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Vier Bücher über die christliche Lehre (BKV)
36. Kapitel: Der objektive und subjektive Wahrheitswert der Rhetorik
54. Es gibt auch noch Regeln einer wortreichen Dialektik, die man Beredsamkeit heißt. Diese Regeln selbst sind wahr, obgleich durch sie auch Falsches geraten werden kann. Weil aber das Angeratene auch wahr sein kann, so ist nicht die Gabe der Beredsamkeit an sich schuldbar, sondern der verkehrte Wille jener, die davon einen schlechten Gebrauch machen. Denn das ist keine menschliche Einrichtung, daß eine vom Geist der Liebe getragene Art der Rede den Zuhörer gewinnt oder daß eine knappe und klare Art der Darstellung geeignet ist, die Absicht (des Redenden) erreichen zu lassen, oder daß eine abwechslungsreiche Rede die Zuhörer vor Langweile bewahrt und ihre Aufmerksamkeit fesselt. Diese und ähnliche Beobachtungen, die bei wahren so gut wie bei falschen Gegenständen insofern wahr sind, als sie eben ein Wissen oder ein Glauben bewirken oder jemand dazu veranlassen, etwas anzustreben oder etwas zu fliehen, sind mehr in ihrer Zweckdienlichkeit erst aufgefunden, als eigens zu diesen Zwecken eingerichtet worden.
Edition
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De doctrina Christiana
CAPUT XXXVI.-- Eloquentiae praecepta vera sunt, quamvis eis interdum falsa persuadeantur.
54. Sunt etiam quaedam praecepta uberioris disputationis, quae jam eloquentia nominatur, quae nihilominus vera sunt, quamvis eis possint etiam falsa persuaderi: sed quia et vera possunt, non est facultas ipsa culpabilis, sed ea male utentium perversitas. Nam neque hoc ab hominibus institutum est, ut charitatis expressio conciliet auditorem, aut ut facile quod intendit, insinuet brevis et aperta narratio, et varietas ejus sine fastidio teneat intentos; et caeterae hujusmodi observationes, quae sive in falsis sive in veris causis, verae sunt tamen, in quantum vel sciri vel credi aliquid faciunt, aut ad expetendum fugiendumve animos movent, et inventae potius quod ita se habeant, quam ut ita se haberent institutae.