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The City of God
Chapter 2.--Whether the Gods, Whom the Greeks and Romans Worshipped in Common, Were Justified in Permitting the Destruction of Ilium.
First, then, why was Troy or Ilium, the cradle of the Roman people (for I must not overlook nor disguise what I touched upon in the first book 1 ), conquered, taken and destroyed by the Greeks, though it esteemed and worshipped the same gods as they? Priam, some answer, paid the penalty of the perjury of his father Laomedon. 2 Then it is true that Laomedon hired Apollo and Neptune as his workmen. For the story goes that he promised them wages, and then broke his bargain. I wonder that famous diviner Apollo toiled at so huge a work, and never suspected Laomedon was going to cheat him of his pay. And Neptune too, his uncle, brother of Jupiter, king of the sea, it really was not seemly that he should be ignorant of what was to happen. For he is introduced by Homer 3 (who lived and wrote before the building of Rome) as predicting something great of the posterity of Aeneas, who in fact founded Rome. And as Homer says, Nep tune also rescued Aeneas in a cloud from the wrath of Achilles, though (according to Virgil 4 )
"All his will was to destroy
His own creation, perjured Troy."
Gods, then, so great as Apollo and Neptune, in ignorance of the cheat that was to defraud them of their wages, built the walls of Troy for nothing but thanks and thankless people. 5 There may be some doubt whether it is not a worse crime to believe such persons to be gods, than to cheat such gods. Even Homer himself did not give full credence to the story for while he represents Neptune, indeed, as hostile to the Trojans, he introduces Apollo as their champion, though the story implies that both were offended by that fraud. If, therefore, they believe their fables, let them blush to worship such gods; if they discredit the fables, let no more be said of the "Trojan perjury;" or let them explain how the gods hated Trojan, but loved Roman perjury. For how did the conspiracy of Catiline, even in so large and corrupt a city, find so abundant a supply of men whose hands and tongues found them a living by perjury and civic broils? What else but perjury corrupted the judgments pronounced by so many of the senators? What else corrupted the people's votes and decisions of all causes tried before them? For it seems that the ancient practice of taking oaths has been preserved even in the midst of the greatest corruption, not for the sake of restraining wickedness by religious fear, but to complete the tale of crimes by adding that of perjury.
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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
2. Haben die Götter, die von den Römern ebenso wie von den Griechen verehrt wurden, ihre Gründe gehabt, Ilion der Zerstörung preiszugeben?
Zuerst von Troja oder Ilion selbst, wo die Wiege des römischen Volkes stand und wo man (ich habe dies schon im ersten Buche berührt1 und man darf es nicht übergehen oder übersehen) die gleichen Götter hatte und verehrte: warum wurde die Stadt von den Griechen überwunden, erobert und zerstört? Man erwidert: „Priamus mußte für den Meineid seines Vaters Laomedon büßen“2. Demnach verhält es sich wirklich so, daß Apollo und Neptun dem Laomedon Taglöhnerdienste geleistet hatten? Denn eben diesen beiden soll er Lohn zugesagt und dann den Eid gebrochen haben. Wie merkwürdig! Apollo, den man den Seher nennt, mühte sich Band 1, S. 132mit so schwerer Arbeit und wußte nicht, daß Laomedon sein Versprechen nicht halten würde. Freilich steht es auch seinem Oheim Neptun, dem Bruder des Jupiter, dem Beherrscher des Meeres, schlecht genug an, keine Kenntnis der Zukunft zu haben. Denn diesen läßt Homer3, der doch vor der Gründung Roms gelebt haben soll, über die Nachkommenschaft des Äneas, des Stammvaters der Gründer Roms, eine wichtige Prophezeiung aussprechen; auch entriß Neptun den Äneas, wie Homer erzählt, in einer Wolke der mörderischen Hand des Achilles, „obgleich er“, wie er bei Vergil4 bekennt,
„das eidschwurbrüchige Troja
Das er selber erbaut, von Grund aus zu tilgen bereit war“.
Es war also so erhabenen Göttern wie Neptun und Apollo verborgen, daß ihnen Laomedon den Lohn vorenthalten würde, und sie führten, ohne Lohn oder Dank zu ernten, den Bau der Mauern von Troja. Da weiß man doch eigentlich nicht, was ärger ist, an solche Götter zu glauben oder solchen Göttern meineidig zu werden. Hat ja Homer selbst diese Fabel schwerlich geglaubt; denn er läßt zwar Neptun gegen die Trojaner, Apollo aber für sie kämpfen, während doch nach der Fabel beide durch den Eidbruch gereizt waren. Wenn sie also an die Fabeln glauben, so müssen sie sich der Verehrung solcher Gottheiten schämen; wenn sie an die Fabeln nicht glauben, dann dürfen sie sich auch nicht auf den Eidbruch der Trojaner berufen, oder sie müssen es recht sonderbar finden, daß die Götter den Eidbruch bei den Trojanern straften, bei den Römern dagegen ganz gerne sahen. Wie wäre es sonst möglich gewesen, daß sich „in dem großen und sehr herabgekommenen Staat“ um Catilina bei seiner Verschwörung auch eine Masse von Leuten scharte, „denen Hand und Zunge durch Eidbruch oder Bürgerblut den Lebensunterhalt verschaffte“5? Wodurch sonst als durch Meineid sündigten die Senatoren, wenn sie sich beim Rechtsprechen, sündigten die Bürger, wenn sie sich bei Wahlen oder sonstigen Anlässen, welche Band 1, S. 133Bürgerversammlungen beschäftigten, unzähligemal bestechen ließen? Denn wenn bei der allgemeinen Sittenverderbnis der alte Brauch der Eidesleistung beibehalten wurde, so geschah das nicht, um durch religiöse Scheu von Verbrechen abzuhalten, sondern um zu den übrigen Verbrechen auch noch Meineide zu häufen.