3.
Eure Liebe aber erinnert sich wohl, glaube ich, daß dieses Evangelium in passenden Lektionen der Reihe nach vorgelesen wird, und ich meine, es sei euch nicht entfallen, was bereits abgehandelt wurde, besonders das letztere von Johannes und der Taube. Von Johannes nämlich, was er Neues am Herrn durch die Taube kennen gelernt hat, obwohl er den Herrn schon kannte. Und gefunden wurde durch die Erleuchtung des Heiligen Geistes dies, daß Johannes zwar schon den Herrn kannte, daß aber der Herr selbst so taufen werde, daß er die Macht zu taufen von sich auf niemand übertrage; das lernte er durch die Taube, weil zu ihm gesagt wurde: „Auf welchen du den Geist herabsteigen sehen wirst, wie eine Taube, und auf ihm bleiben, dieser ist es, welcher tauft im Heiligen Geiste“1. Was heißt das: „Dieser ist es“? Kein anderer, obwohl durch einen andern. Warum aber durch die Taube? Vieles ist darüber gesagt worden, und ich kann weder alles wiederholen, noch ist es notwendig; besonders jedoch um des Friedens willen, weil auch das Holz, welches draußen getauft wurde, von der Taube, da sie Frucht daran fand, zur Arche gebracht wurde. Ihr erinnert euch ja, daß Noe eine Taube aus der Arche entließ, die in der Flut schwamm und durch Eintauchen abgewaschen wurde, aber nicht untersank2. Nachdem sie also ausgesandt war, brachte sie einen Ölzweig herbei, aber er hatte nicht bloß Blätter, er hatte auch Frucht. Daher ist dies unsern Brüdern, die draußen getauft werden, zu wünschen, daß sie Frucht haben; die Taube wird sie nicht draußen lassen, sondern wird sie zur Arche zurückführen. Die Frucht aber ist ganz und gar die Liebe, ohne welche der Mensch nichts ist, was immer er sonst haben mag. Und dies haben wir in ausführlicher Weise als die Lehre des Apostels dargelegt und erwiesen. Er sagt nämlich: „Wenn ich die Sprachen der Menschen S. 114 und der Engel redete, die Liebe aber nicht habe, so bin ich wie ein tönendes Erzgeschirr und wie eine klingende Schelle; und wenn ich alle Wissenschaft hätte und alle Geheimnisse wüßte und alle Weissagungen kennen und allen Glauben besitzen würde (was versteht er aber unter „allem“ Glauben?), so daß ich Berge versetzte, die Liebe aber nicht habe, so bin ich nichts. Und wenn ich all das Meinige unter die Armen verteilte und meinen Leib zum Verbrennen hergebe, die Liebe aber nicht habe, so nützte es mir nichts“3. Auf keine Weise aber können die, welche die Einheit zerreißen, sagen, sie hätten die Liebe. Das ist gesagt worden; laßt uns sehen, was folgt.