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Werke Augustinus von Hippo (354-430) Epistulae (Auswahl) Ausgewählte Briefe (BKV)
Drittes Buch (Jahre 411—430).
IX. (Nr. 153.) An Macedonius

15.

Alles aber, was wir nach jener Sündentilgung in der Taufe während unserer irdischen Pilgerschaft sündigen, das muß — wenn es auch nicht derart beschaffen ist, daß es uns vom Altare Gottes abhalten könnte — nicht durch unfruchtbare Reue, sondern durch das Opfer der Barmherzigkeit gesühnt werden. Wenn wir also bewirken, daß ihr tuet, was unsere Fürbitte bezweckt, so sollt ihr wissen, daß wir für euch Gott ein Opfer bringen. Denn ihr bedürfet selbst der Barmherzigkeit, die ihr gewähret; bedenket nur, wer gesagt hat: „Vergebet, und es wird euch vergeben werden, gebet, und es wird euch gegeben werden“1. Und wenn wir auch 30 lebten, daß wir keinen Grund hätten zu sprechen: „Vergib uns unsre Schulden“, so müßte doch unsere Milde um so vollkommener sein, je reiner von Sünden unsere Seele wäre. Und wenn uns auch der Ausspruch des Herrn: „Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie“2 nicht träfe, so müßten wir doch das Beispiel dessen befolgen, der dies gesagt hat und der, obwohl er ohne Sünde war, zu dem Weibe, von dem die Ankläger sich mit Schrecken fortwandten, sagte: „Auch ich will dich nicht verdammen; gehe hin S. 576 und sündige nicht mehr“3. Das verbrecherische Weib konnte ja fürchten, es könnten zwar die, die in Gedanken an ihre eigenen Sünden der fremden Sünde geschont hatten, sich entfernen, aber es würde sie der» der ohne Sünde war, mit voller Gerechtigkeit verurteilen. Er aber, den das Gewissen nicht schreckt, der aber voller Güte ist, sprach zu ihr, nachdem sie geantwortet, es habe sie niemand verurteilt: „Auch ich will dich nicht verdammen“, als ob er sagen wollte: Wenn die Sündhaftigkeit dich verschonen konnte, warum fürchtest du die Sündelosigkeit? Um aber nicht den Anschein zu erwecken, die Sünde eher zu billigen, als sie zu vergeben, fügte er bei: „Gehe hin und sündige nicht mehr“4. So zeigt er, daß er den Menschen verschone, daß ihm aber die Sünde des Menschen nicht gefalle. Du siehst also bereits, daß es in der Religion begründet ist und uns in keine Teilnahme an den Verbrechen hineinzieht, wenn wir sehr häufig auch für Lasterhafte Fürbitte einlegen; wir tun es, wenn auch nicht als Lasterhafte, so doch als Sünder für Sünder und — nimm es nicht als Beleidigung, sondern als ein wahres Wort — wohl auch bei Sündern.


  1. Luk. 6, 37 u. 38. ↩

  2. Joh. 8. 7. ↩

  3. Joh. 8, 11. ↩

  4. Joh. 8, 11. ↩

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