11.
Indem ich dies sage, scheine ich ziemlich unbescheiden zu sein und gewissermaßen meine Gewohnheit bei Fürbitten vergessen zu haben. Wenn aber die Bescheidenheit nichts anderes ist als eine gewisse Furcht zu mißfallen, so bin ich in dieser Sache gerade deshalb nicht bescheiden, weil ich mich fürchte. Denn ich fürchte vor allem Gott, dann aber dir wegen der Freundschaft, die du mit mir einzugehen dich gewürdigt hast, zu mißfallen, wenn ich nicht freimütig dazu ermahne, was ich für höchst nutzbringend halte. Mag ich immerhin bescheidener sein, wenn ich für andere Fürbitte einlege; wenn es aber für dich selbst geschieht, dann will ich um so freimütiger sein, je mehr ich dein Freund bin; denn ich bin um so mehr dein Freund, je getreuer ich bin. Freilich würde ich selbst dies nicht sagen, wenn ich mich nicht der Bescheidenheit beflisse. Wenn diese nach deinen eigenen Worten von größter Wirksamkeit bei Schwierigkeiten unter guten Menschen ist, so möge sie mir bei dir für dich helfen, damit ich deiner in dem mich freue, der mir diesen vertrauensvollen Zugang zu dir gewährt hat, besonders da ich mir leicht denken kann, daß dein mit so vielen göttlichen Gaben ausgestatteter und begabter Geist das schon besitzt, was ich dir nahelege.