9.
[Forts. v. S. 363 ] Wenn also der Vater den Gliedern Christi etwas zeigt, so zeigt er es Christo. Es geschieht ein großes, aber doch wahres Wunder: es wird Christo gezeigt, was Christus wußte, und es wird Christo durch Christus gezeigt. Es ist etwas Wunderbares und Großes, aber die Schrift drückt sich so aus. Wollen wir den göttlichen Ansprüchen entgegentreten und sie nicht vielmehr zu verstehen suchen und wegen seiner Gabe dem Geber Dank sagen? Was heißt das, was ich sagte: es wird Christo gezeigt durch Christus? Es wird den Gliedern durch das Haupt gezeigt. Siehe, betrachte bei dir dies: stelle dir vor, du wolltest mit geschlossenen Augen etwas aufheben; die Hand weiß nicht, wohin sie langen soll, und gewiß deine Hand ist ein Glied von dir, denn sie ist von deinem Körper nicht getrennt; mach die Augen auf, nun sieht die Hand, wo sie hinlangen soll, dem zeigenden Haupte folgte das Glied. Wenn also bei dir so etwas stattfinden konnte, daß dein Leib deinem Leibe etwas zeigte und durch deinen Leib etwas deinem Leibe gezeigt wurde, so sei nicht verwundert, wenn es heißt: es wird Christo etwas durch Christus gezeigt. Es zeigt nämlich das Haupt, damit die Glieder sehen, und es lehrt das Haupt, damit die Glieder lernen; ein Mensch jedoch sind Haupt und Glieder. Er wollte sich nicht trennen, sondern ließ sich herbei, sich uns anzuschließen. Er war ferne von uns, und zwar sehr ferne; was ist so ferne als das Geschöpf und der Schöpfer? Was ist so ferne als Gott und der Mensch? Was ist so ferne als Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit? Was ist so ferne als Ewigkeit und Sterblichkeit? Siehe, wie ferne war das Wort im Anfang, Gott bei Gott, durch den alles geworden ist. Wie ist er also nahe geworden, damit er sei, was wir sind, und wir in ihm? „Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“1.
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Joh. 1, 14. ↩