5.
Darum gebet acht, meine Brüder, was der antwortet, der nachts zu Jesus kam. Obwohl er zu Jesus kam, so redet er doch, weil er nachts kam, aus der Finsternis seines Fleisches heraus. Er versteht nicht, was er vom Herrn hört, er versteht nicht, was er vom Lichte hört, welches jeden Menschen erleuchtet, der in diese Welt kommt1. Bereits hat der Herr zu ihm gesagt: „Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, so wird er das Reich Gottes nicht schauen. Nikodemus spricht zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren werden, da er alt ist?“ Der Geist redet zu ihm, und er denkt an S. 188 das Fleisch. Er denkt an sein Fleisch, weil er noch nicht an das Fleisch Christi denkt. Als nämlich der Herr Jesus gesagt hatte: „Wenn jemand mein Fleisch nicht ißt und mein Blut nicht trinkt, wird er das Leben nicht in sich haben“, nahmen einige von denen, die ihm nachfolgten, Ärgernis und sagten bei sich selbst: „Diese Rede ist hart, und wer kann sie hören?“ Sie meinten nämlich Jesus wolle sagen, daß sie ihn, wie ein Lamm zerschnitten, kochen und essen könnten, und zurückschaudernd vor solchen Worten zogen sie sich zurück und folgten ihm nicht länger nach. Der Evangelist berichtet so: „Und der Herr selbst blieb zurück mit den Zwölfen, und sie (sprachen) zu ihm: Siehe, Herr, jene haben dich verlassen; und er: Wollt etwa auch ihr weggehen?“ Damit wollte er zeigen, daß er ihnen notwendig war, nicht sie Christo notwendig waren. Niemand glaube, Christus schrecken zu können, wenn man zu ihm sagt, er solle Christ werden, gleich als ob Christus glücklicher würde, wenn du ein Christ bist. Es ist gut für dich, wenn du ein Christ bist; aber wenn du es nicht bist, wird es kein Übel sein für Christus. Höre das Wort des Psalmes: „Ich sprach zum Herrn: Mein Gott bist Du, denn meiner Güter bedarfst Du nicht“2. Darum „bist Du mein Gott, weil Du meiner Güter nicht bedarfst“. Wenn du ohne Gott bist, wirst du kleiner sein; wenn du mit Gott bist, wird Gott nicht größer sein. Er wird durch dich nicht größer, aber du wirst ohne ihn kleiner. Wachse also in ihm, mach dich nicht los von ihm, als ob er dadurch abnehmen würde. Du wirst gewinnen, wenn du hinzutrittst; du wirst verlieren, wenn du zurücktrittst3. Er bleibt, was er ist (integer manet), wenn du hinzutrittst; er bleibt was er ist, auch wenn du abfällst. Da er also zu den Jüngern gesagt hatte: „Wollt auch ihr weggehen?“ antwortete Petrus, jener Fels, im Namen aller: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens“. Gut schmeckte in seinem Munde das Fleisch des Herrn. Der Herr aber setzte es ihnen auseinander und sprach: „Der Geist ist es, der S. 189 lebendig macht“. Als er gesagt hatte: „Wenn jemand mein Fleisch nicht ißt und mein Blut nicht trinkt, wird er das Leben nicht in sich haben“, sprach er, damit sie es nicht fleischlich auffaßten: „Der Geist ist es, der lebendig macht, das Fleisch aber nützt nichts; die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und Leben“4.