XI. 37.
Aber wozu noch mehr? Wir müssen nicht nur Vorsicht üben, indem wir uns vor solchen Leuten in acht nehmen, sondern wir dürfen auch nicht ermüden, sie zu belehren und zu ermahnen, wenn sie es annehmen. Noch größere Wohltat aber erweisen wir ihnen ohne Zweifel, wenn wir um ihre Bekehrung bitten, damit sie nicht trotz so großer Geistesanlagen selbst zugrunde gehen oder andere durch verdammenswerten Hochmut zugrunde richten. Denn „sie haben Eifer für Gott, aber nicht nach Einsicht“1; das heißt, „da sie die Gerechtigkeit, die von Gott ist, nicht kennen und ihre eigene Gerechtigkeit geltend machen wollen, so unterwerfen sie sich nicht der Gerechtigkeit Gottes“2. Gerade weil sie sich Christen nennen, müssen sie sich noch mehr als die Juden, von denen der Apostel dieses sagt, in acht nehmen, „daß sie nicht etwa an einen Stein des Anstoßes geraten“3, indem sie etwa mit allem Scharfsinn die Natur und den freien Willen verteidigen, wie die Philosophen dieser Welt, die sich alle Mühe geben, um glauben zu machen, daß sie durch die Kraft ihres eigenen Willens sich die Glückseligkeit verschaffen könnten. S. 659 Mögen sie sich also in acht nehmen, daß nicht durch' ihre Wortweisheit „das Kreuz Christi seiner Kraft beraubt werde“4 und ihnen dies zum Anstoße an dem Steine des Anstoßes gereiche. Denn wenn auch die menschliche Natur in der Unversehrtheit, in der sie erschaffen war, verblieben wäre, so hätte sie doch ohne Hilfe ihres Schöpfers sich nicht selbst zu erhalten vermocht. Da sie nun ohne Gottes Gnade das empfangene Heil nicht bewahren konnte, wie kann sie ohne Gottes Gnade wiederherstellen, was sie verloren hat?