18.
Der Apostel legt sich folgende Frage als Einwand vor: „Du sagst mir also: Warum klagt er noch? Denn wer widersteht seinem Willen?“1 Nehmen wir S. 644 an, dieses Wort sei an uns gerichtet. Was für eine andere Antwort müssen wir also geben als die, die der Apostel gegeben hat? Oder wenn auch uns solche Bedenken kommen, da wir ebenfalls Menschen sind, so müssen wir alle zusammen sein Wort hören: „0 Mensch, wer bist du, daß du Gott zur Rede stellst? Sagt etwa das Gebilde zu dem Bildner: Warum hast du mich so gemacht? Hat nicht der Töpfer die Macht, aus derselben Masse ein Gefäß zur Ehre, das andere zur Schmach zu verfertigen?“2 Wenn diese Masse so beschaffen wäre, daß sie weder etwas Gutes noch etwas Schlimmes verdienen würde, so würde es nicht ohne Grund als Ungerechtigkeit erscheinen, daß aus ihr Gefäße zur Schmach verfertigt werden. Da sie nun durch den freien Willen des ersten Menschen ganz der Verdammnis anheimgefallen ist, so ist es, wenn aus ihr Gefäße zur Ehre verfertigt werden, ohne Zweifel nicht Sache der Gerechtigkeit, die in keiner Weise der Gnade vorausging, sondern Sache der Barmherzigkeit Gottes. Wenn aber Gefäße zur Schmach daraus verfertigt werden, so ist es nicht einer Ungerechtigkeit Gottes zuzuschreiben, die bei ihm undenkbar ist, sondern seinem Urteile. Jeder, der mit der katholischen Kirche diese Gesinnung hegt, der streitet nicht für die Verdienste gegen die Gnade, sondern preist die Barmherzigkeit und das Gericht des Herrn, so daß er weder als Undankbarer die Barmherzigkeit zurückweist noch als Ungerechter gegen das Gericht Klage führt.