde fahren dürfe3. Diese Beispiele stehen geschrieben, damit sich niemand für groß halte, wenn sein ungestümes Gebet in einer Sache Erhörung gefunden hat, während es nützlicher gewesen wäre, darum nicht zu beten; sie stehen aber auch geschrieben, damit niemand den Mut verliere oder an der Barmherzigkeit Gottes gegenüber seiner Person verzweifle, da er vielleicht um etwas bitten könnte, dessen Gewährung ihn noch tiefer ins Unglück bringen oder gar wegen des verführerischen Einflusses des Glückes ihm gänzlich zum Untergänge gereichen würde. Bei solchen Dingen wissen wir also nicht, worum wir beten sollen, wie es notwendig ist. Wenn sich also etwas ereignet, was unserer Gebetsmeinung widerspricht, so müssen wir es geduldig tragen, für alles Dank sagen und nicht zweifeln, daß das notwendig gewesen sei, was in Gottes, nicht in unserem Willen gelegen war. Auch hiervon hat uns der göttliche Mittler ein Beispiel gegeben. Denn nachdem er gesagt hatte: „Vater, wenn es möglich ist, so laß diesen Kelch an mir vorübergehen”4, wandelte er den menschlichen Willen, den er infolge seiner Menschwerdung besaß, um und fügte sogleich bei: „Aber nicht, was ich will, sondern was Du, o Vater, willst”5. Mit Recht werden daher „um des Gehorsams dieses Einzigen willen viele gerecht gemacht”6.


  1. 1 Kön. 8, 5—7. ↩

  2. Job. 1, 12 und 2, 6. ↩

  3. Matth. 8. 30—32; Luk. 8, 82. ↩

  4. Matth. 26, 39. ↩

  5. Matth. 26, 39. ↩

  6. Köm. 5, 19. ↩

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