Übersetzung
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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
43. Die siebzig Übersetzer sind, unter Wahrung des Ansehens des hebräischen Textes, an autoritativem Charakter über alle anderen Übersetzer zu stellen.
Band 28, S. 1118Es gibt zwar auch andere Übersetzer, die die Heilige Schrift aus der hebräischen in die griechische Sprache übertragen haben, wie Aquila, Symmachus, Theodotion; und auch die Übersetzung ist hierher zu ziehen, deren Urheber nicht bekannt ist, weshalb sie ohne Beifügung eines Übersetzernamens einfach die fünfte Ausgabe heißt; allein die Kirche hat gleichwohl nur die eine, die Septuaginta, so ausschließlich übernommen, als wäre sie die einzige, und ihrer bedienen sich die griechischen Christen, die fast durchgehends nicht einmal von dem Vorhandensein anderer griechischer Übersetzungen etwas wissen. Aus dieser Septuaginta-Übersetzung fand sodann auch eine Übertragung ins Lateinische statt, und sie ist bei den lateinischen Kirchen in Gebrauch; aber auch eine Übersetzung aus dem Hebräischen unmittelbar ins Lateinische haben wir jetzt; der Priester Hieronymus, ein sehr gelehrter und aller drei Sprachen kundiger Mann, hat sie vor kurzem hergestellt1. Aber so sprachgewandt auch seine Leistung ist und obwohl die Juden die Übersetzung als zuverlässig anerkennen und die siebzig Dolmetscher vieler Irrtümer zeihen, so sind doch die Kirchen Christi der Ansicht, daß an Glaubwürdigkeit und Gewicht niemand über jene zahlreichen, vom Hohenpriester Eleazar für dieses große Werk ausgewählten Männer zu stellen sei; denn selbst wenn sich in ihnen nicht ein und derselbe Geist, ohne Zweifel der Geist Gottes, kundgegeben hätte, sondern die siebzig Gelehrten ihre Übersetzungen, wie es sonst wohl üblich ist, Wort für Wort miteinander verglichen hätten, um als endgültige Fassung die festzustellen, die den Beifall aller fände, so würde man ihnen doch nicht einen einzelnen Übersetzer vorziehen dürfen; da sich nun aber an ihnen ein so deutliches Zeichen von Göttlichkeit kundgegeben hat, so wird sofort jeder andere, wirklich zuverlässige Übersetzer, der diese Schriften aus dem Hebräischen in was immer für eine Sprache überträgt, Band 28, S. 1119entweder mit diesen siebzig Dolmetschern übereinstimmen, oder man hat, wo er von ihnen offensichtlich abweicht, anzunehmen, daß bei den Siebzig ein tiefer prophetischer Sinn vorliege. Denn derselbe Geist, der in den Propheten war, als sie ihre Aussagen machten, war auch in den siebzig Männern, als sie deren Aussagen übersetzten; und er konnte doch offenbar als Gott mit bindender Kraft etwas anderes sagen, als der Prophet ursprünglich gesagt hat, und es ist dann gerade so, wie wenn der Prophet beides zumal gesagt hätte, weil ja doch beides zumal ein und derselbe Geist sagte; und ebenso konnte der Geist Gottes ein und dasselbe auf verschiedene Weise ausdrücken, so daß bei abweichendem Wortlaut doch der gleiche Sinn im Urtext und bei den Siebzig vorliegt und dem richtigen Verständnis sich erschließt; er konnte ferner etwas weglassen und etwas hinzufügen, um auch dadurch zu zeigen, daß bei dieser Übersetzungsarbeit nicht sklavische Worttreue maßgebend war, wie bei rein menschlichen Übersetzungsarbeiten, sondern die Macht Gottes, die den Geist des einzelnen Übersetzers erfüllte und leitete. Manche haben ja den griechischen Text der Septuaginta nach hebräischen Handschriften verbessern zu sollen geglaubt; aber sie wagten doch nicht die Stellen wegzulassen, die sich in den hebräischen Handschriften nicht finden, wohl aber in der Septuaginta; sie beschränkten sich vielmehr darauf, den Septuagintatext um das zu vermehren, was sich nur in den hebräischen Handschriften fand, und haben diese Zusätze kenntlich gemacht durch ein sternartiges Zeichen am Anfang des betreffenden Verses, den sogenannten Asteriscus. Dagegen was sich in der hebräischen Überlieferung nicht findet, sondern nur im Septuagintatext, haben sie ebenfalls bezeichnet, and zwar durch liegende Strichlein am Versanfang, ähnlich wie man bei Zahlen die Bruchstriche schreibt. Und auch lateinische Handschriften mit solchen Zeichen findet man zahlreich und überall. Dagegen Abweichungen, also nicht Weglassungen oder Zusätze, sondern nur Abweichungen im Wortlaut, gleichviel ob sie einen anderen, ebenfalls zulässigen Sinn ergeben oder inhaltlich das gleiche mit anderen Worten sagen, lassen sich nur durch Vergleichung der Band 28, S. 1120beiderseitigen Textüberlieferung feststellen. Für uns kommt bei diesen Schriften des Alten Testamentes weiter nichts in Betracht als zu wissen, was der Geist Gottes durch Vermittlung von Menschen gesprochen hat; was sich nun in der hebräischen Textüberlieferung findet und in der Septuaginta fehlt, das wollte der Geist Gottes eben nicht durch die siebzig Übersetzer, sondern durch die Propheten selbst mitteilen; dagegen was sich in der Septuaginta findet und im hebräischen Texte fehlt, das wollte derselbe Geist lieber durch die siebzig Übersetzer als durch die Propheten selbst mitteilen, wodurch er darauf hinwies, daß die einen wie die anderen Propheten seien. Auf solche Weise hat er ja auch inhaltlich anderes mitgeteilt durch Isaias als durch Jeremias und wieder anderes durch wieder andere Propheten, oder er hat inhaltlich das gleiche auf verschiedene Art durch verschiedene Propheten mitgeteilt, wie er eben wollte. Was sich aber sowohl bei den Propheten wie in der Septuaginta in gleicher Weise findet, das wollte ein und derselbe Geist durch die Propheten und durch die Siebzig mitteilen, nur daß die einen mit ihren Prophezeiungen früher hervortreten, die anderen mit ihrer prophetischen Übersetzung nachfolgen sollten; denn wie in den Propheten der einheitliche Geist des Friedens lebendig war, so daß sie die Wahrheit einhellig bezeugten, so tat sich auch in den Übersetzern, da sie sich nicht untereinander besprachen und dennoch den ganzen Text einheitlich wie ein einziger Übersetzer wiedergaben, derselbe einheitliche Geist kund
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390-405 übersetzte der hl. Hieronymus das Alte Testament aus dem hebräischen Urtext, eine Übersetzung, die zunächst freilich schwer Eingang fand, in der Folge aber die „Vulgata“ der Kirche wurde. Vgl. auch. Augustinus, De doctr. christ. II 15; Epist. 71; 75. ↩
Edition
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De civitate Dei (CCSL)
Caput XLIII: De auctoritate septuaginta interpretum, quae, saluo honore Hebraei stili, omnibus sit interpretibus praeferenda.
Nam cum fuerint et alii interpretes, qui ex Hebraea lingua in Graecam sacra illa eloquia transtulerunt, sicut Aquila, Symmachus, Theodotion; sicut etiam illa est interpretatio, cuius auctor non apparet et ob hoc sine nomine interpretis quinta editio nuncupatur: hanc tamen, quae septuaginta est, tamquam sola esset, sic recepit ecclesia, eaque utuntur Graeci populi Christiani, quorum plerique utrum alia sit aliqua ignorant. ex hac septuaginta interpretatione etiam in Latinam linguam interpretatum est, quod ecclesiae Latinae tenent; quamuis non defuerit temporibus nostris presbyter Hieronymus, homo doctissimus et omnium trium linguarum peritus, qui non ex Graeco, sed ex Hebraeo in Latinum eloquium easdem scripturas conuerterit. sed eius tam litteratum laborem quamuis Iudaei fateantur esse ueracem, septuaginta uero interpretes in multis errasse contendant: tamen ecclesiae Christi tot hominum auctoritati ab Eleazaro tunc pontifice ad hoc tantum opus electorum neminem iudicant praeferendum; quia, etsi non in eis unus apparuisset spiritus sine dubitatione diuinus, sed inter se uerba interpretationis suae septuaginta docti more hominum contulissent, ut, quod placuisset omnibus, hoc maneret, nullus eis unus interpres debuit anteponi; cum uero tantum in eis signum diuinitatis apparuerit, profecto quisquis alius illarum scripturarum ex Hebraea in quamlibet aliam linguam interpres est uerax, aut congruit illis septuaginta interpretibus, aut si non congruere uidetur, altitudo ibi prophetica esse credenda est. spiritus enim, qui in prophetis erat, quando illa dixerunt, idem ipse erat etiam in septuaginta uiris, quando illa interpretati sunt; qui profecto auctoritate diuina et aliud dicere potuit, tamquam propheta ille utrumque dixisset, quia utrumque idem spiritus diceret, et hoc ipsum aliter, ut, si non eadem uerba, idem tamen sensus bene intellegentibus dilucesceret, et aliquid praetermittere et aliquid addere, ut etiam hinc ostenderetur non humanam fuisse in illo opere seruitutem, quam uerbis debebat interpres, sed diuinam potius potestatem, quae mentem replebat et regebat interpretis. nonnulli autem codices Graecos interpretationis septuaginta ex Hebraeis codicibus emendandos putarunt; nec tamen ausi sunt detrahere, quod Hebraei non habebant et septuaginta posuerunt; sed tantummodo addiderunt, quae in Hebraeis inuenta apud septuaginta non erant, eaque signis quibusdam in stellarum modum factis ad capita eorundem uersuum notauerunt, quae signa asteriscos uocant. illa uero, quae non habent Hebraei, habent autem septuaginta, similiter ad capita uersuum iacentibus uirgulis, sicut scribuntur unciae, signauerunt. et multi codices has notas habentes usquequaque diffusi sunt et Latini. quae autem non praetermissa uel addita, sed aliter dicta sunt, siue alium sensum faciant etiam ipsum non abhorrentem, siue alio modo eundem sensum explicare monstrentur, nisi utrisque codicibus inspectis nequeunt reperiri. si ergo, ut oportet, nihil aliud intueamur in scripturis illis, nisi quid per homines dixerit dei spiritus, quidquid est in Hebraeis codicibus et non est apud interpretes septuaginta, noluit ea per istos, sed per illos prophetas dei spiritus dicere. quidquid uero est apud septuaginta, in Hebraeis autem codicibus non est, per istos ea maluit quam per illos idem spiritus dicere, sic ostendens utrosque fuisse prophetas. isto enim modo alia per Esaiam, alia per Hieremiam, alia per alium aliumque prophetam uel aliter eadem per hunc ac per illum dixit, ut uoluit. quidquid porro apud utrosque inuenitur, per utrosque dicere uoluit unus atque idem spiritus; sed ita ut illi praecederent prophetando, isti sequerentur prophetice illos interpretando; quia sicut in illis uera et concordantia dicentibus unus pacis spiritus fuit, sic et in istis non se cum conferentibus et tamen tamquam ore uno cuncta interpretantibus idem spiritus unus apparuit.