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Werke Augustinus von Hippo (354-430) Tractatus in Euangelium Iohannis Vorträge über das Johannes-Evangelium (BKV)
7. Vortrag.

6.

Meine Brüder, wenn wir unsern Lösepreis erkennen, daß er nämlich das Blut des Lammes ist, wer sind die, welche heute das Fest des Blutes eines gewissen Weibes feiern? Und wie undankbar sind sie? Man nahm den Goldschmuck, sagen sie, vom Ohre eines Weibes, und es floß Blut, und man legte den Goldschmuck auf die Wage und das Blut überwog um vieles. Wenn nun das Blut eines Weibes so viel Gewicht hatte, um das Gold zum Sinken zu bringen, welches Gewicht hat dann, um die Welt zu beugen, das Blut des Lammes, durch welches die Welt geworden ist? Und zwar ist jener Geist ― ich weiß nicht welcher ―, damit er das Gewicht zum Sinken brächte, durch Blut versöhnt worden. Die unreinen Geister wußten, daß Jesus Christus kommen werde, sie hatten es von den Engeln gehört, die hatten es von den Propheten gehört und erwarteten seine Ankunft. Denn wenn sie dieselbe nicht erwarteten, warum schrieen sie: „Was hast du mit uns zu tun? Bist du gekommen, uns vor der Zeit zu verderben? Wir wissen, wer du bist, der Heilige Gottes“1. Sie wußten, daß er kommen werde, allein sie kannten die Zeit nicht. Aber was habt ihr im Psalm von Jerusalem gehört? „Denn Deine Knechte lieben ihre Steine und tragen Leid um ihren Schutt; Du wirst dich erheben“, sagt er, „und Dich Sions erbarmen; denn die Zeit ist gekommen, sich ihrer zu erbarmen“2. Als die Zeit kam, daß sich Gott erbarmte, erschien das Lamm. Was für ein Lamm, das die Wölfe fürchten? Was für ein Lamm ist das, welches getötet den Löwen tötete? Denn vom Teufel heißt es, er sei ein Löwe, welcher umhergeht und brüllt, suchend, wen er verschlinge3; durch S. 116 das Blut des Lammes wurde der Löwe besiegt. Siehe da, die Schauspiele der Christen! Und was noch mehr ist, jene sehen mit den Augen des Fleisches Eitelkeit, wir mit den Augen des Herzens Wahrheit. Glaubet nicht, Brüder, der Herr habe uns ohne Schauspiele gelassen; denn wenn es keine Schauspiele gibt, warum seid ihr heute zusammengekommen? Siehe, was wir gesagt haben, habt ihr gesehen und Beifall gerufen; ihr hättet nicht Beifall gerufen, wenn ihr es nicht gesehen hättet. Und es ist etwas Großes, dies auf dem ganzen Erdkreis zu sehen, wie der Löwe durch das Blut des Lammes besiegt, die Glieder Christi den Zähnen des Löwen entrissen und mit dem Leibe Christi verbunden wurden. Also ich weiß nicht, was ein gewisser Geist nachgeahmt hat, daß er sein Blut durch Scheingebild erkauft haben wollte, weil er wußte, daß durch das kostbare Blut irgend einmal das Menschengeschlecht erlöst werden solle. Es machen sich nämlich die bösen Geister gewisse Schattenbilder von Ehre, um so diejenigen zu täuschen, die Christus anhängen. Bis zu dem Grade, meine Brüder, daß jene, die durch Amulette, durch Zaubersprüche, durch Kunstgriffe des Feindes zu verführen suchen, ihren Zaubersprüchen den Namen Christi beimischen ―; weil sie die Christen schon nicht mehr so verführen können, daß sie ihnen Gift geben, fügen sie etwas Honig hinzu, damit durch das Süße das Bittere verborgen bleibe und getrunken werde zum Verderben. Bis zu dem Grade, daß, wie ich weiß, zu gewisser Zeit jener Priester des Pileatus4 zu sagen pflegt: Auch Pileatus ist ein Christ. Wozu dies, Brüder, als weil die Christen anders nicht verführt werden können?


  1. Mark. 1, 24. ↩

  2. Ps. 101, 14 ff. [hebr. Ps. 102, 14 ff.]. ↩

  3. 1 Petr. 5, 8. ↩

  4. Wörtlich: mit einer Filzkappe versehen, Filzhutträger. Bei Gastmählern und Festen, besonders am Feste der Saturnalien, wurden Filzhüte getragen. Hurter (p. 115) meint, daß unter Pileatus vielleicht Castor oder Pollux zu verstehen sei, welche mit einer pilea abgebildet wurden und darum pileati hießen. ↩

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Übersetzungen dieses Werks
Vorträge über das Johannes-Evangelium (BKV)

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