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Werke Augustinus von Hippo (354-430) Epistulae (Auswahl) Ausgewählte Briefe (BKV)
Drittes Buch (Jahre 411—430).
XXIV. (Nr. 217.) An Vitalis

15.

Hierüber jedoch, das heißt warum manche, die am Glauben und in der christlichen Heiligkeit nicht verharren werden, doch auf eine Zeitlang diese Gnade empfangen und bis zu ihrem Falle im irdischen Leben belassen werden, während sie aus diesem Leben hinweggerafft werden könnten, „damit die Bosheit ihren Sinn nicht ändere“1, wie im Buche der Weisheit von dem in unmündigem Alter gestorbenen Heiligen geschrieben steht, möge jeder nach Kräften forschen; und wenn er einen anderen annehmbaren, von der wahren Glaubensregel nicht abweichenden Grund als den von mir angegebenen findet, so möge er daran festhalten, und ich will es mit ihm tun, wenn ich davon Kenntnis bekomme. Wenn wir aber anderer Ansicht sind, so wollen wir doch nach dem wandeln, was wir bereits erreicht haben, bis es Gott uns offenbart; so ermahnt uns ja der Brief des Apostels2. Erreicht aber haben wir dasjenige, wovon wir ganz bestimmt wissen, daß es zum wahren katholischen Glauben gehört.3 Nach diesem also müssen wir so wandeln, daß wir auf keine Weise davon abirren, wozu uns derjenige durch seine Erbarmung hilft, zu dem wir sprechen: „Führe mich, o Herr, auf Deinem Wege, und ich werde in der Wahrheit wandeln“4.


  1. Job 7, 1. ↩

  2. Weish. 4, 11. ↩

  3. Phil. 3, 16 und 2Joh. 6. ↩

  4. Ps. 85, 11. ↩

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