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Werke Augustinus von Hippo (354-430) Tractatus in Euangelium Iohannis Vorträge über das Johannes-Evangelium (BKV)
15. Vortrag.

21.

S. 265 Wiederum zwingt er uns, über diese fünf Männer etwas Feinsinnigeres zu erforschen. Viele freilich haben, nicht gerade ungereimt und nicht ganz und gar unberechtigt, unter den fünf Männern dieses Weibes die fünf Bücher Moses verstanden1. Diese gebrauchten nämlich die Samaritaner und standen so unter demselben Gesetz; denn aus diesem Grunde hatten sie auch die Beschneidung. Allein weil uns da Folgende in die Enge treibt: „Und den du jetzt hast, ist nicht dein Mann“, so scheint es mir, als ob wir leichter annehmen könnten, die fünf früheren Männer der Seele seien die fünf Sinne des Körpers. Denn wenn einer geboren wird, wird er, bevor er Verstand und Vernunft gebrauchen kann, nur von den körperlichen Sinnen geleitet. In einem kleinen Kinde begehrt oder flieht die Seele, was gehört, was gesehen wird, was riecht, was schmeckt, was getastet wird. Sie begehrt, was den fünf Sinnen angenehm ist, sie flieht, was ihnen wehe tut. Denn diesen fünf Sinnen ist die Lust angenehm, der Schmerz zuwider. Nach diesen fünf Sinnen als gleichsam fünf Männern lebt anfänglich die Seele, weil sie durch sie geleitet wird. Warum aber wurden sie Männer genannt? Weil sie gesetzlich sind. Denn von Gott sind sie erschaffen und von Gott der Seele geschenkt. Schwach ist sie noch, welche durch diese fünf Sinne gelenkt wird und unter diesen fünf Männern tätig ist; allein sobald sie zu den Jahren des Vernunftgebrauchs kommt, folgt, wenn sich ihrer ein guter Unterricht und die Lehre der Weisheit angenommen hat, diesen fünf Männern nur der wahre, gesetzliche Mann zur Leitung nach, der besser ist als jene, der besser leitet, der zur Ewigkeit führt, zur Ewigkeit heranbildet, zur Ewigkeit unterweist. Denn diese fünf Sinne leiten uns nicht zur Ewigkeit an, sondern zu diesen zeitlichen Dingen, sei es um sie anzustreben oder zu meiden. Wenn aber einmal der mit Weisheit erfüllte Verstand die Seele zu leiten beginnt, dann weiß sie nicht mehr bloß eine Grube zu meiden und auf ebenem Boden zu gehen, was die Augen der schwachen Seele zeigen, und nicht mehr bloß angenehme S. 266 Laute gern zu hören und unangenehme von sich zu weisen, oder an lieblichen Gerüchen sich zu freuen und üble zu verschmähen, oder durch Süßes sich anlocken und durch Bitteres sich abstoßen zu lassen, oder durch Milde sich besänftigen und durch Rauheit sich erbittern zu lassen. Denn all dieses ist der schwachen Seele notwendig. Was für eine Herrschaft wird durch den Verstand ausgeübt? Nicht was weiß und schwarz ist, wird er unterscheiden, sondern was gerecht und ungerecht, was gut und bös, was nützlich und schädlich ist, Keuschheit und Sittenlosigkeit, um die eine zu lieben und die andere zu meiden, Liebe und Haß, um jene zu haben und diesen nicht zu haben.


  1. So z. B. Ambrosius In Luc. capp. 14 u. 20 (VII 199; IX 38). ↩

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Vorträge über das Johannes-Evangelium (BKV)

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