4.
„Maria Magdalena ging hin und meldete den Jüngern: Ich habe den Herrn gesehen, und dies hat er zu mir gesagt. Als es nun Abend geworden war an demselben Tage, dem ersten nach dem Sabbat, und die Türen verschlossen waren, wo die Jünger sich versammelt hatten aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und stand mitten unter ihnen und sprach zu ihnen: Friede sei mit euch. Und als er dies gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und die Seite.“ Die Nägel nämlich hatten die Hände durchbohrt, die Lanze seine Seite geöffnet, wo zur Heilung der Herzen der Zweifelnden die Spuren der Wunden erhalten blieben. Der Körpermasse aber, worin die Gottheit war, leisteten die verschlossenen Türen keinen Widerstand. Der nämlich konnte, ohne daß sie geöffnet wurden, eintreten, bei dessen Geburt die Jungfräulichkeit der Mutter unverletzt blieb. „Da freuten sich nun die Jünger, als sie den Herrn sahen. Er sprach nun abermals zu ihnen: Friede sei mit euch!“ Die Wiederholung ist eine Bekräftigung; er gibt ja den durch den Propheten verheißenen „Frieden über Frieden“1. „Wie mich der Vater gesandt hat“, sagt er, S. 1145 „so sende auch ich euch“. Wir wissen, daß der Sohn dem Vater gleich ist, aber hier erkennen wir die Worte des Mittlers. Als den Mittleren nämlich zeigte er sich mit den Worten: Jener mich und ich euch. „Als er dies gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfanget den Heiligen Geist.“ Durch das Anhauchen gab er zu verstehen, der Heilige Geist sei nicht bloß der Geist des Vaters, sondern auch der seine. „Welchen ihr die Sünden nachlasset“, sagt er, „denen sind sie nachgelassen, und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.“ Die Liebe zur Kirche, welche durch den Heiligen Geist ausgegossen wird in unsern Herzen, läßt die Sünden ihrer Mitglieder nach2, die Sünden derjenigen aber, welche ihr nicht angehören, behält sie. Daher hat er nach den Worten: „Empfanget den Heiligen Geist“, sofort dies über die Nachlassung und Behaltung der Sünden beigefügt.
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Is. 26, 3. ↩
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Augustin bezeichnet damit nicht den Träger der Schlüsselgewalt, sondern die subjektive Bedingung ― treues Festhalten an der Einheit der Kirche ―, unter welcher die Sünden nachgelassen werden. Vgl. De bapt. c. Donat. l. 3 c. 16 n. 21, wo er darlegt, daß, wer die Kirche nicht liebt, auch Gott nicht liebt. ↩