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Vier Bücher über die christliche Lehre (BKV)
1. Kapitel: Begriff und Einteilung der Zeichen
1. Als ich von den Sachen schrieb, schickte ich die Mahnung voraus, nur auf ihr Wesen zu achten und nicht auf das, was sie etwa sonst noch bedeuten könnten; da ich jetzt umgekehrt von den Zeichen handle, so mache ich darauf aufmerksam, nicht auf ihre natürliche Bedeutung zu sehen, sondern vielmehr zu beachten, daß sie Zeichen sind, das heißt, daß sie also etwas anzeigen. Ein Zeichen ist nämlich eine Sache, die außer ihrer sinnenfälligen Erscheinung aus ihrer Natur heraus noch einen anderen Gedanken nahelegt: sehen wir z. B. eine Spur, so denken wir uns, es sei das Tier vorübergegangen, dessen Spur es ist; oder sehen wir Rauch, so erkennen wir, daß auch Feuer in der Nähe ist; hören wir die Stimme eines Tieres, so können wir daraus auch einen Schluß auf seine Gemütsstimmung ziehen; an dem Ton der Kriegstrompete erkennen die Soldaten, ob sie vorrücken oder sich zurückziehen oder eine andere zur Schlacht gehörige Bewegung vollführen sollen.
S. 502. Die Zeichen sind also teils natürliche, teils gegebene. Natürliche Zeichen sind jene, die ohne Absicht und ohne etwas anderes bedeuten zu wollen außer ihrer eigenen Natur noch etwas anderes erkennen lassen, so wie z. B. der Rauch auf das Feuer hinweist. Nicht mit Absicht tut dies der Rauch, sondern aus der Beobachtung und aus der Kenntnis der Erfahrung weiß man, daß Feuer in der Nähe ist, wenn auch nur Rauch sichtbar ist. Auch die Spur eines vorübergehenden Tieres gehört zur gleichen Art von Zeichen. Die Miene eines zornmütigen oder eines betrübten Menschen verrät seine Gemütsstimmung, auch ohne daß der Zornige oder der Betrübte es selbst will; auch andere Seelenbewegungen geben sich durch den Gesichtsausdruck kund, auch wenn wir selbst es nicht beabsichtigen. Doch von all diesen Erscheinungen zu sprechen, ist jetzt nicht meine Absicht; nur weil uns unsere Einteilung gerade darauf führte, konnte ich sie nicht ganz übergehen. Das Gesagte mag für diesen Zweck genügen.
Edition
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De doctrina Christiana
CAPUT PRIMUM.-- Signum quid et quotuplex.
1. Quoniam de rebus cum scriberem, praemisi commonens ne quis in eis attenderet nisi quod sunt, non etiam si quid aliud praeter se significant; vicissim de signis disserens hoc dico, ne quis in eis attendat quod sunt, sed potius quod signa sunt, id est, quod significant. Signum est enim res, praeter speciem quam ingerit sensibus, aliud aliquid ex se faciens in cogitationem venire: sicut vestigio viso, transisse animal cujus vestigium est, cogitamus; et fumo viso, ignem subesse cognoscimus; et voce animantis audita, affectionem animi ejus advertimus; et tuba sonante, milites vel progredi se, vel regredi, et si quid aliud [P. 0036] pugna postulat, oportere noverunt.
2. Signorum igitur alia sunt naturalia, alia data. Naturalia sunt, quae sine voluntate atque ullo appetitu significandi, praeter se aliquid aliud ex se cognosci faciunt, sicuti est fumus significans ignem. Non enim volens significare id facit, sed rerum expertarum animadversione et notatione cognoscitur ignem subesse, etiam si fumus solus appareat. Sed et vestigium transeuntis animantis ad hoc genus pertinet: et vultus irati seu tristis affectionem animi significat, etiam nulla ejus voluntate qui aut iratus aut tristis est; aut si quis alius [P. 0037] motus animi vultu indice proditur, etiam nobis non id agentibus ut prodatur. Sed de hoc toto genere nunc disserere non est propositum. Quoniam tamen incidit in partitionem nostram, praeteriri omnino non potuit; atque id hactenus notatum esse suffecerit.