7.
Suchet also Christus nirgendwo als da, wo er selbst wollte, daß er euch gepredigt werde, und wie er euch gepredigt werden wollte, so haltet ihn fest, so schreibet ihn in euer Herz. Er ist eine Mauer gegen S. 117 alle Angriffe und gegen alle Nachstellungen des Feindes. Seid ohne Furcht, er versucht nicht, außer wenn er darf; es ist gewiß, daß er nichts tut, es sei denn, daß es ihm gestattet wird oder daß er geschickt wird1. Geschickt wird er als böser Engel von der herrschenden Macht; gestattet wird es ihm, wenn er auf etwas losgeht, und dies, meine Brüder, geschieht nur, damit die Gerechten geprüft, die Ungerechten gestraft werden. Was fürchtest du also? Wandle im Herrn, deinem Gott, sei versichert: was er dich nicht leiden lassen will, leidest du nicht; was er dich leiden lassen will, ist die Geißel dessen, der heilt, nicht die Strafe dessen, der verdammt. Wir werden zur ewigen Erbschaft erzogen, und wir lehnen uns gegen die Züchtigung auf! Meine Brüder, wenn ein Knabe sich weigern würde, mit Faustschlägen oder Ruten von seinem Vater sich strafen zu lassen, wie würde er da als hochmütig erklärt werden, als unheilbar und undankbar gegen die väterliche Zucht? Und wozu erzieht der Vater den Sohn, der Mensch den Menschen? Damit er die zeitlichen Güter nicht verliere, die er ihm erwarb, die er ihm sammelte, die er nicht verloren gehen lassen will, die er selbst, der sie hinterläßt, nicht ewig behalten konnte. Er belehrt den Sohn, nicht damit er sie mit ihm besitze, sondern daß er sie nach ihm besitzen soll. Meine Brüder, wenn der Vater den Sohn als seinen Nachfolger belehrt, und wenn der, den er belehrt, selbst auch ebenso an all dem vorbeigehen wird, an dem sein Lehrer vorübergehen wird, wie soll dann uns unser Vater erziehen, dem wir nicht nachfolgen, sondern zu dem wir gelangen2 und mit dem wir auf ewig in der Erbschaft bleiben werden, eine Erbschaft, die nicht dahinwelkt, noch stirbt, noch Hagelschauer kennt? Er selbst ist die Erbschaft und der Vater zugleich. Ihn werden wir einst besitzen, und wir sollten jetzt nicht erzogen werden? Nehmen wir also die Züchtigung des Vaters auf uns. Lasset uns nicht, wenn uns der Kopf schmerzt, zu Zauberern gehen, zu Wahrsagern und Heilmitteln des Wahnes. Mein Brüder, soll ich euch nicht bedauern? Täglich S. 118 muß ich die Erfahrung machen, daß solche Dinge vorkommen, und was soll ich tun? Kann ich Christen noch nicht überzeugen, daß man seine Hoffnung auf Christus setzen müsse? Siehe, wenn einer, der ein Zaubermittel angewendet hat, stirbt (denn wie viele sind mit solchen Mitteln gestorben, und wie viele sind ohne solche Mittel am Leben geblieben?), mit welcher Stirne ist seine Seele zu Gott gegangen? Sie hat das Zeichen Christi verloren, das Zeichen des Teufels empfangen. Oder sagt er vielleicht: Ich habe das Zeichen Christi nicht verloren? Also hast du das Zeichen Christi zugleich mit dem Zeichen des Teufels gehabt? Christus will keinen gemeinsamen Besitz, sondern er will allein besitzen, was er erkauft hat. Er hat es so teuer erkauft, um es allein zu besitzen; du gibst ihm zum Genossen den Teufel, dem du dich durch die Sünde verkauft hast. „Wehe denen, die doppelten Herzens sind“3, die in ihrem Herzen einen Teil Gott geben, einen andern Teil dem Teufel geben. Erzürnt darüber, daß dort ein Teil dem Teufel gehört, geht Gott hinweg, und der Teufel wird das Ganze besitzen. Nicht umsonst sagt daher der Apostel: „Gebet dem Teufel keinen Raum“4. Laßt uns also, Brüder, das Lamm erkennen, laßt uns unsern Lösepreis erkennen.