3.
In diesem Buche versteht er unter der Gnade Gottes nur die Natur, wonach wir mit freiem Willen erschaffen sind. Von jener Gnade aber, auf die die Heilige Schrift an unzähligen Stellen hinweist — sie lehrt, daß wir durch sie gerechtfertigt, das heißt Gerechte werden und durch Gottes Barmherzigkeit bei jedem guten Werke, sowohl wenn wir es unternehmen, als wenn wir es vollbringen, unterstützt werden; diese Lehre wird ja auch deutlich bewiesen durch die Gebete der Heiligen, da in ihnen vom Herrn erbeten wird, was S. 624 vom Herrn befohlen ist —, von jener Gnade also schweigt er nicht nur, sondern er macht viele Einwände gegen sie. Er erklärt und behauptet eifernd, durch den freien Willen allein könne die menschliche Natur sich genügen, um die Gerechtigkeit zu üben und alle Gebote Gottes zu erfüllen. Wer sollte also bei der Lektüre dieses Buches nicht erkennen, daß es gegen die Gnade Gottes kämpft, von der der Apostel sagt: „Ich unglücklicher Mensch! Wer wird mich befreien von dem Leibe dieses Todes? Die Gnade Gottes durch unseren Herrn Jesus Christus?“1 Dann findet sich hierbei kein Platz mehr für die göttliche Hilfe, so daß wir im Gebete nicht mehr sprechen dürften: „Und führe uns nicht in Versuchung“2. Dann scheint auch ohne Grund der Herr zu dem Apostel Petrus gesprochen zu haben: „Ich habe für dich gebetet, daß dein Glaube nicht wanke“3, wenn alles dies in uns ohne irgendeine göttliche Hilfe, sondern nur durch die Kraft des Willens erfüllt wird.