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Werke Augustinus von Hippo (354-430) De Civitate Dei

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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)

21. Die Undankbarkeit Roms gegen seinen Retter Scipio und der sittliche Zustand zu der Zeit, da er nach Sallust ganz vorzüglich war.

Zwischen dem zweiten und dem letzen punischen Krieg sodann, in der Zeit, da nach Sallust bei den Band 1, S. 171Römern eine ganz vorzügliche sittliche Verfassung und die größte Eintracht herrschte (ich muß mit Rücksicht auf die durch das Thema geforderte Beschränkung vieles übergehen), also just während der Herrschaft der trefflichsten Sitten und der größten Eintracht war es, daß Scipio, der Befreier Roms und Italiens, der glorreiche und wunderbar begabte Beendiger des furchtbaren, so verderblichen und gefährlichen zweiten punischen Krieges, Hannibals Besieger und der Bezwinger Karthagos, der von Jugend auf, wie wir aus Schilderungen wissen, in Ergebenheit gegen die Götter und im Schatten der Tempel gelebt hatte, den Anklagen seiner Feinde wich, der Vaterstadt, die er durch seine Tüchtigkeit gerettet und befreit hatte, den Rücken kehrte und in dem Flecken Linternum sein Leben weiterhin zubrachte und beschloß; ihn zog trotz des glänzenden Triumphes kein Sehnen nach jener Stadt; er soll sogar angeordnet haben, daß ihm nicht einmal bei seinem Tode eine Leichenfeier in der undankbaren Vaterstadt veranstaltet werde. Danach fand durch den Prokonsul Gn. Manlius, der über die Galater triumphierte, die asiatische Üppigkeit, der schlimmste aller Feinde, Eingang in Rom. Damals sah man nämlich zuerst metallbeschlagene Betten und kostbare Teppiche; damals fing man an, bei den Gastmählern Saitenspielerinen und andere freche and nichtswürdige Gepflogenheiten einzuführen. Doch hier habe ich von den Übeln zu sprechen, die die Menschen mit Unmut ertragen, nicht von denen, die sie mit Lust herbeiführen. Deshalb gehört das erwähnte Schicksal Scipios, der seinen Feinden aus dem Wege ging und außerhalb der von ihm befreiten Vaterstadt sein Leben beschloß, enger zum Thema, weil ihm die römischen Gottheiten, von deren Tempeln er Hannibal ferne hielt, nicht mit gleicher Wohltat vergalten, da sie doch nur wegen des irdischen Glückes verehrt werden. Weil jedoch Sallust von der ausgezeichneten Sittlichkeit jener Zeit spricht, glaubte ich die kurze Abschweifung über die asiatische Üppigkeit machen zu sollen, damit man sich klar sei darüber, daß Sallust das nur beziehungsweise, im Vergleich zu anderen Zeiten, gemeint habe, die freilich unter der Herrschaft der ernstesten Zwistigkeiten Band 1, S. 172eine noch schlimmere Sittenlosigkeit zeitigten. Denn damals, nämlich zwischen dem zweiten und dem letzten Krieg mit Karthago, wurde auch das Voconische Gesetz erlassen, das die Erbeinsetzung der Frauen, selbst der einzigen Tochter, verbot. Etwas Ungerechteres als dieses Gesetz läßt sich kaum nennen oder denken. Immerhin aber war die Unseligkeit in dieser ganzen Zeit zwischen den zwei punischen Kriegen noch einigermaßen erträglich. Nur durch Kriege nach außen wurde das Heer mitgenommen, zugleich aber durch Siege entschädigt, während im Staate selbst nicht, wie sonst, wütende Zwietracht herrschte. Aber im letzten punischen Krieg wurde von dem andern Scipio, der deshalb ebenfalls den Beinamen Africanus erhielt, in einem einzigen Sturmangriff die Nebenbuhlerin des römischen Reiches von der Wurzel aus vernichtet, und von da ab wurde der römische Staat von so gehäuften Übeln bedrängt, daß es offen zu Tage trat, wieviel mehr Unheil — infolge der nun eintretenden Wohlfahrt und Sicherheit, woraus als Quelle dieser Übel eine nur allzu schlimme Sittenverderbnis entsprang — die rasche Zerstörung Karthagos anstiftete als vordem seine lange Gegnerschaft. In dieser ganzen Zeit bis zu Cäsar Augustus, der selbst nach Ansicht unserer Gegner den Römern augenscheinlich nicht mehr eine ruhmreiche, sondern eine hadersüchtige, verderbliche, schon völlig entnervte und sieche Freiheit auf alle Weise entwand, durchgehends die königliche Willkür wieder aufrichtete und den vor Krankheit und Alter zusammengebrochenen Staat in gewissem Sinne wieder herstellte und erneuerte, in dieser ganzen Zeit also, auf die ich nicht näher eingehen will, immer wieder Kriegsunglück aus den verschiedensten Ursachen, dann der Vertrag1 mit Numantia, von unauslöschlicher Schmach befleckt; es waren ja die Hühner aus ihrem Käfig davongeflogen und hatten dem Konsul Mancinus ein schlimmes Vorzeichen gegeben; als ob in der langen Reihe von Jahren, während deren diese kleine Stadt dem römischen Belagerungsheer zugesetzt hatte, sodaß Band 1, S. 173sie bereits dem mächtigen römischen Staat ein Gegenstand des Schreckens zu sein anfing, andere Feldherren unter anderem Vorzeichen gegen sie vorgegangen wären.


  1. des Konsuls und Heerführers C. Hostilius Mancinus, 187 v. Chr. ↩

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De civitate Dei (CCSL)

Caput XXI: Quam ingrata fuerit Romana ciuitas Scipioni liberatori suo et in quibus moribus egerit, quando eam Sallustius optimam fuisse describit.

Porro inter secundum et postremum bellum Carthaginiense, quando Sallustius optimis moribus et maxima concordia dixit egisse Romanos - multa enim praetereo suscepti operis modum cogitans - , eodem ipso ergo tempore morum optimorum maximaeque concordiae Scipio ille Romae Italiaeque liberator eiusdemque belli Punici secundi tam horrendi, tam exitiosi, tam periculosi praeclarus mirabilisque confector, uictor Hannibalis domitorque Carthaginis, cuius ab adulescentia uita describitur dis dedita templisque nutrita, inimicorum accusationibus cessit carensque patria, quam sua uirtute saluam et liberam reddidit, in oppido Linternensi egit reliquam conpleuitque uitam, post insignem suum triumphum nullo illius urbis captus desiderio, ita ut iussisse perhibeatur, ne saltem mortuo in ingrata patria funus fieret. deinde tunc primum per Cn. Manlium proconsulem de Gallograecis triumphantem Asiatica luxuria Romam omni hoste peior inrepsit. tunc enim primum lecti aerati et pretiosa stragula uisa perhibentur; tunc inductae in conuiuia psaltriae et alia licentiosa nequitia. sed nunc de his malis, quae intolerabiliter homines patiuntur, non de his, quae libenter faciunt, dicere institui. unde illud magis, quod de Scipione commemoraui, quod cedens inimicis extra patriam, quam liberauit, mortuus est, ad praesentem pertinet disputationem, quod ei Romana numina, a quorum templis auertit Hannibalem, non reddiderunt uicem, quae propter istam tantummodo coluntur felicitatem. sed quia Sallustius eo tempore ibi dixit mores optimos fuisse, propterea hoc de Asiana luxuria commemorandum putaui, ut intellegatur etiam illud a Sallustio in conparationem aliorum temporum dictum, quibus temporibus peiores utique in grauissimis discordiis mores fuerunt. nam tunc, id est inter secundum et postremum bellum Carthaginiense, lata est etiam lex illa Voconia, ne quis heredem feminam faceret, nec unicam filiam. qua lege quid iniquius dici aut cogitari possit, ignoro. uerumtamen toto illo interuallo duorum bellorum Punicorum tolerabilior infelicitas fuit. bellis tantummodo foris conterebatur exercitus, sed uictoriis consolabatur; domi autem nullae, sicut alias, discordiae saeuiebant. sed ultimo bello Punico uno impetu alterius Scipionis, qui ob hoc etiam ipse Africani cognomen inuenit, aemula imperii Romani ab stirpe deleta est, ac deinde tantis malorum aggeribus obpressa Romana respublica, ut prosperitate ac securitate rerum, unde nimium corruptis moribus mala illa congesta sunt, plus nocuisse monstretur tam cito euersa, quam prius nocuerat tam diu aduersa Carthago. hoc toto tempore usque ad Caesarem Augustum, qui uidetur non adhuc uel ipsorum opinione gloriosam, sed contentiosam et exitiosam et plane iam eneruem ac languidam libertatem omni modo extorsisse Romanis et ad regale arbitrium cuncta reuocasse et quasi morbida uetustate conlapsam ueluti instaurasse ac renouasse rempublicam; toto ergo isto tempore omitto ex aliis atque aliis causis etiam atque etiam bellicas clades et Numantinum foedus horrenda ignominia maculosum; uolauerant enim pulli de cauea et Mancino consuli, ut aiunt, augurium malum fecerant; quasi per tot annos, quibus illa exigua ciuitas Romanum circumsessa exercitum adflixerat ipsique Romanae reipublicae terrori esse iam coeperat, alii contra eam alio augurio processerunt.

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